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Denn am Sabbat sollst du ruhen

Denn am Sabbat sollst du ruhen

Titel: Denn am Sabbat sollst du ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Michael, der wieder in sein Zimmer ging, setzte sich wortlos und verbog weiter Büroklammern. Michael sah sie prüfend an. »Nun, was ist los? Erzähl mir bloß nicht, daß du müde bist, dir fehlt doch etwas. Oder willst du lieber nicht mit mir reden?«
    Mit feuchten Augen schüttelte Zila den Kopf, sie wollte schweigen.
    Michael sagte seufzend: »Gut, vielleicht wird dich ein wenig Arbeit aufmuntern.« Und er reichte ihr eine Namensliste. Er rätselte schon länger über Zilas und Elis Beziehungen. Sie zeigten keine offene Zuneigung, aber zuweilen traten Spannungen zwischen ihnen auf, und manchmal hatte er das Gefühl, als ob er sie mitten in grundsätzlichen Gesprächen störte. Er nahm an, daß sie sich auch außerhalb der Dienstzeit trafen, aber niemals wurde offen über die Art ihrer Beziehung gesprochen.
    Zila putzte sich die Nase, wischte sich die Augen und fragte: »Was bedeuten all diese Namen?« In ihrer Stimme lag ein Vorwurf, der Michael ungehalten machte. »Das ist das Verzeichnis der Leute, die auf Linders Party waren, auf der vielleicht der Revolver gestohlen wurde. Wir haben hier vierzig Leute, die wir vernehmen müssen, Eli, du und ich und noch zwei, die ich noch auftreiben muß, wir werden sehen. Vielleicht kann man die Überwachung des Alten einstellen, dann haben wir schon wieder einige Leute gespart. Wir werden überprüfen, was die Partygäste getan haben und wo sie waren. Sie müssen alle vorgeladen werden. Wenn du sie erreicht hast, muß man sich auch an die Patienten und Kandidaten heranmachen, die nicht auf der Party waren. Aber vorerst warten wir, bis Eli wiederkommt«, sagte er und versuchte, ihr Geschniefe zu ignorieren. »Glaub mir«, meinte er schließlich sanft, »Arbeit heilt alle Wunden. Wenn ich auch nicht weiß, was dir fehlt, die Arbeit wird dir gut tun. Und wenn du in ungefähr einer Stunde wieder zu mir kommst – auch wenn du nicht fertig geworden bist, denn auch über die Beerdigung muß gespro chen werden –, wirst du ganz anders aussehen.« Und in dem scherzhaften Ton, in dem er sich auch an Juval gewandt hatte, als der Junge unglücklich und trotzig war, setzte Michael flüsternd hinzu: »Und dann wirst du wieder die beste Koordinatorin einer Sonderkommission in ganz Jerusalem sein.«
    Zila faltete den Bogen viermal, schüttelte die Hand ab, die auf ihrer Schulter lag, nahm ihre große Tasche und verließ das Zimmer.
    Michael blieb einen Augenblick verblüfft stehen, stürzte dann ans Telefon und wählte Dina Silbers Nummer. Es antwortete eine weibliche Stimme. Sie sei die Putzfrau und wisse von nichts. Niemand sei zu Hause. Frau Silber habe Telefon in der Praxis, aber man dürfe nur zehn Minuten vor jeder vollen Stunde anrufen, wenn Frau Silber eine Pause habe, sagte sie warnend. Wie ein gebranntes Kind, dachte Michael und notierte die Nummer. Es war viertel vor zehn, in fünf Minuten konnte er anrufen. Er ging zu Imanuel Schorr, dessen Zimmer neben seinem lag und kaum größer war. Imanuel saß, eine große Tasse Kaffee in der Hand, an seinem mit Papieren beladenen Tisch. Sein Gesicht hellte sich auf, als er Michael sah.
    »Was gibt es Neues?« fragte er und deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. Michael blieb stehen. »Nichts. Eli ist schon zum Steuerberater gefahren, Zila ruft Leute an, die wir verhören wollen, und die Beerdigung findet heute um eins statt. Ich brauche Fotografen und jemanden für Beschattungen. Ich komme mit drei Leuten und einem Nachrichtenoffizier nicht aus, und die Leute zur Bewachung des Alten können unmöglich abgezogen werden. Jemand könnte es ausgerechnet dann versuchen, wenn er auf der Beerdigung ist.«
    »Nun, das läßt sich arrangieren. Um eins, sagen Sie? Wie viel? Sind zwei genug? Inklusive Fotograf? Ich glaube, zwei sollten genügen. Wenn Sie doch mehr Leute benötigen, sagen Sie's, und Sie bekommen sie. Warum sehen Sie denn die ganze Zeit auf die Uhr?«
    »Ich muß um zehn vor telefonieren«, entgegnete Michael und lächelte, weil er sich an die Geschichte von Pu dem Bär erinnerte, die er vor Jahren Juval vorgelesen hatte. Er fühlte sich wie I-Ah, der Esel, ohne zu wissen, weshalb. »Ach, ich habe Ihnen nichts von dem Gärtner erzählt«, ergänzte er und berichtete von Ali. Er schloß mit den Worten: »Ich habe das seltsame Gefühl, als sei da etwas, woran ich nicht gedacht habe, als würde etwas geschehen. Seltsam. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Schorr schüttelte verneinend den Kopf.
    »Nicht wichtig. Sie organisieren zwei

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