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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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orangefarbenen Plastikstühlen auf das Ende des Waschgangs und blätterten in alten Zeitschriften. Ein junger Mann mit Hasenscharte packte seine nasse Wäsche in einen Trockner, weitere Kundinnen und Kunden machten sich an den Maschinen zu schaffen. In einer Ecke saß eine Frau Mitte Zwanzig. Ihr Gesicht war nicht unsympathisch, nur der schmale, verbissene Mund störte. Sie hatte abnorm kurze Arme, fast wie eine Zwergin. Den Namen auf dem Schildchen, das sie trug, konnte Decker auf diese Entfernung nicht erkennen, wohl aber das in dicken schwarzen Lettern darunterstehende Wort »Aufsicht«.
    Er stellte sich an eine freie Waschmaschine und packte seine Sachen hinein, schloß die Klappe und warf ein paar Münzen in den Schlitz. Als die Maschine nicht ansprang, drosch er wütend auf sie ein. Sofort stand die junge Frau auf und kam angelaufen.
    »Na, na, nicht so stürmisch, Mister«, sagte sie verweisend. Decker lächelte in sich hinein.
    »Sie machen mir noch meine Maschine kaputt. Was gibt's denn?«
    Der Name auf dem Schild lautete Rayana Beth Mathers. Sehr erfreut, Rayana.
    »Das Ding scheint nicht in Ordnung zu sein. Es hat mein Geld geschluckt und springt nicht an.«
    Rayana öffnete den Münzbehälter. »Sie haben zwei Quarters und einen Nickel reingesteckt. Sie brauchen aber zwei Quarters und einen Dime.«
    »Sind Sie aus Boston?« fragte Decker lächelnd.
    Sie lächelte zurück. »Gratuliere. Gutes Ohr für Mundarten, was?«
    Er nickte, ohne sie aus den Augen zu lassen. Plötzlich wurde sie blaß und wandte sich zum Gehen. Decker packte sie am Arm. »Was haben Sie denn?« fragte er.
    »Fassen Sie mich nicht an. Ich will einen Anwalt.«
    »Wozu denn das, Rayana? Ich möchte mich doch nur ein bißchen mit Ihnen unterhalten.«
    »Ich hab nichts zu sagen.«
    »Gut, dann hören Sie einfach zu.«
    »Pfoten weg.«
    Einige Kunden sahen sich neugierig um.
    »Wir fallen schon auf«, flüsterte Decker. Rayana stellte die Gegenwehr ein.
    »Na also«, sagte Decker, ohne sie loszulassen. »Woher wissen Sie, daß ich ein Cop bin?«
    »Sie sehen so aus.«
    »Warum haben Sie das dann nicht gleich gemerkt? Ist Ihnen vielleicht plötzlich mein Gesicht bekannt vorgekommen? Oder meine Stimme?«
    »Vielleicht.«
    »Setzen wir uns, Rayana.«
    »Nur, wenn Sie meinen Arm loslassen.« Sobald er sie freigab, versuchte sie wieder wegzulaufen. Er packte sie am anderen Arm. »Ich weiß nichts«, beteuerte sie. »Wovon wissen Sie nichts?«
    »Von allem. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Wie war das mit den Anrufen?«
    »Was für Anrufen?«
    »Mit den Anrufen bei mir.«
    »Ich hab Sie nicht angerufen.«
    »Ich habe die Bänder. Jetzt seien Sie vernünftig.« Er führte sie zu einem der Plastikstühle und setzte sich neben sie. »Sie haben mich angerufen, Rayana, weil Sie sich mit einem Problem herumschlagen. Sie wissen etwas, aber Sie haben Angst, es jemandem zu erzählen. Kommen Sie mit aufs Revier, ich besorge Ihnen einen Anwalt, und wir machen ein Geschäft. Wenn Sie sich als Zeugin zur Verfügung stellen, gehen Sie nicht nur straffrei aus, sondern sind am Ende noch die Heldin des Tages.«
    Sie überlegte einen Augenblick, aber dann erklärte sie: »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Wir sind dem Burschen dicht auf den Fersen, Rayana. Wenn wir ihn schnappen und feststellen, daß Sie mit drinhängen, kann das verdammt unangenehm für Sie werden.«
    »Ich weiß nichts. Ehrlich.«
    »Lassen Sie den Unsinn, ich habe die Bänder.«
    »Okay, ich hab Sie ein paarmal angerufen. Hat mich eben interessiert, die Sache. Ist doch nichts bei, oder? Das heißt aber noch nicht, daß ich was gemacht hab. Oder was weiß.«
    »Woher wußten Sie das mit den Schuhen, Rayana?«
    »Vielleicht hab ich mal 'n Typ gekannt, der auf Schuhe stand.«
    »Wie hieß der Typ?«
    »Hab ich vergessen.«
    »Das können Sie mir doch nicht erzählen.«
    »Über die Vergewaltigungen kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen. Meinetwegen können Sie mich ruhig mitnehmen. Ich hab Sie angerufen und wegen der Schuhe gefragt, mehr nicht, und daß das strafbar ist, müssen Sie mir erst noch beweisen.«
    »Verbrecher zu verstecken ist strafbar. Beweismaterial zu unterschlagen ist strafbar.«
    »Ich unterschlag nichts, und ich versteck auch keinen.«
    »Wer ist der Typ, der auf Schuhe steht?«
    »Typ? Was für 'n Typ?«
    »Sehen Sie sich diese Bilder an, Rayana.« Er holte mehrere Fotos heraus. »Ja, schauen Sie nur genau hin.«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf das erste und

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