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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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eines Karrens geriet. Von dieser Zeit an glaubte man, dass ein gewaltsamer Tod geschieht, wenn der Hund jemandem erscheint.«
     
    Obwohl es schon Mittagszeit war, wollte Marcia Evans noch weiter im Labor arbeiten. Es war die einzige Zeit, zu der garantiert niemand sonst anwesend war. Wenn sie den Efeu untersuchte, den Sam in der Gruft gefunden hatte, konnte sie auch niemanden gebrauchen, der ihr blöde Fragen stellte. Sie betrachtete ihn eingehend durch ein starkes Vergrößerungsglas. Ihr Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf den Knoten in der Mitte der Ranke. Sie sah ihn sich genau an und versuchte, ihn auf einem Stück Papier abzuzeichnen. Als sie mit ihrer Zeichnung zufrieden war, legte sie das Vergrößerungsglas zur Seite und machte sich mit dem Zettel in der Hand auf den Weg zu George Bishop.
    Sie hatte Glück. George saß an einem der Arbeitstische seines Labors und war in die neueste Ausgabe seiner heiß geliebten Seglerzeitschrift vertieft, während er gleichzeitig versuchte, mit dem Fingernagel ein Stückchen Corned Beef von seinem Sandwich aus seinen Zähnen zu kratzen. George war einer der Schusswaffenexperten des Labors, aber er war auch ein passionierter Segler und hatte schon zahlreiche Bücher darüber veröffentlicht – von denen Marcia im Moment das Buch über die verschiedenen Knotenarten am meisten interessierte.
    Sie klopfte an und betrat das Labor. George sah auf. Er freute sich stets, Marcia zu sehen. Sie war die attraktivste Frau im ganzen Labor, wie er fand, und ganz gewiss hatte sie die fantastischsten Beine von allen. Er betrachtete sie wohlgefällig, während sie auf ihn zukam, und stellte sich vor, wie sie wohl aussähe, wenn sie in der Kabine seines Bootes auf ihm läge. Er hatte sie schon mehrmals zu Segeltouren eingeladen, aber sie hatte immer abgelehnt. Obwohl er bereits dreiundvierzig Jahre alt war, übergewichtig und verheiratet und zudem noch Vater dreier Kinder, rechnete er sich immer noch Chancen aus. Endlich hatte er das störende Fleischstückchen entfernt und wischte, nachdem er es genau unter die Lupe genommen hatte, den Finger an seiner Sandwichtüte ab.
    »Du willst endlich mit mir Segeln gehen?«
    Marcia lächelte schwach. Sie hatte schon oft bemerkt, dass er sie beobachtete und wenn sie mit ihm im Gespräch war, wichen seine Augen selten von ihrem Busen. Sie fühlte sich nicht unwohl dabei, es amüsierte sie lediglich. Sie konnte ziemlich gut mit all den George Bishops auf dieser Welt umgehen. Sie wusste, dass sie mit Hilfe eines kleinen Flirts und indem sie die naive Unschuldige spielte, das von ihm bekommen würde, was sie brauchte. »Mal sehen, vielleicht! Kommt drauf an, ob du mir hiermit helfen kannst.«
    Der kleinste Hinweis darauf, dass Marcia doch noch ihre Meinung in Bezug auf den Segeltrip ändern könnte, ließ George aufhorchen. Er wischte eilig seine Hände an seinem Laborkittel ab, nahm sich den Zettel und betrachtete Marcias Zeichnung.
    »Erkennst du diesen Knoten?«
    Bishop nickte. »Gute Zeichnung, du hast offensichtlich sehr begabte Hände.«
    Marcia zog neckisch eine Augenbraue hoch.
    »Es ist ein Chirurgenknoten. Entwickelt im Jahre 1918 während des Ersten Weltkriegs von einem Chirurgen namens William Speakman.«
    Marcia lächelte ihn strahlend an, um ihm weitere Informationen zu entlocken.
    »Man schlägt zuerst rechts über links, dann links über rechts …«
    »Klingt nach Weberknoten.«
    Bishop war beeindruckt.
    »Ich war als Kind bei den Pfadfindern.«
    »Hast du die Uniform noch?«
    Marcia tat so, als würde sie diese Frage amüsieren, und lachte kurz auf.
    »Ja, also, es ist fast wie ein Weberknoten, es gibt aber ein paar kleine Unterschiede. Es ist links über rechts, rechts über links, aber dann rechts wieder über links.«
    »Wird er immer noch von Chirurgen benutzt?«
    »Von manchen. Es gibt noch andere Knoten, aber dieser wird auch noch benutzt.«
    Marcia nahm ihren Zettel auf und sah noch einmal auf die Zeichnung.
    »Warum willst du das wissen? Einer von deinen Aufträgen?«
    »Nein, aber ich habe gedacht, wenn ich mit dir segeln will, sollte ich vielleicht erst mal ein paar Knoten lernen.«
    Sie hielt ihre Handgelenke wie gefesselt vor sich. Bishop bekam große Augen. Marcia überlegte, ob sie vielleicht etwas zu weit gegangen war, verließ fluchtartig das Labor und kehrte schnell an ihren Schreibtisch zurück, um Sam anzurufen.
     
    Sam griff in ihre Tasche und zog ein kleines Glasfläschchen heraus, in das sie ein Stück der

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