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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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kannst du dir auch ein Urteil erlauben. Wenn du jeden Tag und jede Nacht mit ihr leben musst, Woche für Woche ihr ständiges Gejammere und ihre Anschuldigungen aushalten musst, während du gerade mal wieder das Bett neu beziehst, dann darfst du mir sagen, dass es Blödsinn ist!«
    Wyn zog ihrer Mutter dicke Tortenklumpen aus dem Haar, während Sam verärgert über diesen plötzlichen Ausbruch ihrer Schwester nach einer passenden Antwort suchte. »Soll ich mehr Unterhalt zahlen?«
    Das war offensichtlich nicht das Richtige gewesen.
    »Bei dir ist alles nur eine Frage des Geldes, nicht wahr? Nein, ich will nicht mehr von deinem Geld, ich will, dass du mehr Verantwortung übernimmst. Wenn Dad noch leben würde und nicht Mum, dann würdest du dich anders verhalten, stimmts?«
    »Das ist nicht fair.«
    Sam wusste, dass etwas Wahres an dieser Behauptung war, aber dennoch schmerzte es. Sie hatte ihrem Vater immer näher gestanden, genau wie Wyn immer ihrer Mutter näher gestanden zu haben schien. So war es eben in ihrer Familie gewesen. Sie war immer Papas liebes, schlaues Mädchen gewesen. Sein Tod hatte sie erschüttert, obwohl sie damals noch sehr klein gewesen war. Die meiste Zeit ihres Lebens schien sie seitdem damit zu verbringen, ihre Schuldgefühle zu bekämpfen und ihm über den Tod hinaus zu beweisen, was für ein liebes, schlaues Mädchen sie war.
    Wyn sah sie verärgert an. »Es ist nicht fair? Hör mal, ich bin jetzt schon drei Jahre lang allein, seit John sich wieder nach Irland verpisst hat. Ich habe zwei Kinder und nur drei Schlafzimmer im Haus. Ich habe sie« – sie zeigte wütend auf ihre Mutter, die die letzten Krümel Torte von ihrem Kleid pickte und in ihren Mund stopfte – »und sie braucht mehr Aufmerksamkeit als ein kleines Baby und Ricky zusammen! Der ist übrigens letzte Woche siebzehn geworden, danke für die lieben Geburtstagsgrüße …«
    Sam hatte es einfach vergessen, da gab es keine Ausflüchte.
    Wyn setzte ihre Tirade fort: »Ricky hat keine Lust mehr, das Zimmer mit seinem Bruder zu teilen. Er will sein eigenes Zimmer und scheint es lustig zu finden, mir bei seinem Weg in die Eigenständigkeit so viele Probleme wie möglich zu machen …«
    »Wie wäre es mit einem Pflegeheim?«, warf Sam ein, um sie zu beruhigen.
    »Wie wäre es, wenn du sie mir mal eine Weile abnimmst?«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Sie würde deine Privatsphäre stören, nicht wahr? Es würde bestimmt keinen guten Eindruck machen, wenn du sie deinen schicken Gästen beim Dinner vorführen müsstest …«
    Es war nicht zu übersehen, dass Wyn es heute auf einen Streit anlegte. Sam beschloss resigniert, den Rückzug anzutreten. »Ich gehe jetzt wohl besser.«
    Wyn verschränkte wütend die Arme vor der Brust und nickte nur. Sam beugte sich zu ihrer Mutter hinunter und gab ihr einen Kuss auf die zerzauste Frisur.
    »Alles Gute zum Geburtstag, Mum. Ich komme bald wieder.« Sie strich der alten Dame zärtlich über das Haar und bekleckerte sich dabei mit Fruchtresten. Wyn reichte ihr ein Tuch. »Danke.« Sie wischte sich schnell die Hände daran ab, schritt in den Flur hinaus und zog ihren Mantel über. Dann drehte sie sich noch einmal um. »Bis nächstes Mal dann!«
    Wyn nickte nur. Sie war immer noch sauer.
    »Sag Ricky, es tut mir Leid, dass ich seinen Geburtstag vergessen habe. Ich werde das wieder gutmachen.« Sam öffnete die Tür und ging den Weg zur Straße hinunter. Hinter ihr knallte die Haustür ins Schloss.
    Wyns Verhalten empörte sie. Sie hatte ihrer Schwester nie besonders nahe gestanden, auch nicht in der Kindheit, sie waren so verschieden. Manchmal war es schwer zu glauben, dass sie tatsächlich dieselben Eltern hatten. Wenn man Wyn reden hörte, konnte man glauben, nur sie habe Opfer bringen müssen. Der einzige Grund, warum Sam London verlassen hatte, war, dass sie näher bei ihrer Mutter sein wollte. Das schien Wyn vergessen zu haben. Die Summe, die sie ihrer Schwester monatlich überwies, war großzügig bemessen. Ohne das Geld käme Wyn mit Sicherheit nicht zurecht, doch das gab sie nicht gerne zu. Aber auch wenn Sam sich über sie ärgerte, wusste sie doch nur zu gut, dass sie ja sonst keine Familie hatte, und egal, wie frustrierend das alles auch sein mochte, ihren ausgeprägten Familiensinn würde sie nie ganz ablegen können. Also musste sie das Beste aus der Situation machen.
     
    Malcolm Purvis schlug gerade ein weiteres Ei in die Pfanne, als Frances in die Küche kam. Ohne sich

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