Denn rein soll deine Seele sein
mal fragen... Mann, das ist aber wirklich ein ekliger Husten.«
»Kann man wohl sagen. Seit einer Woche geht das schon so. Ich werd ihn einfach nicht los. Immer, wenn ich denke, jetzt ist's überstanden -«
»Ja, also, ich wollte was wegen dem Sittenstrolch von Foothill fragen.«
»Da sind Sie bei mir an der richtigen Adresse. Moment mal...«
Er hustete erneut und trank einen Schluck Wasser. »Was möchten Sie denn wissen?«
»Die Krankenschwester hat doch der Polizei den Mann beschrieben, nicht? Das haben sie im Fernsehen gebracht, in den Nachrichten. Haben Sie die Beschreibung vorliegen?«
»Sie meinen das Phantombild, ja?«
»Genau.«
»Ja, das habe ich.« Er räusperte sich und holte tief Luft. »Ich schicke Ihnen das Bild zu, wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Adresse geben.«
Einen Augenblick hatte er nur das Surren im Ohr.
»Hallo?«
Die Anruferin hatte aufgelegt. Mist. Aber sie hatten ja die Fangschaltung. Hoffentlich war das Gespräch lang genug gewesen. Er sagte sofort in der Zentrale Bescheid. Fünf Minuten später klingelte das Telefon.
»Hier Arnie. Ich kann die Gegend für dich einkreisen.«
»Leg los.«
»Der Anruf kommt aus Sylmar, nördlich von Glenoaks, südlich der San Fernando Road. Östliche Grenze Astonia, westliche Grenze Roxford inklusive. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, war's noch genauer geworden.«
»Wem sagst du das?« knurrte Decker. »Münzfernsprecher?«
»Klar. Hoffentlich hilft es dir weiter, Pete.«
»Ich denke schon. Dank dir schön.«
Decker stand auf und ging zu der Sekretärin hinüber. Shirley war eine großbusige, übergewichtige Brünette Anfang Vierzig mit einem ansteckenden Lächeln, das ihre Trumpfkarte war.
»Kann ich mal das Branchenfernsprechbuch für Sylmar haben?«
Sie holte es aus einer Schublade. »Wenn Sie auf die Massagesalons scharf sind, brauchen Sie bloß MacPherson zu fragen.«
»Ich schau lieber selber nach, seinem Geschmack trau ich nicht.«
Decker setzte sich an den Schreibtisch und machte sich daran, Wäschereien, Waschsalons und Chemische Reinigungen durchzuforsten. Eine Stunde später hatte er die Auswahl auf zwei Chemische Reinigungen, zwei Wäschereien und drei Waschsalons in der bewußten Gegend eingeengt. Er sah auf die Uhr. Halb elf. Erst würde er mit Rina reden.
17
Das grauenvolle Geschehen des Vorabends hatte Rina sehr mitgenommen. Sie war kurz angebunden den Kindern gegenüber und zunächst froh, als sie aus dem Haus waren. Aber dann bekam sie regelrechte Depressionen. Sie warf sich Herzlosigkeit und Verletzung ihrer Mutterpflichten vor, fand, daß sie zuviel mit dem Goj geredet hatte und eine schlechte Jüdin war. Sie setzte sich in eine Ecke und brach in Tränen aus. Dann schlug ihre Stimmung unvermittelt um, ihre Unruhe machte sich in plötzlicher Aktivität Luft. Entschlossen begann sie, ihre Schränke auszuräumen und zu putzen. Doch unvermittelt war es wieder aus mit ihrem Tatendrang, sie ließ die ausgeräumten Sachen stehen und liegen und fing wieder an zu weinen.
Von diesem zweiten Anfall hatte sie sich gerade wieder ein bißchen erholt, als es klingelte. Am liebsten hätte sie sich nicht gemeldet, sie war nicht auf Besuch eingestellt und wußte, daß sie schrecklich aussah. Aber dann fand sie es doch recht schäbig, vor sich selbst davonzulaufen. Sie stand auf, warf einen Blick durch den Spion und machte auf.
Peter sah nicht weniger mitgenommen aus als sie. »Darf ich hereinkommen?«
»Nein.«
»Ich muß mit dir reden.«
»Dann fang schon an.«
Decker sah sich um. »Ich bitte dich, Rina... Leider ist das kein Privatbesuch. Wenn du mich nicht hereinlassen willst, muß ich dich aufs Revier bestellen, da machen wir es dann hochoffiziell, und du brauchst dir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was die Nachbarn sagen werden.«
Widerstrebend ließ sie ihn ein.
Decker sah sich in dem halb ausgeräumten Zimmer um. »Willst du verreisen?«
»Ich habe nur meine Schränke ausgewischt.«
Sie spürte förmlich, wie müde er war. Sie hätte ihn nicht so anfahren dürfen, letztlich zogen sie ja beide am gleichen Strang.
»Setz dich, Peter. Möchtest du einen Kaffee?« Er lächelte. »Ja, gern.«
Sie machte sich in der Küche zu schaffen, dann brachte sie Tassen und einen Korb mit Obst und setzte sich. Decker warf einen Blick auf ihre schlanken Beine und sah schnell wieder weg. Wenn er die Augen schloß, tanzten allerlei Bilder von einer ihn zärtlich streichelnden Rina vor seinem Blick, und er schlug sie
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