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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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selbstverständlich inoffiziell, mit, daß es sich bei dem Revolver augenscheinlich um die Tatwaffe handele. Noch stehe aber die Untersuchung der Kugel aus, und mit einer offiziellen Antwort sei erst im Laufe einer Woche zu rechnen. Michael hörte schweigend zu, und erst am Ende des Gespräches bedankte er sich. Er ließ den Blick nicht von Linder, der sehr angespannt dasaß. Seine Hände zitterten, sein Gesicht war bleich, bleicher noch als bei seinem Eintritt ins Zimmer.
    Mit schwacher Stimme bat er, wenigstens das Telefon benutzen zu dürfen. Die Frage kam Michael bekannt vor, auch der Ton. Michael nahm sich vor, ihn nach dem vom Institut geführten Gespräch zu fragen.
    Linder wählte und sprach ausführlich mit einer gewissen Dina. Er diktierte ihr Namen und Telefonnummern und bat sie, Termine abzusagen und einen Zettel an die Tür zu hängen, falls sie den Patienten, der für zehn Uhr erwartet wurde, nicht erreichen könne. »Bitte gehen Sie zur Tür, wenn es klingelt, auch wenn Sie selbst gerade niemanden erwarten, und richten Sie den Patienten aus, daß ich leben dig und gesund bin, daß aber eine höhere Macht mich an der Arbeit hindert.« Beleidigt und zugleich spöttisch sah er dabei Michael an, der aber nicht reagierte, sondern mit der Hand über seine verbliebenen Bartstoppeln fuhr und alle elektrischen Rasierapparate der Welt verfluchte.
    Vom anderen Ende der Leitung wurde etwas gefragt, und Linder antwortete kurz und trocken: »Vom Russischen Platz.« Dann bedankte er sich sehr und legte den Hörer auf die Gabel.
    Michael wiederholte seine letzte Frage.
    »Sie wollen also ein richtiges Alibi«, murmelte Linder, »genau wie in den Kriminalromanen?« Er zündete sich eine Zigarette an, die er aus seiner Tasche zog, ohne Michael eine anzubieten. »Aber ich habe Ihnen bereits alles aufgeschrieben, bereits gestern. Erinnern Sie sich nicht?«
    Michael reagierte nicht.
    »Am Freitag waren Freunde bei uns, zum Abendessen.  Ich habe das Haus überhaupt nicht verlassen, bei uns bin ich der Koch. Sie sind erst gegen zwei Uhr morgens gegangen, zwei Stunden zu spät, nach meiner Meinung. Es war nicht einmal interessant. Kollegen meiner Frau.«
    Michael bat um Namen und Adressen und notierte sie langsam und genau. Auf das Tonbandgerät sollte man sich nicht verlassen. Endlich legte er den Bleistift weg und fragte: »Und was gab es zu essen?« Linder sah ihn erst ungläubig und dann verärgert an, aber Michael nahm seine Frage nicht zurück.
    »Also«, begann Joe. »Vorspeise: gefüllte Tomaten. Hauptgang: Lammkeule mit Reis und Pinienkernen, grüner Salat. Soll ich weiter aufzählen?«
    Michael, der jedes Wort aufgeschrieben hatte, nickte, ohne die Augen von Linder abzuwenden, und dieser fuhr fort: »Nachtisch: Obstsalat, dann Kaffee und Kuchen natürlich. Interessiert Sie auch die Weinsorte?«
    »Nicht nötig«, sagte Michael, ohne auf den Sarkasmus einzugehen. »Und nachher, als die Gäste gegangen waren?«
    »Nachher war es spät. Daniel konnte nicht einschlafen, ich weiß nicht, warum. Vielleicht fühlte er sich nicht gut. Daniel ist mein Sohn. Er ist vier. Dalia, meine Frau, schlief, und ich war an der Reihe aufzustehen. Ich war beinahe bis zehn mit Daniel zusammen, weil Sabbat war und ich erst dann zur Vorlesung und der Sitzung der Ausbildungskommission, die danach stattfinden sollte, gegangen bin. Dalia schlief. Sie hat keine Schlafprobleme.«
    »Wo waren Sie mit ihm? « fragte Michael, als wäre die Frage auf dem Formular vor ihm verzeichnet.
    »Wo kann man morgens früh um sechs sein? Anfangs zu Hause, Spiele, Bücher, Frühstück. Dann vor dem Haus. Es war kalt.« Linder erwähnte seine Rückenschmerzen und die Schwierigkeit, Ball zu spielen, wenn der Rücken schmerzt. Es folgte ein genauer Bericht, wie er auf einem Baumstumpf saß und den Ball fing. Die Feindseligkeit war verschwunden. Wieder erzählte Linder ungefragt Einzelheiten, freundlich und humorvoll, als wolle er mitarbeiten und helfen, so gut es geht.
    Der Polizeipsychologe hatte Michael während einer Unterhaltung im Café an der Ecke einmal gesagt, daß bestimmte Menschen prinzipiell Schuldgefühle hätten. Sie reden sich die Schlinge um den Hals, sie benehmen sich wie Raskolnikow, »obwohl sie keinerlei Verbrechen begangen haben. In Wirklichkeit wollen sie gefallen«. Jetzt erinnerte sich Michael daran, und er dachte, daß auch Analytiker Menschen sind. Sie haben einen besonderen Beruf gelernt, aber das verschafft ihnen noch nicht die

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