Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
und auf seinen schwerfälligen Gesichtszügen zeigte sich Verwirrung.
»Du erzählst dem armen Kerl überhaupt nichts, wie?«, sagte ich zu ihr. »Na ja, du hast ihm erzählt, dass du Arthur mit hierhergebracht hast, weil du seine Hilfe brauchtest bei der Suche nach der Schlange. Ich gebe dir den Pass nicht, bevor wir nicht ein paar Dinge klargestellt haben.«
»Du wirst mir sofort den Pass geben!«, fauchte sie. »Er gehört mir!«
»Wenn du das Kleingedruckte auf der Innenseite gelesen hättest«, verbesserte ich sie, »dann wüsstest du auch, dass er eigentlich der Regierung Ihrer Majestät gehört.«
»Du bist aber nicht die verdammte Regierung!«, brüllte sie. »Gib ihn her!« Sie hielt mir erneut die offene Hand hin.
Ich lächelte sie nur an.
Sie biss sich auf die Lippe und starrte mich finster an, doch ihr war klar geworden, dass sie nicht in der Position war zu befehlen. Ihr Verhalten wurde versöhnlicher. »Komm schon, Fran, gib mir den Pass. Was ist nur los mit dir?«
Ned begriff allmählich, worum es ging, und kam zu dem Schluss, dass er selbst ein paar Dinge wissen wollte. »Vielleicht sollten wir wirklich in aller Ruhe darüber reden, ohne uns anzuschreien und danebenzubenehmen«, schlug er vor. »Wir können zu mir nach Hause fahren. Ich hab meinen Wagen dabei. Er steht ganz in der Nähe.«
Lisa sah ihn wütend an, doch sie brauchte Ned auf ihrer Seite. »Ich komme nur mit, wenn du mir hinterher meinen Pass gibst«, sagte sie.
»Keine Abmachungen«, entgegnete ich. »Ich habe genug davon. Ich habe dir gesagt, ich bin es leid. Von jetzt an machen wir es so, wie ich es für richtig halte.«
Ihr Gesicht war totenblass geworden. »Das kannst du mir nicht antun«, sagte sie leise und voller Bosheit.
»Was auch immer ich dir antue «, entgegnete ich genauso leise, »es ist nichts im Vergleich zu dem, was du Ivo angetan hast.«
Ich denke, in diesem Moment wurde ihr klar, dass ich ihr tatsächlich auf die Schliche gekommen war. Ihre blauen Augen schienen die Farbe zu ändern und wurden dunkel und bodenlos. Sie wandte sich ab und setzte sich über den Rasen in Richtung Ausgang in Bewegung. Wir folgten ihr.
Neds Wohnung lag in Summertown, im ersten Stock des Hauses neben dem der Stallards. An diesem Fenster hatte ich ihn zum ersten Mal gesehen – oder besser, ich hatte die Bewegung des Vorhangs bemerkt, die mir verraten hatte, dass mich jemand aus dem Nachbarhaus beobachtete. Es erschien mir wie eine Ewigkeit und war doch nur eine Woche her.
»Ich möchte nicht, dass meine Mutter dich sieht«, sagte Lisa, als wir aus Neds altem verbeultem Wagen stiegen. »Dad geht es nicht gut. Also mach schnell, ja?«
Sie eilte vom Wagen zur Haustür, und wir hasteten in einem dichten Knäuel hinter ihr her.
»Los, mach schon!«, schnauzte sie Ned an, als er nach dem Schlüssel suchte. »Schließ auf!«
Wir stiegen die Stufen in den ersten Stock hinauf. Es war keine schlechte Wohnung, ziemlich geräumig. Trotzdem war sie nicht vergleichbar mit dem Appartement in St John’s Wood, in das der liebeskranke Allerton seine Lisa gesetzt hatte.
Ned bot an, Kaffee zu kochen, doch wir lehnten alle ab. Er sah erleichtert aus. Wir bildeten zwei Gruppen, Ganesh und ich auf der einen und Ned und Lisa auf der anderen Seite. Die Wohnung machte einen zusammengewürfelten Eindruck, wie von einem Studenten. An den Wänden hingen Poster statt Bilder. Lisa saß auf dem einzigen bequemen Sessel, als stünde ihr dieser Platz zu. Sie wirkte entspannt, obwohl ihre Augen noch immer dunkel und raubtierhaft blickten.
Ich hockte auf der Kante eines edwardianischen Stuhls, den Ned wahrscheinlich bei einem Trödler erstanden hatte. Ganesh saß auf dem einzigen anderen Sitzmöbel, einem Bohnensack. Die Sitzfläche war tief, und Ganeshs Knie ragten hoch in die Luft. Er blickte sehr unbehaglich drein. Weil keine andere Sitzgelegenheit mehr vorhanden war, stand Ned hinter Lisas Sessel und stützte sich mit den Armen auf die Rückenlehne. Es sah aus, als würde er beschützend über ihr verharren.
»Erzähl ihr doch einfach, was passiert ist, Lisa«, sagte er. »Es war nicht deine Schuld. Der Kerl kam aus London und wollte sie zwingen zurückzukehren«, erklärte er an uns gewandt. »Lisa wollte nicht. Sie will immer noch nicht zurück. Warum sollte sie?«
»Nein«, sagte ich. »Nein, sie muss nicht zurück. Abgesehen davon hat sie einen Job, wo sie anfangen kann, auf einem Kreuzfahrtschiff, nicht wahr, Lisa? Deswegen braucht sie ihren
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