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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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fragte sie nach Name und Alter, und sie antwortete wie betäubt, worauf der Jüngere die Informationen erstaunlich schnell in den Computer eingab.
    Als der Ältere freilich Namen und Adresse ihrer Eltern wissen wollte, presste sie fest die Fingerspitzen gegen ihre schmerzenden Schläfen.
    Das fehlte ihr gerade noch.
    »Bitte. Könnten Sie einfach nur Isabelle le Fanult anrufen? Das ist die Rektorin der Cimmeria Academy«, sagte sie nach einer längeren Pause. Ihr Mund war so trocken, dass sie das Gefühl hatte, ihre Zunge klebte dauerhaft am Gaumen fest.
    Als sie den Namen der Schule erwähnte, tauschten die beiden Beamten einen Blick aus.
    »Gehen Sie dort zur Schule?«, fragte der ältere Polizist. Mit seinem väterlichen Gesicht und den grauen Haaren wirkte er wenig bedrohlich.
    Allie nickte.
    »Na, das ist ja ’n Ding.« Er wandte sich seinem jüngeren Kollegen zu, der eifrig mit Tippen beschäftigt war. »Hatten wir je schon mal eine Schülerin von Cimmeria hier?«
    Ohne von seinem Monitor aufzublicken, schüttelte der Jüngere den Kopf und sagte: »Nicht dass ich wüsste.«
    Der väterliche Beamte wandte sich wieder Allie zu und musterte sie mit unverhohlener Neugier. Allie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, was er sah – einen Teenager mit verdrecktem Gesicht, strubbeligen, dunklen Haaren und einem Mordskater.
    »Wie kommt denn eine gut erzogene Internatsschülerin dazu, nachts in eine Kirche einzubrechen? Ihre Eltern könnten Ihnen doch einfach eine kaufen, wenn Sie unbedingt eine haben wollen.«
    Der Computer-Cop lachte schnaubend.
    Allie sah zwischen den beiden hin und her, und das Blut schoss ihr ins Gesicht. Sie hasste es, ausgelacht zu werden.
    Sie reckte das Kinn und begegnete kühl dem Blick des Beamten. »Sie haben doch keine Ahnung, wie mein Leben ist.«
    Der Polizist schien nicht im Mindesten beeindruckt. Er wirkte so, als sei das genau die Reaktion, die er sich erhofft hatte.
    »Ach ja?«, erwiderte er und lehnte sich zurück. »Dann erzählen Sie doch mal!«
    Allie schüttelte verdrossen den Kopf. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Das ist aber schade«, sagte er, und sein Lächeln erstarb. »Denn ohne zu reden, werden Sie hier nicht so schnell wieder rauskommen.«
    Eine böse Vorahnung befiel Allie, und sie bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Irgendwas stimmte da nicht. Sie war schon etliche Male festgenommen worden, aber so hatte sich die Polizei ihr gegenüber noch nie benommen. Normalerweise war es denen schnuppe, wo sie zur Schule ging. Das ging immer zack, zack: »Name? Alter? Erziehungsberechtigte?«
    Sie erwiderte seinen Blick und sagte mit fester Stimme: »Ich bin sechzehn Jahre alt und darf nur in Gegenwart eines verantwortlichen Erwachsenen mit Ihnen reden. Rufen Sie meine Rektorin an. Isabelle le Fanult. Sie wird Ihnen alles erzählen, was Sie wissen müssen.«
    »Keine Sorge, das werden wir tun«, versicherte ihr der Ältere. Er sah jetzt nicht mehr so väterlich aus. »Aber vorher möchten wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen.«
     
    Schier endlos stellten die beiden ihr Fragen, und Allie weigerte sich, sie zu beantworten. Wie viele Schüler hatte das Internat und wie viele Lehrer? Wie hießen die Lehrer? Und was hatte sie in der Kirche zu suchen?
    Allie starrte einfach nur zu Boden, zornig und erschöpft. »Rufen Sie Isabelle le Fanult an«, wiederholte sie immer wieder. »Sie wird alle Ihre Fragen beantworten.«
    Als sie schließlich Rajs vertraute Stimme vom Empfangstresen vernahm, war die Erleichterung wie frischer Sauerstoff für ihre Lungen. Sie holte tief Luft, um sich zu fangen – er würde sie hier rausholen.
    Die beiden Beamten ließen sie schließlich allein. Da die Wände recht dünn waren, konnte sie hören, wie Raj ihnen irgendwelche Papiere vorlegte, die bewiesen, dass sie in Cimmeria zur Schule ging. Und wie er – wahrheitswidrig – behauptete, dass Mark dort ebenfalls Schüler sei. Das Ganze sei nur ein kindischer Streich, sagte er. Die Schule werde selbstverständlich für einen etwaigen Schaden aufkommen.
    Er war von ausgesuchter Höflichkeit, doch Allie konnte den unterschwellig brodelnden Ärger in seiner Stimme hören. Ob sich dieser Ärger gegen sie richtete oder gegen die Polizei, war schwer zu sagen.
    Als die Polizisten ihn zu den Sicherheitsvorkehrungen in der Schule befragten, wurde seine Stimme eisig.
    »Ich kann Ihnen gern diese Fragen beantworten«, sagte er. »Aber zuerst erzählen Sie mir

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