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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Gelächter, das von draußen hereindrang. So als würde nicht alles um sie herum von einer Geheimorganisation kontrolliert.
    »Orion kontrolliert also … alles.«
    »Nicht restlos alles«, sagte Lucinda. »Aber doch das meiste in wirksamer Weise. So könnte man es wohl ausdrücken.«
    »Und wieso?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Lucinda goss sich noch etwas Tee nach. »Orion ist eine sehr alte Organisation, musst du wissen. Ihre Geschichte reicht über zwei Jahrhunderte zurück, als die Monarchien überall in Europa ihre Macht einbüßten und die Parlamente an Einfluss gewannen, deren Rolle aber noch nicht so gefestigt war. Nach den Revolutionen in Frankreich und Amerika befürchtete der Adel, dass es auch in England zu einem Umsturz kommen könnte. Und weil der König zu schwach war, um seine Regierung zu kontrollieren, geschweige denn sein Land, taten sich mächtige Landbesitzer und Parlamentarier zusammen, um sicherzustellen, dass das Land vernünftig regiert wurde. Sie nannten sich die
Orion Society

    »Orion …«, erwiderte Allie und verzog nachdenklich das Gesicht. »So wie das Sternbild?«
    »Orion, der Himmelsjäger«, sagte Lucinda. »In der griechischen Mythologie gehörte er zu den Göttern. Die Gründerväter haben sich einst für den Namen entschieden, weil Orion über Wasser gehen konnte. Die reinste Hybris, wenn du mich fragst, aber …«, sie hob die Hände, »… es ist ja nur ein Name.«
    »Und … wie ging es dann weiter?«, hakte Allie nach.
    »Sie haben die Zügel der Macht in die Hand genommen. Sich gegenseitig geholfen. Und dafür gesorgt, dass sie Premierminister, Schatzkanzler, Reichsverweser wurden – was auch immer nötig war, um zu gewährleisten, dass die Macht geräusch- und bruchlos weitergegeben wurde. Unter Kontrolle blieb.«
    »Und keiner hat was davon mitgekriegt, dass es die gibt?«, fragte Allie ungläubig. »Das geht doch gar nicht.«
    »Wir sind eben sehr gut darin, Geheimnisse für uns zu behalten«, erwiderte Lucinda.
    »Und wie kam es dazu, dass du den ganzen Laden schmeißt?«, fragte Allie. »Und dein Vater? Wie ist er an den Job gekommen?«
    »Ganz einfach: Wir haben die Stellung geerbt. Die Präsidentschaft wandert von einer Familie zur nächsten. Jede Familie übernimmt für drei Jahre den Vorsitz und gibt ihn dann weiter. Jedenfalls so lange, bis ich kam. Mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater war einer der Gründer. Der Earl von Lanarkshire«, erwiderte Lucinda und sah Allie durchdringend an. »Das sind wir nämlich, genau genommen bin ich eine Lady Lanarkshire. Deine Mutter genauso. Und du auch.«
    Allie bekam den Mund nicht mehr zu. »Ich bin eine … Lady?«
    Zum ersten Mal an diesem Nachmittag sah es so aus, als käme Lucindas Lächeln von Herzen. Sie entblößte ihre ebenmäßigen weißen Zähne, und um ihre Augen bildeten sich Fältchen: »Ja, das bist du«, sagte sie warmherzig.
    »Aber du bist doch eine Baroness«, sagte Allie anklagend. »Ich hab genau gehört, wie deine Leibwächter dich beim Winterball so angeredet haben.«
    »Ich verwende diesen Titel lieber als den der Lady«, sagte Lucinda. »Den habe ich mir nämlich verdient.«
    Ach, du Scheiße, ich bin eine Lady …
, dachte Allie ganz benommen.
Lady Allie Lanarkshire Sheridan Dingsbums. Ist das vielleicht krass. Na, wenn Rachel das erfährt …
    »Du hast gesagt, dass die Präsidentschaft früher immer von einer Mitgliedsfamilie auf die andere übergegangen ist«, sagte sie. »Ist das jetzt nicht mehr so?«
    Lucindas Lächeln erstarb. »Nein. Das habe ich geändert. Ich fand, dass der Präsident in sein Amt gewählt werden sollte. Manche von unseren Mitgliedern sind einfach Idioten, und ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie eines Tages über die Geschicke unseres Landes entscheiden sollten, nur weil schon ihre Eltern bei Orion waren. Ein völlig archaisches System. Eine meiner ersten Amtshandlungen als Präsidentin war, die Satzung zu ändern. Das geschah einstimmig. Seitdem wird der Präsident gewählt. Ich bin dreimal wiedergewählt worden.« Sie lächelte schief. »Angesichts der Umstände würde es mich aber ziemlich wundern, wenn sie mich noch mal wählen.«
    Die plötzliche Erkenntnis traf Allie mit beinahe physischer Wucht. »
Deshalb
ist Nathaniel so wütend, oder? Weil du die Regeln geändert hast! Mein Bruder Christopher hat irgendwas gesagt von wegen, dass du unser Erbe wegwirfst. Das hat er damit gemeint!«
    »Genau«, sagte Lucinda. »Da deine Mutter ja abgelehnt

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