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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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ja sogar entscheidender Bedeutung. So, und nun wünsche ich Adèle und allen unseren Praktikanten und Assistenten eine großartige Karriere beim Fernsehen und beim Film. Cheers! Jetzt übergebe ich das Wort an unser Geburtstagskind.« Adèles Unwille, eine Rede zu halten, spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Der Produzent bestand jedoch darauf, und das sicherlich kaum aus Interesse an dem, was sie sagen würde, sondern eher, um sie ein wenig zu ärgern.
    Adèle war immer noch knallrot. Sie hasste es, in der Öffentlichkeit zu sprechen, doch ihr blieb wohl nichts anderes übrig.
    »Danke, vielen Dank. Danke, David. Hm, falls mich einige von euch nicht kennen, also der Krach mitten in der fünften Aufnahme, das war ich. Ich habe mein Handy fallen lassen, und das nicht aus Ungeschicktheit. Mir ist etwas ganz Unglaubliches passiert, und ich war so schockiert, dass ich das Handy habe fallen lassen. Ich habe heute zu meinem Geburtstag eine SMS von meinem Großvater bekommen. Das Merkwürdige daran ist: Es ist derselbe Großvater, zu dessen Beerdigung ich letztes Wochenende gefahren bin.«
    Jetzt war das Interesse der Anwesenden geweckt. Hier und da hörte man ein verstummendes Lachen. Adèle machte die plötzliche Stille ein wenig verlegen.
    »Vielleicht hört es sich makaber an, ist es aber nicht. Ich finde es eher schön. Aber wie gesagt, hat es mich auch ein bisschen aus der Fassung gebracht.«
    Alex, der neben ihr stand, stellte die Frage, die allen auf der Zunge lag. »Wie hat er das denn gemacht?« Jemand meinte, man könnte SMS vielleicht so programmieren, dass sie an einem bestimmten Tag in der Zukunft verschickt werden. Ein anderer fragte sich, ob der Provider sie vielleicht verspätet versendet hatte. Hatte vielleicht jemand anderes die SMS für ihn geschrieben, oder war seine Nummer gehackt worden?
    »Ehrlich gesagt möchte ich es gar nicht wissen«, sagte Adèle schließlich leise. »Ich glaube, meinem Großvater wäre es lieber gewesen, wenn ich nicht versuchen würde, es herauszufinden.«
    Und dann ging die Party weiter. Es bildeten sich kleine Grüppchen, und viele unterhielten sich lebhaft über diese Geschichte mit der SMS. Adèle sprach mit einer ganzen Reihe von Leuten über die Tour de France ihres Opas, und sogar mit einigen, denen sie in den vergangenen vier Wochen eher misstrauisch gegenüber gewesen war. Sie erzählte auch von der wiedergewonnenen Nähe zu ihrem Großvater, von den Fehlern in der Vergangenheit und von der Gleichgültigkeit, die sie erst gar nicht bemerkt hatte. Und sie brachte die Leute zum Lachen, als sie ihnen von der unglaublichen Findigkeit erzählte, die diese beiden Achtzigjährigen an den Tag gelegt hatten. Alte Menschen waren wirklich nicht so, wie man im Allgemeinen glaubte. Der Schauspieler, der kurzfristig für Irving Ferns eingesprungen war, war ganz dieser Meinung. Einige sprachen nun über ihre Kindheit, andere über Krankheiten, und wieder andere gaben Anekdoten aus der Vorkriegszeit zum Besten. Noch nie war auf einer Drehabschluss-Party so wenig über den Film und so viel über Großeltern gesprochen worden.
    In der folgenden Woche klingelten in Dörfern in England und sogar in Polen, in Schottland und in Italien Telefone, die lange nicht geklingelt hatten, und es meldeten sich fröhliche, schüchterne Stimmen aus der Ferne. Aber Adèle erfuhr davon nichts.
    Im nächsten Jahr bekam Adèle zu ihrem Geburtstag am 21. Oktober wieder eine SMS von ihrem Großvater. Und zu ihrem nächsten Geburtstag und dem übernächsten ebenfalls. Sie versuchte niemals herauszufinden, woher sie kamen.
    Doch an jedem 25. September schrieb auch sie ihm die immer gleiche SMS:
    In Erinnerung an deine TDF. In Liebe, deine AdL. Ich denke an dich.

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