Denn Gruen Ist Der Tod
absolut sicher, dass die beiden geschlafen hatten. Er knallte die Fahrertür laut zu, um sie wissen zu lassen, dass er da war. Die beiden Constables setzten sich ruckartig auf und stiegen zackig aus ihrem Wagen aus, nachdem sie ihre Mützen zurechtgerückt hatten. Malcolm hatte gemischte Gefühle gegenüber Polizisten. Ihm war klar, dass sie einen schwierigen Job hatten, aber er wünschte sich, sie gingen manchmal etwas professioneller an die Sache heran, besonders wenn sie zu einer Aussage vor Gericht erscheinen mussten. Er hatte zu viele Prozesse verloren, als dass er ihnen große Wertschätzung entgegenbringen konnte. Diese zwei schienen groß und ruppig genug, den Job zu erledigen. Er hoffte jedoch, dass er sie gar nicht brauchen würde. Er ging zum Kofferraum seines Wagens, öffnete ihn und holte einen großen braunen Koffer heraus. Dann folgte er den beiden Constables die Einfahrt hinauf zur Haustür.
Sie brauchten nicht zu klopfen, der Anwalt hatte sie kommen sehen und öffnete die Tür. Er führte sie nach oben ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank. Malcolm Purvis dankte ihm mit einem Nicken und fing an, Frances' Kleider in den Koffer zu packen, den er mitgebracht hatte. Birds Anwalt stand hinter ihm, beobachtete ihn genau und notierte alles, was er mitnahm. Schließlich war der Koffer voll. Malcolm klappte ihn zu und ließ die Schnappverschlüsse einrasten. Der Anwalt begleitete die kleine Gesellschaft wieder die Treppe hinunter und ließ sie, bis sie aus dem Haus waren, keine Sekunde aus den Augen. Er verließ das Haus gleich nach ihnen, verschloss die Tür und wartete, bis Malcolm Purvis und die Polizei weggefahren waren.
Als die beiden Autos oben an der Straße um die Ecke bogen, bemerkte er, dass noch ein weiteres Fahrzeug losfuhr und sich an den kleinen Konvoi heftete. Was ihn misstrauisch machte, war das Verhalten des Fahrers. Er schien auf sie gewartet zu haben. Er zog das Handy von dem Clip an seinem Gürtel und überlegte, ob er einen kurzen anonymen Anruf bei der Polizei machen sollte. Wenn Birds Freunde beschlossen hatten, das Gesetz in ihre eigenen Hände zu nehmen, wollte er nichts damit zu tun haben. Obwohl das Auto weiter oben gestanden hatte, war er sicher, als Fahrer einen weißen Mann mittleren Alters erkannt zu haben. Er hatte eigentlich nicht wie jemand ausgesehen, der sich mit Bird einließ. Er zögerte noch ein paar Sekunden, dann steckte er das Handy wieder weg und ging die Einfahrt zu seinem Wagen hinunter.
Sam kam am frühen Abend nach Hause zurück, aus ihrem Auto quollen Pflanzen aller Arten und Größen. Manche ragten aus den offenen Fenstern des Wagens heraus, sodass dieser wie ein Gewächshaus auf Rädern aussah. Sie versuchte immer, sich die Wochenenden freizuhalten, und bis auf gelegentliche Notfälle oder Bereitschaftsdienste gelang ihr das auch. Am Wochenende konnte sie endlich einkaufen gehen, das Cottage sauber machen und ein paar Stunden in ihrem geliebten Garten verbringen. Im Herbst gab es dort immer viel zu tun. Sie mochte die sanfte Schläfrigkeit, die sich in dieser Jahreszeit über die Natur legte, und die nun anfallenden Arbeiten, wie Einpflanzen, Stutzen, Ablegerabtrennen und Laubzusammenkehren, waren für sie eine wunderbare Art zu entspannen. Sam wohnte in dem kleinen Drei-Zimmer-Cottage des ehemaligen Wildhüters. Sie mochte das alte Haus sehr – es war bereits über zweihundert Jahre alt – und sie schätzte seinen Komfort. Vieles darin war noch original erhalten, wie der große offene Kamin und die Decke mit den dunklen Holzbalken, aber es war umfangreich renoviert und mit allem ausgerüstet worden, was der moderne Mensch braucht. Das einzig Störende an dem Cottage war, wie sie fand, sein Name: »Dachsruhe«. Soweit Sam wusste, waren alle Dachse im Bezirk vor langer Zeit schon ausgeräuchert oder von Hunden aus ihrem Bau gezerrt worden und seit sie vor einem Jahr hier eingezogen war, hatte sie zwar schon einige wilde Tiere erspähen können, aber noch keinen einzigen Dachs. Das Cottage lag abgelegen zwischen Wiesen und Wäldern, nur ein kleiner, holpriger Weg führte zu ihrer Haustür. Gerade deshalb hatte sie es sich ausgesucht – und weil dieser wunderschöne Garten dazugehörte, der sie durch seine Düfte sofort betört hatte.
Der Garten war zwar arg vernachlässigt gewesen, hatte aber aus eigener Kraft gegen die eindringenden wilden Gräser standgehalten. Überall erblühten Teerosen, deren Duft von den modernen Kreuzungen selten erreicht
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