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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Mike?«
    »Ich glaube, in diesem Punkt sind wir alle einer Meinung.«
    »Verrückt genug für so eine Tat ist er durchaus«, meinte Decker. »Aber ich glaube es vor allem deshalb nicht, weil er es rein körperlich nicht geschafft hätte. Die Frau war dreißig Kilo schwerer und fünfzehn Zentimeter größer als er. Und sie war ein Profi.«
    »Vielleicht war er auf dem Trip«, gab Marge zu bedenken.
    »Die Serum- und Urinanalysen haben ergeben, daß er sauber war«, entgegnete Decker.
    »Wer also dann?« Hollander rieb sich gähnend die Augen.
    »Ein großer, starker Typ«, sagte Marge. »So etwa deine Größe, Pete.«
    Decker nickte. »Ich hätte sie wohl außer Gefecht setzen können, ich bin zehn Zentimeter größer als sie und kann ganz schön hinlangen, aber es wäre ein schweres Stück Arbeit gewesen, das kann ich euch versichern.«
    Marge rückte sich auf ihrem Klappstuhl zurecht. »Wir hatten da vor fünfzehn Jahren einen Typ aus Santa Cruz, diesen Edward Kemper. Erinnert ihr euch? Er hat seine Großeltern und seine Mutter umgebracht. Nekrophil. Danach hat er zwei Collegegirls erstochen und vergewaltigt und ist mit ihren abgehackten Händen spazierengefahren. Das liebe Kerlchen war fast zwei Meter groß und drei Zentner schwer.«
    »Ja, einer in der Preislage könnte es gewesen sein«, meinte Decker. »Wir werden uns mal alle Kunden ansehen, die über eins achtzig und über zwei Zentner liegen.«
    »Wird 'ne lange Liste werden«, murrte Hollander.
    »Ja, aber irgendwo müssen wir ja anfangen. Noch andere Kandidaten außer Feldman und Footballspielern?«
    »Gewichtheber?« meinte Hollander.
    »Die kommen automatisch auf unsere Liste«, sagte Decker.
    »Karatekämpfer?«
    »Wozu dann das Messer?« wandte Hollander ein. »Vielleicht macht ihn die Messerstecherei an.«
    »Denkbar, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Decker.
    »Was ist mit unserem Freund aus Foothill?« Hollander setzte seine Pfeife in Gang, bald konnten die drei sich nur noch durch einen Nebelschleier sehen.
    »Florence ist nicht vergewaltigt worden«, wandte Marge ein.
    »Vielleicht steht er jetzt auf Mord«, sagte Hollander.
    »Überraschen würde mich das nicht«, sagte Decker. »Er ist im Lauf der Zeit immer gewalttätiger geworden, und wir wissen alle, daß es von der Vergewaltigung zum Mord nur ein kleiner Schritt ist. Aber wenn ein Sittlichkeitsverbrecher mordet, ist meist Sex mit im Spiel, und das war bei Florence nicht der Fall.«
    Marge trank ihren Kaffee aus. »Vielleicht war der Killer gar kein Muskelprotz, und sie war nur wie gelähmt vor Angst. So was gibt's.«
    Decker schüttelte den Kopf. »Halte ich bei Florence für ausgeschlossen. Ich bin ihr einmal in die Arme gelaufen, als ich zur Mikwe wollte. Sie war robust und laut.«
    »Hatte sie Kopfverletzungen?«
    »Nein«, sagte Hollander.
    »Sie ist also nicht vorher bewußtlos geschlagen worden«, stellte Marge fest.
    »Außerdem war ihr Gesicht von grauenhafter Angst gezeichnet«, sagte Decker. »Die arme Frau hat wahrscheinlich genau gewußt, was auf sie zukam.«
    Hollander brach das Schweigen. »Ich hol mir einen Kaffee. Noch jemand?«
    Sie reichten ihm die Becher.
    »Wie geht's sonst, Pete?« fragte Marge, als er draußen war.
    »Könnte besser sein. Ein paar Stunden Schlaf wären nicht schlecht. Übrigens danke für die Einladung zum Hauskonzert.«
    Marge strahlte. »Ernest und ich haben ein paar wunderbare Duette ausgesucht. Wir erwarten eine Menge Leute. Ich hab ein bißchen Lampenfieber. Mike kommt mit Mary. Bring doch auch jemanden mit.«
    Hollander kam mit Kaffee, Milch und Zucker auf einem Tablett. Decker nahm einen Schluck.
    »Ich habe noch ein anderes Szenario für den Mord zu bieten. Der Killer war nicht allein.«
    »Gar nicht schlecht«, meinte Marge.
    »Sie ist aus dem Hinterhalt überfallen worden, einer hat sie festgehalten, die anderen haben sich auf sie gestürzt.«
    »Wir haben uns gestern abend mal ein bißchen in der Jeschiwa umgehört«, sagte Marge. »Rabbi Schulman hatte mir gesagt, daß Stein über seinen Büchern saß, aber der einzige, der Steins Alibi bestätigen kann, ist sein Freund Mendelsohn. Sie saßen allein in einem Klassenzimmer, die anderen können sich nicht erinnern, sie gesehen zu haben. Die beiden könnten sich also ohne weiteres unbemerkt davongemacht haben.«
    »Ist Mendelsohn bei uns bekannt?« fragte Hollander.
    »Nein, aber das beweist gar nichts. Jeder Sittenstrolch war mal ein unbeschriebenes Blatt.«
    »Und das Motiv?«

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