Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
heute? Wenn das durchsickert … «
Er brach ab. »Kann ich eine Zigarette haben?«
Kalle sah demonstrativ zu Lene, die nickte, und während Kalle ihm eine Zigarette reichte und Feuer gab, übernahm sie das Wort, nachdem sie die Uhrzeit und den Namen ins Diktafon gesprochen hatte, das sie jetzt demonstrativ auf den Tisch stellte. Normalerweise ließen sie eine Vernehmung von einer Sekretärin oder dem jeweiligen Partner mitschreiben, ebenso wie sie für Befragungen einfach ihren gemeinsamen Büroraum benutzten. Aber sie hatten sich auf ein bisschen Show geeinigt um Uwe Walther so vielleicht eher zum Sprechen zu bringen.
»Herr Walther, natürlich habe ich für Ihre Lage Verständnis, aber … « Sie legte eine kleine Pause ein und stieß einen leisen, unbeabsichtigt wirkenden Seu fzer aus, »es ist nur so – bevor wir nicht wirklich wissen, was Sie in der Zeit, sagen wir einmal - « Sie begann in ihrem Notizbuch zu blättern, bis sie endlich das Gesuchte gefunden zu haben schien. Dann sah sie ihn intensiv an und sagte, jetzt mit eindringlicher Stimme: » – zwischen viertel nach fünf am Sonntag und neunzehn Uhr getan haben, sind Sie einer unserer Hauptverdächtigen. Und kommen Sie mir nicht wieder mit dem Schwachsinn, sie seien in der Stadt herumgefahren. Denn sonst muss ich annehmen, dass Sie nach Nürnberg gefahren sind – zum Beispiel zu Ihrer Schwiegermutter. «
Sie schwieg, sah abwartend auf ihre Hände und hob dann rucka rtig den Kopf. »Also? «
Walther zuckte zusammen. Dann brach er ein. »Gut, ich werde es Ihnen s agen. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass weder die Presse noch meine Frau davon erfahren.«
Hilfe, dachte Lene, nicht schon wieder diese Nummer. Manchmal schien es ihr, als ob nur ein Mord passieren musste, und dann gab es fast in jedem Mordfall mindestens einen Mann, der die gleichen Worte oder ähnliche b enutzte. Ob es auch treue Männer gab?
Und da war sie schon, die Geschichte mit der Kollegin. »Wir wol lten nur über das Weihnachtsfest unserer Klassen sprechen. Aber ihr Mann ist so eifersüchtig. Wenn der wüsste, dass ich in der Wohnung war, allein mit ihr, er würde nie glauben, dass das nur ein harmloses Kollegentreffen war.«
Ich glaube das nach den einleitenden Worten auch nicht, dachte Lene und sah vor ihrem inneren Auge die zerwühlten Laken auf dem Ehebett der Ko llegin.
»Wie lang waren Sie dort?«, fragte sie nur kurz.
»Bis halb acht etwa. Dann bin ich nach Hause, und Rike und die Kinder waren weg. Das wissen Sie ja. Ich habe gewartet und den Fernseher angemacht und – ach ja, Terra X auf ZDF gesehen über das Geheimnis der Pyramiden. Es war also vor viertel nach acht.«
Das hätte er auch der Programmzeitung entnehmen können. Sie ersparte es sich ihn zu fragen, warum er das nicht früher erzählt hatte. Die Antwort, nämlich er wollte die Ko llegin nicht kompromittieren, kannte sie bereits.
»Gut, wir werden das überprüfen. Um welche Kollegin handelt es sich? Wir brauchen Namen und Adresse.«
Er wollte noch protestieren, aber ein Blick auf das Gesicht der Kommissarin machte ihm die Vergeblichkeit klar. »Sina Schneider, Lärchenweg sechzehn. «
Na also, ging doch.
»Wir werden das jetzt überprüfen. Wenn Frau Schneider Ihre Aussage bestätigt, lassen wir Sie gehen, Herr Walther, jedoch mit der Auflage, dass Sie jederzeit, und ich meine wirklich jederzeit , mit eingeschaltetem Handy zu unserer Verfügung stehen Wenn das noch einmal so laufen sollte wie beim letzten Mal … «,
»Hole ich Sie persönlich mit Beamten und Handschellen aus dem Unte rricht«, beendete Kalle den Satz mit Schärfe in der Stimme. Er hatte sichtlich genug von dem Mann.
Frau Schneider war selbst am Telefon und bestätigte die Angaben von Uwe Walther.
»Wie lange läuft diese Beziehung schon zwischen Ihnen und Ihrem Kollegen?«, fragte Lene mehr aus Neugier. Sina Schneider zumindest machte keine Ausflüchte.
»Seit drei Jahren. Ich weiß, das kommt jetzt nicht gut bei Ihnen an, aber wir wollten beide nicht aus unseren Ehen raus. Schon wegen der Kinder.«
Lene bat sie am Schluss des Gesprächs die Stadt nicht zu verlassen. »Es kann sein, dass wir Ihre Aussage noch zu Protokoll nehmen müssen.«
Frau Schneider zeigte sich kooperativ. Sie würde sogar nach Nürnberg kommen, wenn sie gebraucht würde. Uwe Walther konnte also gehen.
Kalle saß schon an seinem Schreibtisch und sah missmutig drein, als sie in ihr gemeinsames Zimmer kam. »So was Blödes, jetzt fangen wir von
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