Denn niemand hört dein Rufen
den Mund und vergrub das Gesicht an Alices Schulter.
»Mr Moore, möchten Sie, dass die Geschworenen einzeln befragt werden?«, fragte Richter Stevens.
»Ja, Euer Ehren.«
»Meine Damen und Herren, Ihr Sprecher hat bekanntgegeben, dass Sie den Angeklagten in allen Punkten für schuldig befunden haben«, sagte der Richter. »Wenn Ihr Name aufgerufen wird, bitte ich Sie zu antworten, wie Sie gestimmt haben, schuldig oder nicht schuldig.«
»Schuldig.«
»Schuldig.«
»Schuldig.« … »Schuldig.« … »Schuldig.« …
Zwei weiblichen Geschworenen liefen Tränen über das Gesicht, als sie antworteten.
Gregg Aldrich schüttelte mit todernstem Gesicht den Kopf, als auch noch der letzte der Geschworenen das Wort wiederholte, das sein Schicksal besiegelte.
In knappen Worten bestätigte Richter Stevens, das Urteil sei einstimmig gefällt worden. Er gab dem Justizbeamten die Anweisung, sich mit dem Sprecher in das Geschworenenzimmer zu begeben, die Beweismittel zu holen und sie dem Verteidiger und der Staatsanwältin zurückzugeben.
Als sie wenige Augenblicke später wieder aus dem Geschworenenzimmer kamen, überprüfte Emily rasch die Akten der Staatsanwaltschaft, während Richard Moore dasselbe mit den Akten der Verteidigung tat.
Zum letzten Mal wandte sich der Richter an die Geschworenen: »Meine Damen und Herren, mit der Abgabe Ihres Urteils ist Ihre Mitwirkung an diesem Verfahren beendet. Im Namen der Justiz und aller, die an diesem Verfahren mitgewirkt haben, möchte ich Ihnen sehr herzlich danken. Sie haben sich als sehr sorgfältig und aufmerksam erwiesen. Ich weise Sie darauf hin, dass es nach unserer
Gesetzgebung niemandem, der an diesem Verfahren teilgenommen hat, gestattet ist, ein Gespräch mit Ihnen anzuknüpfen über den Verlauf der Beratungen oder Ihre Rolle beim Zustandekommen der Entscheidung. Ich warne Sie auch davor, mit anderen Personen über Ihre Beratungen zu sprechen. Sagen Sie nichts, was Sie nicht auch in Anwesenheit der übrigen Geschworenen bereit wären zu wiederholen. Ich danke Ihnen nochmals. Sie sind hiermit von Ihren Pflichten entbunden.«
Als die Geschworenen sich erhoben, sprang Alice Mills von ihrem Sitz auf und rief ihnen laut entgegen: »Ich für mein Teil danke Ihnen nicht. Sie haben falsch entschieden, alle. Meine Tochter wurde erschossen und in ihrem Blut zurückgelassen, aber ihr Mörder ist nicht in diesem Raum. Mein Schwiegersohn Gregg ist unschuldig. Er war es nicht.«
Wutschnaubend deutete Alice mit dem Finger auf Emily. »Ihr Zeuge ist ein Lügner, und das wissen Sie genau. Ich habe es Ihnen gestern angesehen. Sie brauchen es gar nicht abzustreiten. Sie wissen genau, dass dieser ganze Prozess eine Farce ist, und ich bin sicher, dass Sie Gregg im Grunde Ihres Herzens für unschuldig halten. Ich bitte Sie, Emily, in Gottes Namen!«
Der Richter klopfte laut mit dem Hammer. »Mrs Mills, ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Sie traurig und aufgebracht sind, und es tut mir aufrichtig leid für Sie. Aber ich muss darauf bestehen, dass Sie Stillschweigen bewahren, bis die Verhandlung beendet ist.«
Sichtlich getroffen durch diesen Zwischenfall, brachen die Geschworenen auf und verließen den Saal.
Ein letzter Antrag musste noch gestellt werden. Emily erhob sich. »Euer Ehren, Mr Aldrich ist in drei Punkten
schuldiggesprochen worden, Einbruch, Besitz einer Feuerwaffe und Mord. Er muss mit einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe rechnen, die Staatsanwaltschaft geht daher von einer erheblichen Fluchtgefahr aus. Ohne Zweifel besitzt er genügend finanzielle Mittel für eine Flucht. Die Staatsanwaltschaft beantragt, seine Freisetzung gegen Kaution aufzuheben.«
Richard Moore, sein Gesicht fahl, hielt die Gegenrede. Im sicheren Wissen, nichts ausrichten zu können, plädierte er dafür, dass Gregg Aldrich gestattet werde, bis zur Urteilsverkündung nach Hause zu gehen, damit er notwendige geschäftliche Dinge regeln und Vorkehrungen für sein mutterloses Kind treffen könne.
»Ich stimme der Staatsanwältin zu, dass eine erhebliche Fluchtgefahr besteht«, sagte Richter Stevens. »Mr Aldrich wusste, dass ein Schuldspruch im Bereich des Möglichen lag, und er sollte somit die nötigen Vorkehrungen vor dem heutigen Tag getroffen haben. Das Strafmaß wird am fünften Dezember um neun Uhr verkündet. Die Freisetzung gegen Kaution ist hiermit aufgehoben, und Mr Aldrich wird in Haft genommen.«
Mit totenblassem Gesicht befolgte Gregg Aldrich die Anweisung des
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