Denn Gruen Ist Der Tod
umzudrehen, fragte er: »Lust auf Frühstück? Ich dachte, ich haue uns was in die Pfanne.«
Der Geruch von gebratenem Fett verursachte bei Frances eine stärkere Übelkeit als sonst. »Nein, danke. Solltest du nicht eigentlich schon auf der Arbeit sein?«
»Ich habe mir ein paar Tage freigenommen, die werden schon ohne mich auskommen. Ist alles eh nur Rechtshilfekram.« Er sah seine Tochter an. Es schien, als wären die vergangenen Jahre wie weggewischt. Sie trug ein weißes T-Shirt und einen langen blauen Jeansrock. Den hatte ihre Mutter ihr als Letztes gekauft, bevor sie gestorben war, erinnerte er sich.
Frances bemerkte seinen Blick und sah auf die längst aus der Mode gekommenen Kleidungsstücke hinab. »Es ist nicht gerade der letzte Schrei, aber es gab nicht viel Auswahl.«
»Ich habe dich darin zuletzt im Alter von …«
»Zwölf?«, warf Frances ein.
»Ja, ungefähr. Ich erinnere mich noch, wie deine Mutter dir den Rock aus der Stadt mitgebracht hat. Du hattest wochenlang um ihn gebettelt.«
Frances sah ihren Vater an und fand, dass dies der richtige Moment war. »Ich bin schwanger.«
Das kurze Schweigen, das ihren Worten folgte, erschien ihr wie ein ganzes Jahr. Ihr Vater nahm die Pfanne vom Herd, kam auf sie zu und ergriff ihre Hand. »Bist du sicher?«
Frances nickte. »Ganz sicher. Mir wird morgens immer ziemlich schlecht.«
»Wie bei deiner Mutter. Tut mir Leid wegen dem gebratenen Ei.«
»Bist du böse?«
»Böse? Warum sollte ich böse sein? Meine Tochter ist wieder zu Hause und ich werde bald Großvater.« Er zögerte einen Moment, vielleicht war er zu weit gegangen. »Das heißt, wenn du es behalten willst?«
»Ja, das will ich«, entgegnete sie entschlossen.
Malcom lächelte sie an. »Was ist mit dem Vater? Ist es von Sebastian?«
»Ich will nicht, dass er es erfährt.«
»Er könnte es trotzdem herausfinden.«
»Dann wird es zu spät sein, denn dann sitzt er schon im Gefängnis.«
»Warum? Hat er dir etwa etwas angetan?«, fragte Malcolm alarmiert.
»Mir nicht. Aber erinnerst du dich an Mark James?«
»Natürlich, ich habe ihn schließlich verteidigt!«
»Wusstest du schon, dass er ermordet wurde? Sie haben es in den Nachrichten gemeldet. Der Tote, der auf dem Friedhof gefunden wurde, das war Mark.«
»Hast du ihn gesehen?« Frances schüttelte den Kopf. »Wie kannst du dann so sicher sein?«
»Er hat sich meinen Namen auf seinen rechten Oberarm tätowiert, einfach mit einer Nadel und Tinte. Und der Tote auf dem Friedhof hatte auch ›Frances‹ auf seinem rechten Arm stehen. Es ist Mark, ich weiß es einfach.«
Malcolm legte ihr einen Arm um die Schulter. »Warst du schon bei der Polizei?«
Frances schüttelte den Kopf.
»Meinst du nicht, du solltest hingehen?«
»Es ist noch etwas komplizierter. Ich weiß, wer ihn getötet hat, es war Sebastian.«
Malcolm Purvis sah ihr in die Augen. »Bist du dir da ganz sicher?«
Frances nickte. »Ich habe Angst, dass ich die Nächste auf seiner Liste bin.«
Einen Augenblick lang war Malcolm wie gelähmt und konnte nicht klar denken, dann zog er seine Tochter an sich und drückte sie, als wollte er sie nie wieder loslassen. »Niemand wird dir je etwas tun, weder Bird noch irgendwer sonst. Wir sind jetzt wieder eine Familie und so wird es auch immer bleiben, das verspreche ich dir.«
Frances saß mit ihrem Vater gegenüber von Farmer und Adams im Vernehmungsraum. Farmer betrachtete sie eine Weile nachdenklich. Sie hatte Frances nie zuvor gesehen, aber sie kannte ihren Vater, den Staatsanwalt Malcolm Purvis, sehr gut. Er hatte einige Fälle bearbeitet, mit denen auch sie zu tun gehabt hatte, und er war gut in seinem Job. Sie reichte Frances das Phantombild des Opfers, das sie für die Pressekonferenz vorbereitet hatten.
»Ist das Mark James?«
Frances sah das Bild sehr lange und genau an, bevor sie sich entschied. »Es sieht ihm sehr ähnlich. Das Gesicht hat eine etwas andere Form und die Nase ist etwas zu groß, aber ansonsten, glaube ich, ist er es.« Sie gab Farmer das Bild zurück. »Seine Augen waren übrigens blau, dunkelblau.«
»Erzählen Sie mir von der Tätowierung!«
»Er hat sie sich selbst mit einer Nadel und einem Fläschchen blauer Tinte in den Arm eingeritzt. Ich glaube, er wollte mich damit beeindrucken. Er war kein schlechter Kerl, nur manchmal ein bisschen dumm, das ist alles.«
»Hat er Familie?«
»Nicht dass ich wüsste. Seine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben, als er noch klein war. Er
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