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Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Sarah in San Francisco hätte ihr recht gegeben. In langen Gesprächen hatte Lene viel von beiden g elernt. Es fiel ihr jetzt leichter, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sich ereigneten. Sie hatte sogar im September mit einem Yogakurs angefangen und fühlte sich seitdem viel ausgeglichener und gelassener.
    Mike fuhr diesmal, sodass Lene auf der Autobahn noch einmal die Notizen durchgehen konnte. Manchmal sah sie hoch auf seine kraf tvollen Hände. Sie waren mit das erste gewesen, damals in San Francisco, was sie so angezogen hatte. Außer seinen Augen natürlich.
    Wieder sah sie hinunter auf die Zettel und ihren Block. Aber bisher kam sie nicht weiter. Deshalb griff sie nach hi nten nach dem kleinen Buch, das auf dem Rücksitz aus ihrer Tasche gerutscht war.

    Einsames Licht in der Nacht,
    spiegelnder Glanz einer Kerze im Schnee.
    Weihnacht – Heilige Nacht.
    Wie ein Kirchenchor wiegen die Tannen,
    begleitend Organ der Wind.
    Die Mutter – und in der Krippe –
    Das Heilige Kind.
    Sternenglanz ,
    der Engel Tanz
    Andacht im Wald
    Eine Kerze.
    Einsames Licht in der Nacht,
    alles schläft, einsam wacht,
    In der Ferne heulen die Wölfe,
    Schatten drohen, Dunkelheit
    Frisst das Licht.
    Die verkrampfte Figur
    kniet im Schnee
    und faltet die Hände.
    Himmel, Verlorensein,
    Wölfe und Wildnis –
    zum Seligsein
    gläubigem Herze
    leuchtet die Kerze.
    Behutsam klappte sie das Lederbuch zu. Sah hinaus auf den Schnee, der in der Sonne glitzerte. Sah auf die Kette der Alpen, die sich am Horizont überwältigend gegen den blauen Himmel abhoben. Aber im Gegensatz zu der Einsamkeit in Kanada gab es hierüberall Orte, Dörfer, Kirchen, Ortsschilder, die überschaubare Kilometer anzeigten. Mike war von dem Gedicht, das sie ihm – wie sie fand holprig – auszugsweise übersetzt hatte, ebenso beeindruckt.
    »Was hat diesen Matthias nur in so eine grenzenlose Einsamkeit getrieben? Und dazu die Sehnsucht nach seiner Liebe. Wie alt war er damals? Noch nicht mal zwanzig. Oder gerade zwanzig. Unglaublich. Und jetzt …«
    »Was meinst du, ändern sich so starke Gefühle? Manchmal denke ich, im Innern ändern wir uns überhaupt nicht. In unseren Überzeugungen werden wir vielleicht weiser, aber die Grundpersönlichkeit bleibt. Ich zumindest erkenne immer das Kind in mir, das junge Mädchen, alle Stationen meines Lebens. Wir bleiben doch immer irgendwie die gleichen. Aber was ist mit Gefühlen, so tiefen Gefühle, die nie die Gelegenheit hatten, zu verblassen oder sich im Alltag aufzubrauchen? Was muss das für beide für ein Gefühlsaufruhr gewesen sein! «
    Sie sah ein kurzes Lächeln über sein Gesicht gleiten.
    »Sicher hast du recht. Aber in seinen Gedichten wird auch die Sturm- und Drangzeit des jungen Mannes ausgedrückt. Davon entfernen wir Männer uns schon im Laufe des Lebens. Wir müssen einfach härter werden, den jungen Leidenden hinter uns lassen. Und damit ein Stück Sensibilität. Mit zwanzig ist da eben noch der Träumer, der Gedichte schreibt. Hier noch dazu mit dem Druck der Einsamkeit. Aber ich finde sie ebenfalls schön, auch wenn er das heute sicher nicht mehr schreiben könnte – oder wollte.«
    »Schade.«
    Der Gedanke stimmte Lene etwas wehmütig. Aber sie wusste, dass Mike mit seinem Blick zwar nüchterner, aber auch realitätsbezogener war.
    »Er hat eben das große Abenteuer gesucht. Dann die Unendlic hkeit der Wälder, der mangelnde Kontakt zu Menschen – einfach hart«, setzte er hinzu.
    Lene sah aus dem Fenster, nahm aber die Landschaft kaum auf. Sie dachte über das nach, was Mike da gesagt hatte. Sah wieder den jungen Matthias und jetzt den ält eren Matthew vor sich.
    »Meinst du, er hätte sich auch so verändern, so verhärten können, dass er vorgestern doch ausgerastet ist, aus we lchem Grund auch immer?
    Mike nickte. »Ganz sicher wäre das möglich. Wir müssen ihn als Verdäc htigen Nummer eins behandeln. Denn, so wie es aussieht, war immer noch er derjenige, der zeitlich in Frage kommt. Als Täter, meine ich. Und ganz sicher war es eine gefühlsbeladene Ausnahmesituation. Wir wissen noch nicht wirklich, was da alles gelaufen ist.«
    Lene war der Gedanke unbehaglich. Sie mochte den Mann – oder war es das romantische Bild von ihm, das irgendeine Saite in ihr b erührte?
    »Ich finde, dass auch dieser grässliche Uwe Walther in Frage kommt. Gewal ttätig und hinter Melanies Geld her.«
    Sie sah Antwort suchend hinüber zu Mike und nahm beruhigt seine Z ustimmung wahr.
    »Natürlich,

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