Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
gewusst.«

67
    A m Montagabend um achtzehn Uhr eilte Emily mit Bess auf den Armen zu ihrem Wagen. Die unmittelbare Nachbarschaft war mit gelbem Polizeiband abgesperrt, damit niemand Zugang zu den drei Tatorten hatte – Madeline Kirks Haus, ihr eigenes und das gemietete Haus von Zach. Am Straßenrand stand ein großer Kastenwagen mit der Aufschrift Rechtsmediziner . Die Straße war voll mit Streifenwagen.
    Völlig geschockt durch den Tod ihrer Nachbarin und das Wissen, dass Zach Lanning ihr nicht nur nachspioniert hatte, sondern in ihrem Haus ein und aus gegangen war, hatte sie Jake Rosen gesagt, dass sie nicht länger bleiben könne. Jake, der sie auf dem Weg zum Wagen begleitete, sagte: »Ich kümmere mich um alles.« Ihr war klar, dass das Haus auf Fingerabdrücke, elektronische Geräte und andere von Zach Lanning eventuell zurückgelassene Indizien durchsucht werden musste.
    »Versuchen Sie sich etwas zu beruhigen«, sagte Jake Rosen zu ihr. »Es ist gar nicht so schlecht, wenn Sie ein paar Stunden weg sind. Und wenn Sie zurückkommen, werde ich Ihnen erzählen, was wir alles gefunden haben. Ich werde nichts zurückhalten.« Er lächelte. »Und ich verspreche, dass wir kein Chaos hinterlassen.«
    »Danke, Jake. Ich bestehe darauf zu erfahren, wenn er irgendwo im Haus Kameras oder andere Geräte angebracht
hat. Versuchen Sie nicht, mich zu schonen.« Sie bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern, doch es wollte ihr nicht gelingen. »Wir sehen uns später.«
    Sie fuhr zum Gerichtsgebäude. Mit zwei leeren Sporttaschen über dem Arm, an der anderen Hand die Leine mit Bess, die aufgeregt neben ihr hersprang, betrat sie den Aufzug. Nur eine Handvoll Leute hielt sich noch im Gebäude auf.
    Auf dem Weg zum Innenbereich und ihrem eigenen Büro begegneten ihr zwei junge Ermittlungsbeamte, die von den Ereignissen gehört hatten. Sie streichelten Bess, äußerten ihre Empörung über das, was Lanning ihr und der alten Dame angetan hatte, und fragten, ob sie ihr in irgendeiner Weise behilflich sein könnten.
    Emily dankte ihnen. »Es geht schon. Ich werde die nächsten Tage zu Hause bleiben. Alle Schlösser müssen ausgewechselt werden, und man muss mich auch nicht mehr davon überzeugen, dass die Alarmanlage erneuert gehört. Ich bleibe nicht lange, es gibt da einige Akten, die liegengeblieben sind, während ich mit dem Aldrich-Verfahren beschäftigt war, und die ich noch durchgehen muss. Solange bei mir zu Hause die Leute beschäftigt sind, kann ich damit ja schon mal anfangen.«
    »Können wir Ihnen wenigstens die Akten zum Wagen bringen?«
    »Das wäre toll. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn ich so weit bin.«
    Emily ging in ihr Büro und schloss die Tür. Es gab tatsächlich eine Menge Akten, die ihre Aufmerksamkeit beanspruchten, doch die mussten warten. Sie hatte sich dazu entschlossen, sämtliche Aldrich-Unterlagen einzupacken und mit nach Hause zu nehmen. Deswegen hatte sie die
Taschen mitgebracht. Sie wollte nicht, dass andere sahen, was sich darin befand. Sie hatte vor, den Fall erneut durchzugehen, die Aberhunderte von Seiten zu lesen und jedes Wort zu überprüfen, um herauszufinden, ob irgendetwas übersehen worden war.
    Sie brauchte eine halbe Stunde, um die Akten zu sortieren und sie in die Sporttaschen zu packen. Einer der dickeren Ordner, dem ihr besonderes Interesse galt, enthielt Kopien der New Yorker Polizeiberichte zum mittlerweile fast zwanzig Jahre alten Mord im Central Park an Jamie Evans, der damaligen Mitbewohnerin von Natalie Raines.
    Es ist so lange her. Vielleicht, dachte sie, während ihre Kollegen die schweren Taschen in ihrem Wagen verstauten, haben wir dem allen nicht genügend Beachtung geschenkt.
    Auf dem Heimweg fragte sich Emily, ob sie heute Nacht oder überhaupt in den nächsten Tagen zu Hause würde schlafen können. Der Übergriff auf ihre Person, das Gefühl der Demütigung waren schon schlimm genug. Sie hatte einen Kloß im Hals. Was ihr aber richtig Angst einjagte, war die Tatsache, dass dieser Psychopath, dass Zach Lanning noch immer auf freiem Fuß war.
    Trotzdem war es ihr insgeheim ein Bedürfnis, bei sich zu Hause zu bleiben.
    Jake kam unverzüglich nach draußen, als sie in ihre Auffahrt einbog. »Emily, wir sind fertig. Lassen Sie mich Ihnen erst die guten Neuigkeiten mitteilen. Bis auf das Mikrofon in der Küche, von dem Sie bereits wissen, haben wir keine weiteren Abhörgeräte oder Kameras gefunden. Die schlechten Neuigkeiten lauten: Lannings Fingerabdrücke finden sich

Weitere Kostenlose Bücher