Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Titel: Denn die Gier wird euch verderben - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: sa Larsson
Vom Netzwerk:
Gebirge fest. Die Blätter der Krüppelbirken werden zu gelben Münzen, und die Moore färben sich rot.
    Der Schultag ist zu Ende, und Elina läuft zu Hjalmar Lundbohms Haus. Er war lange verreist, ist jetzt aber nach Kiruna zurückgekehrt. Sie versucht, nicht durch die Iggesundsgata zu rennen.
    Sie hat sich so gesehnt. Aber er hat nicht ein einziges Mal geschrieben.
    Das Menschenherz ist ein seltsames Ding, denkt sie.
    Dann merkt sie, dass sie ihre Strickjacke in der Schule vergessen hat. Wirrkopf, sagt sie zu sich selbst.
    Zwei Herzen suchen die Liebe. Finden sie. Verlieren sich. Lieben. Sind fast sofort rettungslos verloren. Den nächsten Gedanken kann sie nicht ertragen. Dass er eine andere gefunden hat. Sich an Elisas Liebe satt gegessen, sich zum Schlafen hingelegt hat, aufgewacht ist und sich auf den Weg gemacht hat, hungrig nach etwas anderem als nach ihr.
    So muss es nicht sein, versucht sie sich einzureden. Es kann so viele andere Erklärungen geben.
    Die ganze Welt rüstet auf. Bergwerksdirektor Hjalmar Lundbohm exportiert Erz in die USA und nach Kanada. Und natürlich zur größten Waffenschmiede Europas, den Kruppwerken in Deutschland. Schweden ist neutral und verkauft an alle, die zahlen. Sicher arbeitet er rund um die Uhr. Seit dem 14. August war er verreist.
    An diesem Tag läuteten die Kirchturmglocken ununterbrochen, genau wie in allen anderen Städten Schwedens. Eine Kundgebung für den Krieg, dafür, dass Schweden bereit war, sich gegen mögliche Angriffe zu verteidigen. Die Bergwerkssirenen ertönten ebenfalls von morgens bis abends. Einige zum Wehrdienst Einberufene stiegen gleichzeitig mit Lundbohm in den Zug. Das Weinen von Frauen und Kindern mischte sich unter die Glocken- und Sirenenklänge. Elina ging hinunter, um sich zu verabschieden. Er war guter Stimmung, erzählte, dass er wohl lange wegbleiben werde. Aber als er ihren Blick sah, versprach er zu schreiben. Das versprach er.
    Keine Zeile. Zuerst dachte sie, großer Gott, das ist ja wohl kein Wunder. Manche nennen diesen Krieg schon einen Weltkrieg. Dann überlegte sie sich, wenn er sich nach ihr sehnte, wenn er sie liebte, dann könnte er nicht anders, dann würde er nachts schreiben, statt zu schlafen. Dann wieder dachte sie, er solle sich zum Teufel scheren. Wofür hält er sich eigentlich! Und warum sollte sie? Es gibt andere. Fast jeden Tag bekommt sie Briefe, die vor der Tür zu ihrer und Flisans Wohnung liegen. Allerlei Verehrer, die sie zum Kaffee einladen und mit ihr spazieren gehen wollen.
    Wenn er das nächste Mal nach Kiruna kommt, wird sie Arm in Arm mit einem anderen durch die Straßen gehen! Und wenn er sie sehen will, wird sie sich auf den Unterricht vorbereiten müssen, das hat er dann davon.
    Sie hat versucht, nicht in Grübeleien zu versinken, ist zu verschiedenen Vereinstreffen gegangen, hat natürlich gelesen. Flisan bittet sie oft vorzulesen. »Setz dich doch und lies mir was vor, dann spüle ich«, sagt sie. Sie ist sogar mit Flisan in den Verein der Hausangestellten gegangen und zur Heilsarmee, um sich Gitarrenmusik anzuhören.
    Flisan freut sich über diese Gesellschaft. Ihr Verlobter Johan Albin betet Flisan an, aber zur Kirche und in den Verein der Hausangestellten will er sie nicht begleiten, da verläuft glasklar seine Grenze, sagt er.
    Aber es hatte sich was mit all den guten Vorsätzen. Hier rennt sie nun ohne Jacke dahin.
    Es ist genau wie in der Bibel. Sie ist wie die Frau im Hohen Lied. Die durch die Stadt irrt und ihren Geliebten sucht, obwohl die Wächter der Stadt sie schlagen und verspotten. »Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze, ihn suchen, den meine Seele liebt.« Wieder und wieder sagt sie: »Ich bin krank vor Liebe.«
    So ist das. Diese Liebe. Eine Krankheit im Blut.
    In der Nähe von Hjalmar Lundbohms Haus verlangsamt sie ihre Schritte. Ihr Herz schlägt höher, als sie ihn entdeckt. Wie wenn eine Forelle erwacht, ein Zucken, das ihr durch alle Glieder fährt. Es ist die verräterische Liebe, die in ihr wohnt, die dort pulsiert. Dann kommt noch ein Puls dazu, einer aus Angst, denn dort steht Obergrubenvogt Fasth im Gespräch mit dem Direktor. Seit dem Krebsabend hat sie Fasth nicht mehr gesehen. Hinterher hat sie Flisan alles erzählt, und die hat sie gewarnt: »Mach einen Bogen um den Kerl, das sag ich dir, der ist gefährlich.« Ein Stück weiter weg steht der Leiter des Waisenhauses, Waisen-Johansson, und wartet darauf, dass er mit dem Direktor sprechen

Weitere Kostenlose Bücher