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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wäre bei ihnen, wenn sie das alles erfahren«, sagte Mike und musste an den schrecklichen Augenblick im Gericht denken, als das Wort »schuldig« zwölf Mal wiederholt worden war.
    »Und ein weiterer wichtiger Anruf steht bevor«, sagte Richard, nun mit ruhiger, fester Stimme. »Emily Wallace. Und wissen Sie was, Mike? Ich glaube nicht, dass sie sonderlich überrascht sein wird.«

70
    Z ach schaltete den Fernseher aus, nachdem der Bericht über ihn zu Ende war. Der Anblick des Fahndungsfotos, das ihm in seinem jetzigen Zustand so schrecklich ähnlich sah, jagte ihm eine Heidenangst ein. Er konnte keine Minute länger hierbleiben. Der Angestellte an der Rezeption hatte, wie ihm aufgefallen war, einen kleinen Fernseher in seinem Büro, und er hatte nicht allzu viel zu tun. Wenn er um achtzehn Uhr noch hier gewesen war, konnte man davon ausgehen, dass er die Sendung gesehen hatte. Oder er saß zu Hause vor dem Fernseher. So oder so, wenn er erneut das Fahndungsfoto zu Gesicht bekam, würden vielleicht sogar seine trägen grauen Zellen einmal in Bewegung kommen.
    Der Kombi stand neben der Rezeption auf dem angrenzenden Parkplatz. Zum Glück hatte der Angestellte ihn beim Einchecken nicht nach dem Kennzeichen gefragt. Wenn die Polizei auftauchen sollte, würde man Fabrikat und Farbe des Wagens nennen können, aber er bezweifelte, dass sich irgendjemand das Nummernschild gemerkt hatte.
    Er ging seine Möglichkeiten durch und entschloss sich, die Jalousien herunterzuziehen, einige Lampen brennen zu lassen und abzuhauen. Wenigstens bis morgen würde der Eindruck entstehen, er wäre noch da.
    Er war ziemlich frustriert. Hätte der Angestellte ihn nicht erkannt, wäre er in dieser Hütte mindestens für ein
paar Wochen in Sicherheit gewesen. Jetzt aber war es besser, wenn er nach North Carolina fuhr, sich irgendeine Unterkunft suchte und dann in einigen Monaten, wenn sich die Aufregung gelegt hatte, wieder nach Glen Rock kam, um sich Emily vorzunehmen.
    Insgeheim hatte er aber das Gefühl, dass sein Glück ihn verließ. Wo immer er hinfuhr, er musste jeden Moment damit rechnen, von einem Streifenwagen mit heulender Sirene angehalten und aufgefordert zu werden, an den Straßenrand zu fahren.
    Emily musste mittlerweile wissen, dass er sich in ihrem Haus herumgetrieben und ihr nachspioniert hatte. Hoffentlich verstand sie, warum er in der Küche das Mikrofon zurückgelassen hatte: Es war seine Botschaft an sie, dass er zurückkehren würde.
    Er sah regelrecht vor sich, was sich dort jetzt abspielen musste. Emily dürfte mit ziemlicher Sicherheit einen Wachposten vor dem Haus haben, für den Fall, dass ich zurückkomme. Aber wer weiß schon zu sagen, ob ich sie nicht irgendwo anders finden könnte? Und wer weiß zu sagen, ob ich mich nicht wieder in die Gegend schleichen könnte?
    Zach hatte aus dem Kombi nichts ausgepackt. Und jetzt, als er einstieg, um durch das nördliche New Jersey zur Schnellstraße nach New York zu fahren und sich irgendwo in den verschlafenen Dörfern auf dem Weg nach Albany ein Motel zu suchen, hatte er eine Idee, die ihm sehr gefiel.
    Er hatte vergangene Woche Emilys feines Nachthemd mitgehen lassen. Dem Stoff war anzusehen, dass sie es nie getragen hatte.
    Aber sie wird es tragen, dachte sich Zach. Wäre doch nett, es ihr um den Leib zu wickeln, wenn sie tot ist.

71
    E mily ließ in der Küche die Jalousien herunter und setzte für die Pasta Wasser zum Kochen auf. Essen, das einem Energie verleiht, sagte sie sich. Genau das, was ich jetzt brauche. Gladys sei gesegnet, weil sie dafür sorgt, dass ich nicht verhungere. Ihre Putzhilfe brachte manchmal selbst gemachte Pastasauce oder Hühnchensuppe mit und stellte sie ins Gefrierfach. Die Pastasauce taute bereits in der Mikrowelle auf.
    Während das Wasser kochte, bereitete sie einen Salat zu und stellte ihn auf ein Tablett, um ihn mit ins Wohnzimmer zu nehmen. Heute Abend, beschloss sie, war nicht der Zeitpunkt, um mit der Aldrich-Akte anzufangen. Sie war dafür noch viel zu durcheinander. Gestern Nachmittag war sie an Madeline Kirks Haus vorbeigegangen und hatte sich gedacht, dass sie nicht als eine solche Einsiedlerin enden möchte. Und während sie sich das dachte, hatte die alte Dame, in Plastiksäcke gewickelt, im Kofferraum ihres Wagens gelegen.
    Der freundliche Herbsttag war in eine bitterkalte Nacht übergegangen. Sie hatte ihren Pyjama und den Morgenmantel angezogen und die Heizung aufgedreht, aber ihr wollte nicht warm werden. Was hat meine

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