Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Jahren nicht. Als ich dann, nach den vier Jahren, in denen wir uns regelmäßig geschrieben hatten, heiratete, brachen wir den Kontakt ab.«
Sven starrte ihn an. »Und Andreas, mein Großvater? Und – das Baby? «
Plötzlich verstand er. »Das war mein Vater«, hauchte er fast und ließ seinen Kopf auf das Kissen sinken.
Matthew nahm seine Hand. »Ja, das war Wolf, dein Vater. Und Andreas hat das nie erfahren, dass ich der Vater war.«
Stille – piep – piep, das Kontrollgerät wirkte viel lauter als vorher – Stille, wie nach einem Kampf. Eine Stille der Erlösung und zugleich einer Spannung.
»Ich bin dein Großvater, Sven.«
Stille.
»Warum hast du dich nie gemeldet?«, kam da die brüchige Ju ngenstimme.
»Ich habe es nicht gewusst, bis Sonntagabend. Als du gerade weg warst. Melanie und ich haben uns vor ein paar Monaten über das Internet wiederg efunden und uns Mails geschrieben. Und nun bin ich hier. Und habe einen Enkel.«
Jetzt klang auch seine Stimme zittrig. Seine zweite Hand streichelte den Arm des Jungen, die andere hielt seine Hand.
Svens Augen lagen prüfend auf dem Gesicht des Großvaters. »Du hast dieselben Augen wie ich«, sagte er fast tonlos, und seine Stimme klang plötzlich unendlich müde. »Ich glaube, ich muss jetzt schlafen. Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich wollte, Moma wäre hier.«
Matthew beugte sich über seine Hand und drückte einen schnellen Kuss darauf.
»Ich komme morgen wieder. Schlaf schön, Sven. Und ab jetzt bin ich für dich da, wann auch immer du mich brauchst.«
Er stand fast schwerfällig aus dem Stuhl auf wie nach einer unen dlich anstrengenden Arbeit, die jetzt geschafft war. Lene verabschiedete sich leise und beide verließen den Raum.
»Das haben Sie sehr gut gemacht, ich glaube Sven hat Sie akze ptiert. Jetzt müssen Sie ihm Zeit lassen.«
Shiller nickte und sah plötzlich erschöpft aus. In seinen Augen schimme rten immer noch zurückgehaltene Tränen.
»Ich glaube, ich gehe erst einmal für eine Stunde ins H otel.«
Lene nickte. Der Himmel war inzwischen aufgerissen, blaue kleine Wolkenlöcher über der Stadt. Manchmal So nnenstrahlen und klare Winterluft.
»Bitte schicken Sie mir Ihre Frau und Bob nachher ins Präsidium. Oder nein, ich komme doch zu Ihnen ins Hotel So gegen drei. Ich muss die beiden ebe nfalls befragen. Ach, übrigens, was sagt Ihre Frau zu den Vorwürfen von Greenpeace?«
Er drehte sich ruckartig zu ihr und sie hatte das Gefühl, dass ihn eine We lle von Zorn erfasste. »Ich bin noch keinen Schritt weiter. Und finde das so eine Schweinerei! Meine Frau versteht das auch nicht, sie weiß von keiner illegalen Holzlieferung.«
»Und wer könnte das bei Ihnen noch veranlasst haben? Dahinte rstecken?«
»Das ist es ja. Niemand hat in unserer Firma die Vollmacht für so etwas. Nicht einmal Bob – und der weiß auch nichts.«
Lene setzte ihn bei seinem Hotel ab und ließ ihn mit seinen Gefühlen und Problemen zurück.
K apitel 23
Als sie ins Polizeipräsidium kam, rannte sie fast in Kalle hinein.
»Du wirst es nicht glauben, Lene, ich habe jetzt endlich mit dem Beamten gesprochen, der Kilian Breitner verhaftet hat. Sie haben ihn am Sonntag am Plärrer erwischt, beim Dealen. So um zweiundzwa nzig Uhr. Also wurde er erst nach dem Mord verhaftet und wir können ihn auch noch auf die Liste der Verdächtigen setzen.«
Lene dachte laut nach. »Aber warum sollte er plötzlich seine alte Lehrerin ermorden? Und für den Überfall auf Sven kommt er nicht in Frage. Gefän gnisaufenthalt ist ein ziemlich sicheres Alibi. Trotzdem – wir knüpfen ihn uns vor. Morgen, zusammen. Heute befrage ich noch Jessica Shiller und den sagenhaften Bob – hast du den schon gesehen? Nein? – im Hotel. Nachher um drei. Ich wollte Mike mitnehmen wegen der Sprache. Die beiden sprechen sicher nur Englisch. Willst du auch mitkommen?«
Kalle schüttelte den Kopf. »Mit meinem Englisch wäre das ein Krampf. Aber hinterher würde ich gern von euch hören, was ihr erreicht habt. Inzw ischen können wir uns Uwe Walther vornehmen, was meinst du? «
Sie suchten den ungemütlichsten Raum aus. Er sollte es nicht zu nett haben. Als Walther hereingebracht wurde, war von seiner Aufg eblasenheit nicht mehr viel übrig. Seine Gesichtshaut wirkte grau, seine Augen hatten jede Überheblichkeit verloren.
Er saß kaum, als er Kalle vorwurfsvoll ansehend nur ausstieß: »Sie gefäh rden meine ganze Existenz. Sie wissen doch, die Schule! Kennen Sie die Eltern von
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