Denn niemand hört dein Rufen
ein Foto von Easton zeigen. Als Easton vor sieben Monaten verhaftet wurde und mit seiner Geschichte ankam, war sie schon lange nicht mehr bei Aldrich. Sie war mittlerweile in Rente gegangen und ungefähr ein Jahr nach Natalies Tod gestorben.«
»Könnte es nicht sein, dass er irgendwann dort eingebrochen ist?«, fragte Robin.
Richard Moore schüttelte den Kopf. »Das Gebäude ist zu gut geschützt. Und selbst wenn es Easton gelungen wäre, in die Wohnung einzubrechen, hätte er mit Sicherheit etwas gestohlen, und dann wäre der Diebstahl entdeckt worden. Glaub mir, er hätte die Wohnung nie mit leeren Händen verlassen.«
»Natürlich reden im Club alle über diesen Fall«, sagte Ellen. »Richard, du weißt ja, dass ich nicht über vertrauliche Dinge spreche, aber manchmal ist es hilfreich zu hören, wie andere Menschen reagieren.«
»Und wie reagieren sie?«, fragte Richard. Seine Miene verriet, dass er ahnte, was sie sagen würde.
»Tara Wolfson und ihre Schwester Abby waren gestern beim Golfen in unserem Vierer. Tara meinte, der Gedanke, dass Gregg Aldrich in diese Schublade langt und die fünftausend Dollar als Anzahlung für den Mord an Natalie abzählt,
widere sie an. Sie hofft, dass er lebenslänglich bekommt.«
»Und was meint Abby dazu?«, fragte Robin.
»Abby war genauso fest überzeugt, dass Aldrich unschuldig ist. Sie haben gestern so viel darüber gesprochen, dass sie sich kaum auf das Spiel konzentrieren konnten. Aber Abby hat mich vorhin angerufen, kurz bevor Richard nach Hause gekommen ist. Nachdem sie die Nachrichten über den heutigen Prozesstag gehört hat, hat sie ihre Meinung geändert. Inzwischen glaubt sie auch, dass er schuldig ist.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen am Tisch, dann fragte Robin: »Falls es zu einem Schuldspruch kommt, wird der Richter Gregg Aldrich dann nach Hause gehen lassen, um seine Angelegenheiten zu regeln, bevor das Urteil gesprochen wird?«
»Ich bin mir sicher, dass Richter Stevens die Kautionsverfügung sofort widerrufen wird«, antwortete Cole. »Dad hat wiederholt versucht, Gregg diese Möglichkeit vor Augen zu führen, damit er wenigstens die dringendsten Vorkehrungen in Bezug auf Katie trifft.«
»Über dieses Thema lässt er bis heute nicht mit sich reden«, sagte Richard in resigniertem Ton. »Er steckt den Kopf in den Sand und weigert sich, die Konsequenzen zu überdenken, falls er schuldiggesprochen wird. Sollte es morgen zu einem Urteilsspruch kommen – ich glaube allerdings nicht, dass das so schnell geschehen wird –, weiß ich nicht einmal, ob er irgendetwas organisiert hat, damit Katie vom Gerichtsgebäude wieder nach Hause kommt. Schlimmer noch, ich bezweifle, dass er bereits einen Vormund bestimmt hat, der sich um das arme Kind kümmern wird. Gregg war ein Einzelkind, genau wie
Katies Mutter. Und abgesehen von ein paar Cousins in Kalifornien, die er praktisch nie sieht, gibt es keine engeren Verwandten.«
»Möge Gott diesem Kind helfen«, sagte Ellen Moore traurig. »Möge Gott beiden helfen.«
40
N ach dem Ende der Sendung ging Michael Gordon zu Fuß vom Rockefeller Center zu Greggs Wohnung an der Park Avenue, auf Höhe der Sixty-sixth Street. Es war etwas mehr als eine Meile bis dorthin, doch er war ein geübter Spaziergänger, und nachdem der Regen aufgehört hatte, war es ein gutes Gefühl, die kühle, feuchte Luft in Gesicht und Haaren zu spüren.
Gregg hatte am Nachmittag, als sie gemeinsam das Gerichtsgebäude verlassen hatten, zu ihm gesagt: »Ich esse heute mit Katie in der Wohnung zu Abend, nur wir beide. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir dazu Gelegenheit haben. Aber könntest du vielleicht zu mir kommen, wenn deine Sendung vorbei ist? Ich muss mit dir sprechen.«
»Natürlich, Gregg.« Mike war drauf und dran, etwas Ermunterndes zu sagen, doch die düstere Miene seines Freundes hielt ihn davon ab. Es wäre wie eine Beleidigung gewesen. Greggs Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er sich schmerzlich darüber im Klaren war, was für einen verheerenden Eindruck er bei seiner Befragung hinterlassen hatte.
Natalie.
Michael sah in Gedanken ihr Gesicht vor sich, als er die Park Avenue überquerte und sich nach Norden wandte. Wenn es ihr gutging, war sie witzig und herzlich, und es war wunderbar, mit ihr zusammen zu sein. Doch wenn es ihr schlechtging, weil eine Probe nicht gut gelaufen war
oder sie mit einem Regisseur darüber stritt, wie eine Rolle gespielt werden müsse, dann war sie unmöglich. Gregg hatte
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