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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Großmutter immer gesagt? »Ich bin bis auf die Knochen durchgefroren.« Nach all den Jahren wusste sie endlich, was sie damit gemeint hatte.

    Bess schlief bereits auf einem Kissen auf dem Küchenfußboden. Sie nahm das aufgewärmte italienische Brot aus dem Backofen und schenkte sich ein Glas Wein ein, sah dabei mehrmals zu dem Hund, als wollte sie sich vergewissern, dass er noch immer da war. Wenn dieser Zach zurückkommen sollte, redete sie sich ein, wird Bess mich warnen. Sie wird wie verrückt bellen. Und es gibt natürlich noch den Polizeibeamten, der mein Haus bewacht. Mein eigener privater Leibwächter, dachte sie. Das gibt mir wenigstens ein bisschen Sicherheit.
    Dann aber kam ihr der Gedanke, dass sich Bess vielleicht freuen könnte, wenn sie Zach sah. Vielleicht meinte sie, er würde sie zu einem Spaziergang abholen. Er hatte sich ja sogar um sie gekümmert, als sie Dad und dann Jack besucht hatte. Ihr hilfsbereiter Nachbar. Sie zitterte, als sie daran dachte, wie sie an jenem Abend nach Hause gekommen war und Zach in der einfallenden Dunkelheit mit Bess auf dem Schoß in ihrer Veranda gesessen hatte. Sie konnte von Glück reden, dass er sie damals nicht umgebracht hatte.
    Der wohltuende Duft der Marinara-Sauce erfüllte die Küche, die Spaghetti waren ebenfalls fertig. Emily schüttete die Nudeln in ein Sieb, gab eine Portion in eine Schale, nahm die Sauce aus der Mikrowelle und löffelte sie über die Pasta.
    Sie trug das Tablett ins Wohnzimmer, stellte es auf den breiten, niedrigen Beistelltisch an ihrem Lieblingssessel und setzte sich. Bess, die sie gehört haben musste, erwachte, kam ins Wohnzimmer getrottet und ließ sich neben ihr nieder. Es war Viertel vor acht. Sie wollte sich eine Sendung suchen, die sich lohnte, angesehen zu werden, bevor Vor Gericht anfing. Dort war eine Diskussionsrunde über Jimmy Eastons Wutausbruch angekündigt. Und danach
würde ganz sicher einiges über Zach Lanning gebracht werden.
    Jimmy Easton und Zach Lanning. Eine tolle Kombination, um sich beim Fernsehen zu amüsieren, dachte sie sich, als sie die Spaghetti auf die Gabel rollte. Michael Gordon war heute im Gericht. Er wird sicherlich einen Auszug von Eastons Rede zeigen. »Ich hab getan, was sie von mir erwartet haben.« Wie viel von Eastons Aussage war ihm untergeschoben worden?
    Von ihrem Platz aus konnte sie die Taschen mit den Aldrich-Akten sehen, die sie an eine Wand des Esszimmers gestellt hatte. Morgen gleich in der Früh werde ich sie mir vornehmen, beschloss sie.
    Das Telefon klingelte. Kurz war sie versucht, den Anrufbeantworter drangehen zu lassen, dann aber fiel ihr ein, dass es ihr Vater sein könnte. Er musste von Madeline Kirk gehört haben und könnte sich Sorgen um sie machen.
    Der Anrufer aber war Richard Moore, nicht ihr Vater. »Emily, ich habe von dem Serienmörder gehört und dass er Ihre Nachbarin umgebracht hat. Und soeben hat mir Cole mitgeteilt, dass er auch Ihnen nachgestellt hat. Es tut mir so leid. Sie müssen ziemlich durch den Wind sein.«
    »So kann man das wohl sagen, Richard. Ja, das bin ich. Ein Polizist bewacht rund um die Uhr das Haus.«
    »Das hoffe ich doch. Emily, Sie sollten sich heute Abend Vor Gericht ansehen.«
    »Das habe ich vor. Es wird sich wohl alles um meinen Zeugen Jimmy Easton drehen.«
    »Ja, Emily, es geht um ihn, daneben aber ist noch eine ganze Menge vorgefallen. Mike hat einen Typen in seiner Sendung, der beweisen kann, dass sich Jimmy an dem Tag, an dem er laut seiner beeideten Aussage das Geld für den
Mord erhielt, für eine Lieferung in Greggs Wohnung aufhielt.«
    Eine lange Minute verschlug es Emily die Sprache. Dann sagte sie leise: »Wenn das so ist, möchte ich, dass die Leute morgen früh in mein Büro kommen. Ich möchte die Beweise sehen, und wenn sie rechtsgültig sind, wird Gregg Aldrich auf Kaution freigelassen. Dann sehen wir weiter.«
    »Nichts anderes habe ich von Ihnen erwartet, Emily.«
    Knapp eine Stunde später sah sich Emily – das Essen war kaum angerührt, den einen Arm hatte sie um Bess gelegt  – Vor Gericht an. Danach ging sie ins Esszimmer, schaltete das Licht an und zog die ersten Aktenordner aus der Sporttasche.
    Sie arbeitete die ganze Nacht durch.

72
    D ie Insassen des Staatsgefängnisses stellten sich am Dienstagmorgen um sieben Uhr zum Frühstück an. Jimmy Easton hatte nicht gut geschlafen. Mitgefangene hatten ihn bereits bedrängt und schikaniert und als jemanden bezeichnet, der andere verpfiff. »Du verhökerst noch

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