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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Natalie und ich könnten noch einmal zueinanderfinden.«
    »Das hat Sie sehr stark aufgewühlt, nicht wahr?«
    Gregg Aldrich sah Emily in die Augen. »Natürlich hat mich das aufgewühlt. Aber ich spürte auch noch etwas anderes, ein Gefühl der Erleichterung, weil ich jetzt zumindest Klarheit hatte, dass es vorbei war. Wenigstens würden mich die Gedanken an sie nicht mehr innerlich fertigmachen.«
    »Sie wollten sich nicht mehr von ihr fertigmachen lassen. Haben Sie diesen Vorsatz gefasst?«
    »Man könnte es so ausdrücken.«
    »Und Sie sind nicht am nächsten Morgen zu ihrem Haus gefahren und haben sie erschossen?«

    »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Mr Aldrich, Sie wurden, gleich nachdem die Leiche Ihrer Frau gefunden wurde, von der Polizei befragt. Sie wurden gefragt, ob Sie eine Person nennen könnten, die Sie im Central Park beim Joggen gesehen hätte in der Zeit zwischen Viertel nach sieben und fünf nach zehn, als Sie nach Ihrer Aussage den Mietwagen zurückgebracht haben?«
    »Ich habe an diesem Tag niemanden im Besonderen bemerkt. Es war kalt und windig. An solchen Tagen laufen alle Jogger fest eingemummelt herum. Manche Leute haben Kopfhörer in den Ohren. Was ich sagen will: Es ist kein geselliges Zusammentreffen. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt.«
    »Würden Sie sagen, dass Sie an einem kalten, windigen Märztag zweieinhalb Stunden lang nur mit sich selbst beschäftigt waren?«
    »Ich bin früher immer den New Yorker Marathon mitgelaufen. Und unter meinen Klienten sind ehemalige professionelle Football-Spieler. Die haben mir gesagt, dass es so kalt sein mochte, wie es wollte – wenn sie einmal auf dem Feld standen und das Adrenalin seine Wirkung tat, hätten sie die Kälte nicht mehr gespürt. Ich habe sie an jenem Morgen auch nicht gespürt.«
    »Mr Aldrich, ich möchte Sie fragen, ob es sich nicht folgendermaßen abgespielt hat. Ich nehme an, dass an diesem Montagmorgen gehörig Adrenalin in Ihren Adern floss, nachdem Sie, wie Sie eben selbst sagten, eingesehen haben, dass Ihre Frau nicht mehr zu Ihnen zurückkehren würde. Ich nehme an, Sie wussten, dass sie irgendwann an diesem Morgen nach Hause kommen würde. Sie sind dann in dieses Mietauto gestiegen, sind in etwa einer halben Stunde nach Closter gefahren, haben sich mit dem Ersatzschlüssel,
dessen Versteck Sie kannten, Zugang zum Haus verschafft und haben dort in der Küche auf sie gewartet. Hat es sich nicht so abgespielt?«
    »Nein, nein. Überhaupt nicht.«
    Emily zeigte mit flammendem Blick auf den Zeugenstand. Mit erhobener Stimme sagte sie: »Sie haben Ihre Frau an diesem Morgen getötet. Sie haben sie erschossen, und dann haben Sie sie zurückgelassen in dem Glauben, sie wäre bereits tot. Sie sind zurück nach New York gefahren, und dann sind Sie vielleicht noch im Central Park joggen gewesen in der Hoffnung, dass Sie jemand dabei beobachtet. Ist es nicht so gewesen?«
    »Nein!«
    »Und danach haben Sie den Mietwagen zurückgebracht, den Sie benutzt haben, um Ihrer Frau nachzuspionieren. Ist es nicht so gewesen, Mr Aldrich?«
    Gregg Aldrich war aufgestanden und rief laut: »Ich habe Natalie nichts angetan. Ich hätte ihr niemals wehtun können.«
    »Aber Sie haben ihr doch wehgetan. Sie haben mehr als das getan, Sie haben sie umgebracht«, rief Emily zurück.
    Moore war aufgesprungen. »Einspruch, Euer Ehren. Die Staatsanwältin bedrängt den Zeugen.«
    »Stattgegeben. Frau Staatsanwältin, mäßigen Sie Ihre Stimme und stellen Sie die Frage erneut.« Richter Stevens ließ keinen Zweifel daran, dass er irritiert war.
    »Haben Sie Ihre Frau getötet, Mr Aldrich?«, fragte Emily, jetzt mit sanfterer Stimme.
    »Nein … nein …«, protestierte Gregg Aldrich heiser. »Ich habe Natalie geliebt, aber …«
    »Aber Sie hatten sich eingestanden …«, wollte Emily fortfahren.

    »Einspruch, Euer Ehren«, donnerte Moore dazwischen. »Sie lässt ihn nicht ausreden.«
    »Stattgegeben«, sagte Richter Stevens. »Mrs Wallace, Sie sind gehalten, den Zeugen ausreden zu lassen. Ich möchte Sie nicht noch einmal ermahnen müssen.«
    Emily nickte zum Zeichen, dass sie die Anweisung des Richters akzeptierte. Dann wandte sie sich wieder an den Angeklagten. »Mr Aldrich, sind Sie nicht nach Cape Cod gefahren, weil Jimmy Easton aus der Vereinbarung, Ihre Frau für Sie umzubringen, ausgestiegen war?«
    Gregg schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich bin Jimmy Easton in einer Bar begegnet und habe mich fünf Minuten lang mit ihm unterhalten.

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