Denn niemand hört dein Rufen
Fensterscheibe plattgedrückt hat. Ich bin sicher, dass er Moore bislang nichts davon erzählt hat.«
Georgette Cassotta, eine Kriminalpsychologin, sagte: »Ich kann Ihnen versichern, dieses Bild hat den Frauen unter den Geschworenen einen Schauder über den Rücken gejagt. Und es ist anzunehmen, dass die Wirkung auf die männlichen Geschworenen ebenfalls groß gewesen ist. Bei der ersten Einvernahme konnte Aldrich noch den besorgten Ehemann geben, doch bei der Gegenbefragung hat er sich jetzt als Voyeur entpuppt. Und dass er am Sonntag immer noch um ihr Haus gestrichen ist, obwohl er laut eigener Aussage Samstagnacht bereits davon ausging, dass sie allein war, das könnte sein Schicksal endgültig besiegelt haben.«
»Und da ist noch etwas, was heute der Anklage in die Hände gespielt hat«, fügte Richter Reilly hinzu. »Ich glaube, Emily Wallace hat die Frage der quietschenden Schublade sehr geschickt in den Mittelpunkt gerückt. Sie hat Aldrich jede Möglichkeit gelassen, ihr eine Erklärung dafür zu liefern, woher Easton etwas über diesen Tisch und diese Schublade wissen konnte. Aber er konnte ihr keine nennen. Er und Moore mussten eigentlich wissen, dass sie diesen Punkt ausschlachten würde. Das Problem ist, dass er nicht wie jemand wirkte, der einfach aufrichtig zugibt, keine Erklärung dafür zu haben. Erwirkte wie jemand, der bei einer Lüge ertappt wurde.«
»Gut, aber wenn er nun tatsächlich nicht der Mörder ist«, sagte Gordon, »und wenn er es sich tatsächlich nicht erklären kann, könnte das nicht die Reaktion eines Menschen sein, der sich in die Enge getrieben fühlt und verzweifelt ist?«
»Ich denke, dass Gregg Aldrich, so wie es jetzt aussieht, im besten Fall mit einer gespaltenen Meinung unter den Geschworenen rechnen kann«, antwortete Richter Reilly.
»Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass alle zwölf Geschworenen sich auf ›nicht schuldig‹ einigen.«
Kurz vor dem Ende der Sendung erinnerte Michael Gordon die Zuschauer daran, dass die Beratungen der Geschworenen beginnen würden, sobald Richter Stevens sie über die gesetzlichen Bestimmungen belehrt habe. »Vermutlich gegen elf Uhr«, sagte er. »Und ab diesem Zeitpunkt werden Sie auf unserer Webseite abstimmen können, ob Sie glauben, dass Gregg Aldrich für schuldig oder für nicht schuldig befunden wird, seine Frau getötet zu haben. Oder ob kein einstimmiger Beschluss der Geschworenen zustande kommen wird, in welchem Fall der Prozess neu aufgerollt werden müsste.
Ich bezweifle sehr, dass bereits ein Spruch zustande gekommen sein wird, wenn wir morgen Abend auf Sendung gehen«, fuhr Michael fort. »Sie können Ihre Stimme abgeben bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschworenen Richter Stevens informieren, dass sie zu einem Urteil gelangt sind. Wenn es bis morgen Abend keinen Beschluss gibt, werden wir über die bisherigen Ergebnisse der Abstimmung reden. Das war’s für heute, wir wünschen Ihnen noch eine gute Nacht.«
38
E s sieht gar nicht gut aus für ihn«, sagte Belle Garcia bedrückt zu ihrem Mann Sal, als sich Michael Gordon von seinen Zuschauern verabschiedete. »Ich meine, letzten Freitag hat Michael sich noch voll hinter Gregg gestellt und gesagt, er glaubt, dass er unschuldig ist. Und heute Abend gibt er zu, dass Gregg keine besonders gute Darbietung geliefert hat.«
Sal sah sie über seine Brille hinweg an. »Darbietung? Ich dachte eigentlich, das wäre mehr was für Schauspieler.«
»Du weißt genau, was ich meine. Ich meine, er kam einfach nicht so rüber, als ob er es nicht gewesen ist. Er war verwirrt und hat sich andauernd verheddert in dem, was er sagen wollte. Er hat angefangen zu weinen, als Emily ihn mit Jimmy Easton und dieser Geschichte mit der quietschenden Schublade in die Enge getrieben hat. Bestimmt ärgert er sich jetzt schwarz, weil er sie nicht geölt hat. Und was die Sache noch schlimmer macht, er fing dann richtig an zu flennen, und sie mussten eine Pause einlegen. Ich habe Mitleid mit ihm gehabt, aber da ich nun mal völlig neutral bin, muss ich sagen: Ich glaube, dass er heute gewirkt hat wie jemand, der fürchterlich bereut, seine Frau umgebracht zu haben.«
Sal wusste genau, dass Belle jetzt nicht mehr von einem ausführlichen Gespräch über den Prozess abzubringen war und ihm nichts anderes übrigblieb, als die Zeitung sinken
zu lassen. Er stellte Belle eine Frage, von der er wusste, dass sie eine ausgeklügelte Antwort hervorrufen würde und gleichzeitig von ihm selbst
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