Denn niemand hört dein Rufen
ersten Mal seit seiner Verurteilung hegt er wieder so etwas wie Hoffnung.«
»Na, er könnte sich bald noch größere Hoffnung machen«, antwortete Mike mit Nachdruck. »Deshalb rufe ich an. Ich hatte gerade eine Frau in der Leitung, die mir einige Informationen über Easton mitgeteilt hat. Wenn es stimmt, was sie sagt, dann kracht der ganze Fall in sich zusammen.«
Richard reagierte exakt wie erwartet, als er ihm den Inhalt des Gesprächs mit Belle Garcia wiedergab.
»Mike, wenn diese Frau glaubwürdig und wirklich im Besitz eines Telefonbüchleins und der Quittung ist, dann glaube ich, dass ich Gregg für den restlichen Untersuchungszeitraum auf Kaution freibekomme.« Er redete sich in Fahrt. »Und wenn das alles stimmt, glaube ich außerdem, dass es noch nicht einmal mehr ein neues Verfahren geben wird. Emily Wallace wird es dann sicherlich nicht noch einmal versuchen. Vermutlich wird sie Richter Stevens
bitten, die Anklage fallenzulassen und das Urteil aufzuheben.«
»So sehe ich es auch«, stimmte Mike zu. »Diese Leute müssten jeden Moment bei mir eintreffen. Dann sollte sich schnell herausstellen, was wir damit anfangen können. Wenn sie wirklich diese Beweise haben, werde ich sie heute Abend in meiner Sendung auftreten lassen. Und ich würde mir wünschen, dass Sie ebenfalls kommen.«
»Mike, liebend gern, aber ich muss Ihnen gestehen, ich trete den beiden mit sehr gemischten Gefühle gegenüber. Ich weiß nicht, ob ich mit ihnen recht höflich sein kann. Natürlich freut es mich für Gregg, falls sich alles als richtig herausstellt. Andererseits bin ich außer mir, dass dieser Typ mit seinen Informationen nicht herausrücken wollte, weil er vielleicht Steuern nachzahlen müsste. Es ist eine Schande, und das ist noch das Freundlichste, was mir dazu einfällt.«
»Hören Sie zu, Richard, ich verstehe Sie vollkommen. Die beiden hätten sich früher melden sollen, und das werden sie heute Abend sicherlich auch zugeben. Aber wenn Sie bei Ihrem Auftritt nichts anderes tun, als diese Leute scharf anzugehen, dann wird das Gregg nicht helfen. Außerdem werden Sie doch wohl niemanden abschrecken wollen, der aus welchen Gründen auch immer ebenfalls Angst hat, mit seiner Aussage herauszurücken.«
»Ich verstehe, was Sie mir sagen wollen. Ich werde sie nicht zu hart rannehmen, Mike«, erwiderte Richard. »Vielleicht küsse ich sie sogar. Aber trotzdem ist es meiner Überzeugung nach eine Schande.«
»Eine noch viel größere Schande wäre es, wenn jemand Jimmy Easton instruiert hat, dem Gericht diese Geschichte aufzutischen«, erinnerte Mike ihn.
»Emily Wallace würde das nie tun«, beharrte Moore.
»Ich habe nicht behauptet, dass sie es persönlich getan hat. Aber betrachten Sie es mal so: Wenn das alles auffliegt, wird Easton wegen Meineids angeklagt, oder?«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Richard, glauben Sie mir, falls jemand aus dem Büro des Staatsanwalts oder irgendein Polizeibeamter ihm Informationen zukommen ließ, damit er seine Aussage untermauern konnte, wird diese Person vorgeladen werden. Und er wird schwören, dass ihm in der Einbruchsache mit der Höchststrafe gedroht wurde, sollte er sich nicht einverstanden erklären, im Zeugenstand zu lügen.«
»Ich freue mich schon darauf«, kam es vehement von Moore.
»Ich rufe Sie zurück, wenn ich mit diesem Ehepaar gesprochen habe. Ich hoffe nur, es hilft uns weiter.«
Zehn Minuten vor sieben trafen Belle und Sal Garcia in Michaels Büro ein. In der folgenden halben Stunde hörte er sich im Beisein einer jungen Produktionsassistentin als Zeugin deren Geschichte an.
»Es war eine schwere Stehlampe mit Marmorfuß«, erklärte Sal nervös. »Ich hab damals die Lieferungen für einen Restaurator übernommen, der einen kleinen Laden in der Eighty-sixth Street hatte. Jimmy Easton hat an dem Tag für mich gearbeitet. Wir haben die Lampe zusammen getragen. Die Haushälterin hat uns gesagt, wir sollen sie ins Wohnzimmer stellen. Dann hat das Telefon geklingelt, und sie hat uns gebeten, kurz zu warten, und sie ist in die Küche verschwunden. Ich hab Jimmy gesagt, er soll auf sie warten und sich die Quittung unterschreiben lassen. Ich erinnere mich, dass ich keinen Strafzettel kassieren wollte, weil ich
in zweiter Reihe geparkt hatte. Also bin ich raus, und er ist im Wohnzimmer geblieben. Wie lang er dort allein war, weiß ich nicht. Und dann hab ich letzte Woche einen Anruf von meinem Freund Rudy Sling bekommen.«
Rudy Sling, dachte sich Mike.
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