Denn rein soll deine Seele sein
fragte Hollander.
»Wie war's mit folgendem: Daß Leute, die einen Schlag haben, sich manchmal finden und dann zusammen Unfug treiben, ist bekannt. Nehmen wir mal an, daß Stein und Mendelsohn beide einen Dachschaden haben. Sie lernen sich in der Jeschiwa kennen und freunden sich an. Sie reden so rum und kommen dabei auf bizarre Ideen, auf Vergewaltigung, auf Mord. Es wäre übrigens gut, Mike, wenn du dir mal Cory Schmidt und Genossen vornehmen würdest. Da sehe ich auch eine Möglichkeit. Er hat die mutwilligen Zerstörungen in der Jeschiwa zugegeben, kennt also das Gelände. Vielleicht hat er mal Frauen aus der Mikwe kommen sehen und wollte gestern abend sein Glück versuchen.«
»Aber damit sind wir wieder am Anfang, Pete«, sagte Marge. »Cory gegen Florence - schwer vorstellbar...«
»Vielleicht war er bei dem Überfall auf Mrs. Adler allein und hatte diesmal seine Freunde zum Gruppensex mitgebracht. Vielleicht war er aber auch beim erstenmal in Begleitung und hat seine Freunde Schmiere stehen lassen.«
»Aber woher haben die Jungs gewußt, daß es in der Jeschiwa Florence Marley gab?« fragte Hollander. »Als Mrs. Adler vergewaltigt wurde, war sie ja noch gar nicht in Sicht.«
»Kann sein, daß die Bande sie beim Streifengang beobachtet hat, als die Burschen sich irgendwann mal auf dem Gelände herumgetrieben haben«, meinte Decker. »Als sie dann wiederkamen, hatten sie sich entsprechend vorbereitet. Sie haben Florence beseitigt und dann versucht, in die Mikwe einzudringen, um sich das zu holen, worauf sie aus waren.«
»Sie mußten also wissen, daß Rina da war«, ergänzte Marge.
»Oder daß irgend jemand in der Mikwe war. Es brauchte ja nicht unbedingt Rina zu sein.«
»Vielleicht wollten sie sich aber auch gezielt an Rina rächen, weil wir Cory und seine Freunde wegen der Supermarktgeschichte rangekriegt haben«, sagte Hollander.
»Ich finde die Idee ganz einleuchtend«, bestätigte Marge. »Als Gruppe sind sie natürlich mit Florence spielend fertiggeworden. Außerdem sind das doch alles ausgeflippte Typen. Die Sache riecht nach jugendlichen Drogenfreaks.«
»Okay«, sagte Hollander. »Ich kümmere mich um Schmidt und seine Kumpel.«
»Und ich mich um unsere Muskelmänner.« Marge sah Decker an. »Jemand müßte noch mal mit Rina reden. Vielleicht kann sie uns noch Einzelheiten zu dem Einbruchsversuch in der Mikwe sagen.«
Decker nickte.
»Wenn sie die Zielperson ist«, fuhr Marge fort, »sollte sie eine Weile untertauchen.«
Decker machte sich ernste Sorgen und wechselte das Thema. »Seid ihr bei Feldman noch ein Stück weitergekommen?«
»Vielleicht hat er sich in der Gegend herumgedrückt, ehe die Sache ablief«, ließ sich Hollander durch blaue Rauchwolken hindurch vernehmen.
»Wie war's mit folgendem: Der Mann läuft wieder mal im Wald herum, sieht etwas Ungewöhnliches, geht näher heran, sieht Florence tot und verstümmelt daliegen, ist aber zu durcheinander, um uns etwas darüber sagen zu können. Oder -«
»- oder er hat die Tat beobachtet«, ergänzte Marge. »Genau«, bestätigte Decker. »Aber wie kriegt man das aus so einem Typ heraus?«
»Sprich doch mal mit dem Rabbi«, schlug Hollander vor.
»Hab ich schon. Der Rabbi hat zugegeben, daß Feldman gestern abend ganz besonders wirr war und daß er durchaus irgend etwas gesehen haben könnte. Er kennt einen Klapsdoktor, der kann uns vielleicht weiterhelfen.«
»Hoffentlich ist er besser als die Ärztin, die sie uns neulich empfohlen haben«, sagte Marge. »Die hat ganz schön Mist gebaut.«
»Ich habe mich erkundigt, dieser Dr. Marder scheint gut zu sein. Fachmann für Hypnose. Feldman war bei ihm in Behandlung, nachdem damals bei ihm die Sicherungen durchgebrannt waren.«
»Scheint nicht viel geholfen zu haben«, sagte Hollander.
»Mag sein, aber zumindest hat der Arzt dann eine Beziehung zu ihm.«
Die Tür ging auf, und Fordebrand steckte den Kopf herein. »Telefon, Pete.«
Decker ging an seinen Schreibtisch und drückte den weißen Knopf. »Hier Decker.«
Ein vertrautes Hintergrundgeräusch. Himmel, heute passierte aber auch alles auf einmal. Jetzt kam alles darauf an, sie möglichst lange hinzuhalten.
»Hallo?« sagte er.
»Hey, ich -«
Er hustete. »Entschuldigen Sie bitte vielmals.«
Bloß nicht übertreiben, dachte er. »Entschuldigen Sie die Husterei, ich hab so eine blöde Erkältung, die einfach nicht weggehen will. Ich hab schon alles versucht, aber... Was kann ich für Sie tun, Miss?«
»Ich wollte
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