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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Pantoffeln standen ordentlich neben dem Bett, wo sie immer gestanden hatten. Frances blickte ihren Vater an.
    »Es hat sich überhaupt nicht verändert! Du hast nichts angerührt. Es ist, als wäre ich nie weg gewesen.«
    Malcolm Purvis sah sich gedankenverloren um. »Das warst du auch nicht, nicht wirklich. Du bist genauso ein Teil dieses Hauses, wie es deine Mutter war, und sie ist auch immer noch hier und hat ein Auge auf alles. Ich wusste, dass du eines Tages zurückkommen würdest, ich musste nur abwarten.«
    Frances schmiegte sich eng an ihren Vater. Sie hatte ihn sehr verletzt und doch hatte er nie aufgehört, sie zu lieben, und auf sie gewartet. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich trotz all ihrer Probleme in Sicherheit, ja, sogar glücklich. Sie spürte, dass sie mit allem fertig werden konnte.
    »Wir müssen reden, Daddy. Ich muss dir etwas erzählen.«
    »Sicher musst du das, aber dafür haben wir noch genug Zeit. Geh doch erst mal unter die Dusche und zieh dich um. Ich habe alle deine alten Kleider im Schrank aufbewahrt. Wahrscheinlich sind sie mittlerweile etwas aus der Mode gekommen, aber sie werden schon ausreichen, bis wir etwas Neues besorgt haben. Wenn sie noch passen.«
    Er musterte seine Tochter mit einem prüfenden Blick. »Ich glaube, du hast etwas zugenommen.«
    Frances sah an sich hinunter und machte ein bekümmertes Gesicht. Ihr Vater wollte sie beschwichtigen: »Mach dir keine Sorgen, du siehst sehr gut aus, vorher warst du viel zu dünn.«
    Frances biss sich ängstlich auf die Unterlippe, um die Wahrheit nicht herauszuschreien. Sie musste es ihm endlich sagen, aber dies schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Im Moment war sie wieder Daddys kleines Mädchen und das war ihr lieber. Er war verantwortlich und würde sich um sie kümmern. Wenn sie ihm erzählte, dass sie schwanger war, zerstörte sie jede Illusion. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken und um sich zu beruhigen. Sie wollte den herzlichen Empfang, den ihr Vater ihr bereitete, genießen und sich daran stärken, bevor sie wieder erwachsen wurde.
    Ihr Vater küsste sie auf die Stirn und wandte sich dann um, um hinunterzugehen. »Ich rufe besser die Polizei an«, sagte er auf dem Treppenabsatz, »damit dieser Blechhaufen da draußen abgeholt wird. Wir wollen doch nicht den lieben Bird anlocken, nicht wahr?«
    Frances sah ihm nach, wie er die Treppe hinabstieg, bevor sie in ihr warmes, freundliches altes Zimmer zurückging.
     
    Wyn Collins zog sorgfältig die Vorhänge ihres großen Wohnzimmerfensters zu, um die Außenwelt für einen weiteren Abend auszusperren. Es wurde schnell dunkel und die kalte Nachtluft schien durch jede noch so kleine Ritze in den Fensterrahmen zu kriechen. Dann drehte sie sich wieder zu ihrer Mutter um, die unruhig in einem großen Sessel saß. Sie feierte heute ihren fünfundsechzigsten Geburtstag und Wyn wollte, dass sie Freude daran hatte. Die Ausflüge aus ihrem Schlafzimmer die Treppe hinunter wurden immer seltener und sie nahm immer weniger wahr, was um sie herum geschah. Wyn hatte ihr ihre Lieblingssachen angezogen und eine Friseurin bestellt. Das schien der alten Dame gefallen zu haben. Die Frau konnte nicht viel älter als zwanzig gewesen sein, aber sie war sehr nett und ihre Mutter hatte gleich Vertrauen zu ihr gefasst. Als die Friseurin gegangen war, hatte Wyn versucht, das alternde und faltige Gesicht ihrer Mutter mit Make-up etwas zu beleben, und ihr zum Schluss ein kleines, buntes Partyhütchen auf den Kopf gesetzt, das mit einem Gummi um ihr Kinn festgehalten wurde. Dadurch wirkte sie eher wie ein grotesker Clown, aber ihr schien es nichts auszumachen. Sie lächelte nur dümmlich in den Spiegel, den Wyn vor ihr aufgestellt hatte.
    »Also, Mum, wie findest du das? Du siehst keinen Tag älter als sechzig aus.«
    Die alte Dame lächelte in den Spiegel und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, ihr gefiel offensichtlich, was sie sah. Wyn schaute auf ihre Uhr. »Sie ist immer noch nicht da, also fangen wir doch ohne sie an.« Sie tätschelte ihrer Mutter die Schulter. »Mach dir nichts draus, sie ist vermutlich mal wieder zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt.«
    Wyn ging in die Küche und zündete die Kerzen auf der Geburtstagstorte an, mit deren Vorbereitung sie die ganze Woche verbracht hatte. Sie war sehr stolz auf ihr Werk, das sie mit weißem Zuckerguss überzogen und mit dreißig bunten Kerzchen dekoriert hatte. Und oben auf den Guss hatte sie gemischte Früchte gelegt,

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