Denn niemand hört dein Rufen
wie Belle ausflippen würde, wenn ihr beide mit Foto in die Zeitung kommen würdet.«
Mein Foto in der Zeitung! Sal erschrak bei dem Gedanken. Das ist wirklich das Allerletzte, was ich mir wünsche!
Das Gespräch mit Rudy ging Sal durch den Kopf, als Belle ihm noch einmal schilderte, wie Emily, die Staatsanwältin, Gregg im Zeugenstand praktisch vernichtet hatte. »Sie stand da wie so ein richtiger Racheengel«, sagte Belle.
An diesem Punkt der Erzählung angelangt, seufzte sie, beugte sich vor und zog den Fußschemel zu sich heran. Dann legte sie die Füße hoch und fuhr fort. »Manchmal waren die Kameras auf Alice Mills gerichtet, Natalies Mutter. Ach so, das hätte ich dir sagen sollen, Sal. Natalies richtiger Nachname war Mills, aber sie meinte, das wäre kein guter Name im Showbusiness, deshalb hat sie ihn in Raines geändert, als Huldigung an Luise Rainer, eine Schauspielerin, die als Erste zwei Mal hintereinander den Oscar gewonnen hat. Das stand heute in People . Natalie wollte nicht genau den gleichen Namen annehmen, sondern einen, der lediglich so ähnlich klingt.«
39
N ach dem katastrophalen Tag vor Gericht ging Cole Moore am Montagnachmittag neben seinem Vater zum Parkplatz hinter dem Gerichtsgebäude. »Willst du nicht mit Robin heute Abend zum Essen zu uns kommen, so etwa um halb sieben?«, schlug Richard vor. »Dann können wir noch das eine oder andere Glas heben. Ich glaube, das können wir heute beide ganz gut gebrauchen.«
»Gute Idee«, antwortete Cole. Er öffnete seinem Vater die Wagentür und sagte: »Dad, du hast wirklich alles in deiner Macht Stehende getan. Und lass den Kopf nicht hängen. Ich glaube, dass wir immer noch eine gewisse Chance auf ein nicht einstimmiges Votum haben.«
»Wir hatten eine Chance bis zu dem Augenblick, an dem er sich als Spanner zu erkennen gegeben hat«, sagte Richard ärgerlich. »Es ist doch unglaublich, dass er mir nie etwas davon erzählt hat. Dann hätten wir das wenigstens durchgesprochen, so dass er es etwas besser hätte darstellen können. Und wenn wir die Gelegenheit gehabt hätten, ihn vorzubereiten, dann wäre er darüber nicht so außer sich geraten. Das Ganze lässt mich zweifeln, ob er uns nicht auch noch andere Dinge verheimlicht.«
»Geht mir genauso«, sagte Cole. »Bis später, Dad.«
Um sieben Uhr saßen Richard, seine Frau Ellen, Cole und dessen Frau Robin beim Abendessen und sprachen in düsterer Stimmung über den Prozesstag.
Während der vierzig Jahre ihrer Ehe war Ellen immer eine unersetzbare Diskussionspartnerin für Richard gewesen, wenn es um seine Fälle vor Gericht ging. Einundsechzig Jahre alt, mit silbergrauen Haaren und dem schlanken Körper einer disziplinierten Sportlerin, ließ sie ihre braunen Augen besorgt auf ihrem Mann ruhen. Sie wusste, wie sehr dieser Fall ihm zusetzte.
Es ist ein Segen, dass Cole ihn dabei unterstützt hat, dachte sie.
Robin Moore, eine achtundzwanzigjährige Immobilienanwältin mit rötlich braunen Haaren, war seit zwei Jahren mit Cole verheiratet. Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Richard«, sagte sie, »ich bin absolut davon überzeugt, dass Easton irgendwann in dieser Wohnung gewesen ist. Für mein Gefühl wird das den Ausschlag geben zwischen einem Schuldspruch oder einem Freispruch. Diese dumme kleine Schublade wird der Knackpunkt bei den Beratungen der Geschworenen sein.«
»Ich stimme dir vollkommen zu«, entgegnete Richard. »Wie du weißt, haben wir unseren Ben Smith beauftragt, Eastons Hintergrund aufs Genaueste zu durchleuchten. Wenn er nicht gerade im Gefängnis saß, ist er nie einer regelmäßigen Beschäftigung nachgegangen. Wenn er also nicht genug gestohlen hatte, um sich durchzuschlagen, wird er wohl schwarzgearbeitet haben.«
»Robin, wir haben eine Liste von sämtlichen Geschäften, die regelmäßig etwas in die Wohnung geliefert haben«, sagte Cole, der dabei entmutigt klang. »Du weißt schon, die Wäscherei, chemische Reinigung, Supermarkt,
Drugstore, alles, was du willst. Niemand will ihn jemals beschäftigt haben, weder legal noch schwarz.«
Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck Pinot Noir. »Ich glaube eigentlich nicht, dass Easton für eines dieser Geschäfte in der Umgebung gearbeitet hat, die regelmäßig liefern. Wenn er je einen Fuß in die Wohnung gesetzt hat, dann wohl eher, als er eine einmalige Lieferung für ein Unternehmen gebracht hat, für das er schwarz tätig gewesen ist. Und wir konnten ja nicht einmal Aldrichs Haushälterin
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