Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
sein musste. Doch sie war nicht tot, und das Problem war, dass ich ihr noch einmal begegnet bin. Inzwischen ist sie tatsächlich tot, und ich bedaure, dass wir nicht die Zeit hatten, unsere verlorenen Jahre nachzuholen. Ich glaube, sie hat es ebenfalls bedauert.
Das Leben ist ein wenig wie so ein Kaleidoskop. Sobald die Schnipsel durchgeschüttelt werden und ein neues Muster entstanden ist, kann man das alte nicht wiederherstellen. Das heißt, ich nehme an, es wäre theoretisch möglich. Ich bin keine Mathematikerin. Ich weiß nicht, wie viele Permutationen es in so einem Kaleidoskop gibt. Es ist wie bei dieser Idee von einem Affen, der willkürlich auf eine Schreibmaschine tippt. Früher oder später, nachdem er genügend Buchstaben getippt hat, findet sich das Wort Hamlet auf dem Papier. Ich glaube, irgendwelche Wissenschaftler haben vor einer Weile versucht, diese Theorie zu belegen, doch der Affe tat ihnen den Gefallen nicht und tippte nur Unsinn, bevor ihn das Experiment langweilte und er die Maschine zerstörte. Ich schätze, der Affe war letzten Endes schlauer als die Typen in den weißen Laborkitteln.
»Ich würde die Stelle gerne sehen«, sagte Ganesh mit verdächtiger Begeisterung.
Ich verspürte keine große Lust, dorthin zurückzukehren, wo ich Ivo im Wasser auf und ab tanzend gefunden hatte, doch wenn Ganesh sich ein Bild machen wollte, konnte ich ihm das nicht verwehren. Trotzdem fragte ich mich, ob seine Beweggründe mehr im touristischen Bereich angesiedelt waren als in irgendwelchen Aufklärungsbemühungen.
»Ich bring dich hin. Es liegt auf dem Weg zu Beryls Hotel«, sagte ich zu ihm.
Die warme Sonne brachte die Feuchtigkeit vom nächtlichen Regen rasch zum Verdunsten, und der Rasen von Christ Church Meadow sah aus, als würde er dampfen. Bald klebten Grasstücke an meinen Turnschuhen wie ein grüner Pelz.
»Es ist hübsch hier«, beobachtete Ganesh. »Ich hätte meine Kamera mitbringen sollen.«
»Du bist nicht hier, um Urlaub zu machen«, brummte ich leise.
»Schon gut, reg dich nicht auf. Wo geht’s zum Fluss lang?«
»Dort hinunter«, sagte ich und führte ihn nach links.
Er stapfte neben mir her und murmelte etwas von versäumten fotografischen Gelegenheiten und dass er unbedingt irgendwo ein Souvenir erstehen müsste, das er Hari mitbringen konnte.
Alles war ruhig und sehr, sehr friedlich. Nur ein paar Wasservögel gingen im Schilf entlang den Flussufern ihren Geschäften nach. Allmählich fühlte ich auch in mir Ruhe einkehren. Vielleicht lag es daran, dass Ganesh bei mir war. Unvermittelt berührte er mich am Arm und fragte: »Was ist denn da drüben los?«
Wir blieben unter den ausladenden Zweigen eines großen alten Baumes stehen, und ich blickte in die Richtung, in die er zeigte. Zwei Gestalten bewegten sich langsam und vornübergebeugt voran und stocherten dabei im Unterholz herum.
»Polizei?«, fragte Ganesh leise und in zweifelndem Tonfall. Er klang niedergedrückt, als wäre ihm plötzlich wieder eingefallen, warum er mit mir nach Oxford gekommen war.
»Nein«, flüsterte ich zurück, indem ich ihn meinerseits am Arm packte und am Weitergehen hinderte. Ich zerrte ihn in die Deckung des nächsten Baums. »Das ist Lisa Stallard, und der Typ bei ihr ist Ned, ihr treuer Freund. Ich habe dir von ihm erzählt.«
Ganesh runzelte die Stirn und spähte aus zusammengekniffenen Augen zu den beiden. »Was machen sie da? Suchen sie nach etwas?«
Die beiden stocherten immer noch im hohen Gras und den Büschen zu beiden Seiten des Weges, der zu den Steinstufen führte. Mit einem Mal richtete Ned sich auf, und die Morgensonne ließ sein rotblondes Haar leuchten. Er stemmte die Hände in die Hüften und sagte etwas zu Lisa, wobei er den Kopf schüttelte.
Lisa antwortete, und beide setzten ihre Suche fort, doch Ned machte nur oberflächlich weiter, was vermuten ließ, dass er nicht mit dem Herzen bei der Sache war.
»Ja«, sagte ich. »Sie suchen nach etwas, und ich weiß auch schon, was es ist. Komm.«
Wir traten aus der Deckung der Bäume hervor und gingen zu dem suchenden Paar. Sie waren so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie uns nicht bemerkten, bis wir schon fast bei ihnen waren. Plötzlich entdeckte Ned uns und richtete sich erneut auf. Er starrte misstrauisch in unsere Richtung, doch als er mich erkannte, verwandelte sich das Misstrauen in Überraschung. Sein Blick zuckte zu Ganesh, und das Misstrauen kehrte zurück. Dann sah er mich wieder an, und diesmal stand die
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