Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Verdächtiger Nummer zwei. Oder andersrum. Egal. Ihm wü rde ich es auch zutrauen.«
Da fiel Lene noch etwas ein – und auf.
»Und diese Mrs Shiller, Matthews Ehefrau? Grund zu Eifersucht gab es. Und wir wissen nicht, ob sie schon gestern in Nürnberg war und heute Morgen nur so getan hat, als ob sie erst jetzt von München gekommen wäre.«
Sie griff schon nach dem Telefon.
»Sandra? Bitte, suchst du mal alle Flüge von Vancouver in Kanada nach München heraus? Am Sonntag. Und mögliche Zugverbindungen München- Nürnberg? Schau mal, ob die Frau von Shiller es nach Nürnberg geschafft haben könnte vor siebzehn oder achtzehn Uhr, vorher im Hotel in München einzuchecken und dann zum Münchner Bahnhof und hierher nach Nürnberg zu kommen. Plus Taxifahrt zu Melanie Merthens. Ankunft dort circa achtzehn Uhr.«
Als sie aufgelegt hatte, war sie zufrieden. Vielleicht schon drei Verdächt ige.
Kapitel 9
Mike war hingerissen von den österreichischen Alpen. Die Burg bei Ki efersfelden, die Straße nach Sankt Johann, die Schroffheit des Wilden Kaisers und des Steinernen Meers beeindruckte ihn.
»Hier sind sogar die Berge ganz anders als bei uns. Yosemite hast du ja nicht gesehen, aber den Sequoia Nati onal Park doch– findest du nicht auch, dass sich die Berge in der Form unterscheiden?«
Als sie dann endlich in das Glemmtal einbogen, registrierte er, wie schnell sich die Landschaft innerhalb des Tales veränderte. Die Schneedecke der Berge war bereits dick und geschlossen, die Skisa ison konnte beginnen. Selbst unten am Berg lag der Schnee schon so tief, dass man bis zur Talstation fahren konnte. Links von ihnen fuhren sie jetzt an der Nordseite des Schattbergs entlang, vor ihnen tauchte der Zwölferkogel auf, strahlend und gleißend im Sonnenlicht. Darauf wie Ameisen die Skifahrer.
»Gleich hinter dem Berg dort vorn liegt unsere Wo hnung.«
Nervös hielt sie nach Jugendgruppen Ausschau. Aber die Straße war fast leergefegt.
Sie fuhren durch den Tunnel und kurz darauf an dem Haus vorbei, in dem Lenes Wohnung lag. »Ganz oben, das zweite Fenster, ist unseres. Aber ich will doch erst versuchen, Sven zu finden.«
Das Lindlinghaus lag jedoch verlassen im mittäglichen Sonne nschein. Die Haustür verschlossen.
Lene zuckte die Schultern. »War nur ein Versuch. Sie kommen s icher erst gegen vier vom Berg. Um halb vier schließen die Lifte. Solange müssen wir uns wohl noch gedulden.« Oder sollte sie schon vorher über Handy versuchen, ihn aus der Gruppe nach unten zu holen? Aber eine Kommissarin aus Nürnberg, die ihn sprechen will – nein, sie wollte nicht, dass er sich wappnen konnte, falls er etwas mit dem Tod seiner Großmutter zu tun hatte. Hier half nur Geduld. Sie wendete und bog kurz darauf auf den Parkplatz vor ihrem Apartmenthaus ein.
»Komm, ich bin gespannt, was du sagst! «
Als sie die Wohnung betraten, die sich lichtdurchflutet, warm und gemütlich von ihrer schönsten Seite zeigte, schien es ihm so zu gehen wie Lene damals, als sie das erste Mal hier hereingekommen war. Vor ihnen, hinter der Fensterfront, die über die ganze Wand ging, lag das Tal und hinten die Panoramakette des Talschlusses, in der Mitte gekrönt durch den Tristkogel. Der blaue Himmel, die Sonne auf den weißen Bergen. Eine Postkartenlandschaft.
Er sah sich kurz im Zimmer um, nahm den weichen, pflaumenfarbenen Gabehteppich ebenso wahr, wie die gemütliche weiße Sofaecke und gege nüber das TV Regal mit Fernseher und DVD Player. Sein Blick glitt über das breite, schon gemachte Bett und ein Lächeln wanderte zu Lene, dann sah er kurz in die kleine Küche, bemerkte sofort den Geschirrspüler, der Lenes ganzer Stolz war. Ihr planerisches Meisterstück, ihn in der winzigen Küche unterzubringen. Er warf einen kurzen Blick in das kleine Zimmer mit ebenfalls einem großen Bett – ihr blaues Zimmer, wie Lene es nannte, wegen der blauen Vorhänge. Ging zurück in die kleine Diele, schob die Türen des leeren Schrankes auseinander und schaute schließlich ins Badezimmer. Dann ging er zielstrebig zur Balkontür, öffnete sie und trat hinaus. Das Rauschen der Saalach verbreitete eine besondere Art von Frische und gleichzeitig eine tiefe Ruhe. Er schien alles in sich aufzusaugen, drehte sich dann zu ihr um.
»Es ist einfach wunderschön hier.« Und Lene war glüc klich.
Sie sah auf die Uhr. Viertel vor drei. Sie kochte Kaffee und deckte den Tisch. Sie hatten noch etwas Zeit. Kurze Zeit später rief Sandra an.
»Mrs Shiller – also
Weitere Kostenlose Bücher