Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Pass.«
»Richtig«, sagte Lisa.
Ned sah zu ihr hinunter. »Davon hast du mir nichts erzählt.« In seiner Stimme schwang Befremden. Er tat mir leid. Ich hatte so eine Ahnung, dass seine Welt kurz vor dem Einstürzen stand.
»Ich wollte es noch«, sagte sie mit einem schnellen Blick zu ihm hinauf. »Ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit.« Sie wandte den Blick rasch wieder ab. Vielleicht war ihr klar geworden, wie vernichtend die Wahrheit für ihn wäre, und sie spürte einen Hauch von Gewissensbissen.
»Keine Sorge«, sagte ich zu Ned. »Es stimmt sowieso nicht. Es gibt kein Kreuzfahrtschiff und keinen Job, der auf Lisa wartet. Sie will sich nur absetzen und irgendwo in Deckung gehen.«
Lisa verlor genügend von ihrer Fassung, um mich auf eine extrem persönliche und unschickliche Weise anzugreifen. Ned starrte sie fassungslos an – wahrscheinlich hatte er sie noch nie zuvor so reden hören. Ganesh blickte zutiefst missbilligend drein.
»Du vergisst dich, Lisa«, tadelte ich sie. »Deine Geschichte fällt auseinander. Du hattest alles so hübsch geplant. Aber dann wurde Mickey besitzergreifend, nicht wahr? Und seine Frau entwickelte eine Abneigung gegen dich. Ich habe Julie übrigens kennen gelernt. Sie ist schrecklich wütend auf dich. Ich glaube, sie hat heute die Schlösser zu deiner Wohnung auswechseln lassen. Gut möglich, dass du nicht wieder hineinkannst.«
»Diese blöde Kuh!«, schimpfte Lisa.
Ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, dass Julie ihre hübschen Designerkleider zerschnitten hatte, doch ich beschloss, dieses Detail für den Augenblick für mich zu behalten.
»Sie lässt sich von Mickey scheiden«, berichtete ich. »Und sie will die Wohnung.«
»Ich wollte nicht, dass er seine Frau verlässt!«, schnappte sie. »Als er es tat, war das ein Ärgernis für mich, aber kein größeres Problem, weil er in die Wohnung zog, die über dem Club liegt. Aber dann fing er an, seinen Kram in meine Wohnung zu bringen und bei mir zu wohnen. Ich wollte ihn nicht dauernd um mich haben!«
»Mickey ist von der eifersüchtigen Sorte«, erklärte ich an Ned gewandt.
»Was soll das heißen, er hat bei dir gewohnt?«, fragte Ned an Lisa gewandt. Er wusste überhaupt nichts mehr.
»Sie war seine Mätresse«, sagte ich. »So lautet der althergebrachte Begriff dafür. Und genau wie in den alten Zeiten hat Mickey seine Mätresse in einer hübschen Wohnung in St John’s Wood untergebracht. Lisas Umstände haben sich ein gewaltiges Stück verbessert, seit du sie zum letzten Mal in diesem möblierten Zimmer in Rotherhithe besucht hast, Ned. Sie wohnt jetzt sehr vornehm.«
»Aber du hast doch nur als Tänzerin in diesem Laden gearbeitet, Lisa!«, sagte Ned verwundert, weil er immer noch nicht begriffen hatte, dass er die ganze Zeit über von ihr belogen worden war.
»Jetzt mach aber halblang!«, sagte Lisa brutal. »Ich musste einen triftigeren Grund haben, um aus London wegzugehen! Die ganze Geschichte wurde zu kompliziert! Er fing an von Heirat zu reden, und dass wir alle nach Spanien gehen würden …« Sie brach ab und starrte mich erschrocken an, doch es war zu spät.
»Wir alle?«, fragte ich mit erhobenen Augenbrauen. »Nur du und Mickey würde ›wir beide‹ heißen, nicht wahr? Aber mit Baby wärt ihr zu dritt gewesen.«
»Baby?«, ächzte Ned.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Lisa. Ihre Hände packten die Lehnen des alten Sessels so fest, dass die Knöchel unter der gespannten Haut weiß hervortraten, genau wie vor einer Woche, als ich ihr von Ivos Tod berichtet hatte. Doch diesmal war es nicht geschauspielert.
»Ich habe die Reste von dem Schwangerschaftstest gesehen, in deinem Badezimmer. Und ich wusste, dass du einen wirklich guten Grund haben musstest, um davonzulaufen, insbesondere von alldem Luxus, mit dem Mickey dich überhäuft hat. Ist das der Grund, aus dem du ständig diese weiten Strickpullover trägst? Ist deine Taille nicht mehr so schlank wie noch vor wenigen Wochen?«
Ein bedeutungsvolles Schweigen breitete sich aus. Ned schüttelte unablässig den Kopf, als hätte er etwas im Ohr, das er loswerden wollte.
»Die Frau von Harry dem Türsteher, Cheryl, hat mich auf diesen Gedanken gebracht«, erklärte ich an Lisa gewandt. »Als sie mir erzählte, was für tolle Figuren Tänzerinnen doch eigentlich haben.«
»Das geht dich alles überhaupt nichts an, Fran. Oder sonst irgendwen. Bitte gib mir jetzt meinen Pass. Ich habe einen Flug gebucht, noch heute Abend. Ja, ich will
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