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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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doch bitte, wie Sie dazu kommen, diese Kinder derart lange festzuhalten, ohne die Schule davon in Kenntnis zu setzen, dass sie sich in Ihrer Obhut befinden.«
    Eine Pause entstand.
    »Wir hätten Sie ja früher angerufen«, entgegnete der Beamte dann. »Aber die beiden wollten uns erst ihren Namen nicht sagen. Das war gar nicht so ohne, die zu identifizieren. Da habt ihr euch ja ganz schöne Problemkinder eingefangen in eurem Internat!«
    Allie starrte ungläubig zur Tür.
    Doch Rajs unausgesprochene Drohung schien Wirkung zu zeigen, denn danach stellten sie keine weiteren Fragen mehr. Als Allie ein paar Minuten später in den Vorraum trat, musterte Raj ihr Gesicht, um zu sehen, ob man ihr etwas angetan hatte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er kurz angebunden, aber durchaus besorgt.
    »Nein. Und zwar wegen denen.« Sie streifte die Beamten mit einem verächtlichen Blick.
    Rajs Tonfall wurde kühler. »Da können die gar nichts dafür. Das hast du dir alles selber eingebrockt.«
    Allies Gefühl der Erleichterung löste sich in nichts auf. Raj war vielleicht gekommen, um sie aus den Klauen der Polizei zu befreien, aber er hatte immer noch eine Stinkwut auf sie.
    Als sie das Polizeigebäude verließen, blinzelte Allie müde gegen das Sonnenlicht. Der Himmel war strahlend blau und die spätwinterliche Luft kristallklar und kalt.
Ist ja wieder mal typisch, dass das ausgerechnet an einem so schönen Tag passieren muss.
    In diesem Moment tauchten Rajs schwarz gewandete Sicherheitsleute neben ihr auf und eskortierten sie über den kleinen Parkplatz. Allies Augen waren vor Erschöpfung ganz sandig, und ihr Kopf pochte, als würde jemand von innen gegen ihre Schädeldecke hämmern. Sie wurde zu einem schwarzen Geländewagen geleitet. Beim Einsteigen sah sie, wie Mark in einen anderen Wagen verfrachtet wurde, den einer von Rajs Leuten fuhr.
    »Mark!«, rief sie. Er sah nicht auf.
    Sofort kochte in ihr wieder die Wut hoch – wie so oft in der letzten Zeit.
    »Wo bringt ihr ihn hin?«, rief sie und beugte sich vor zu Raj, der gerade auf dem Fahrersitz Platz nahm.
    Als Raj keine Antwort gab, fragte Allie mit schriller Stimme weiter: »Wohin? Wohin?«
    »Wir bringen ihn nach Cimmeria«, blaffte Raj, als sie vom Parkplatz auf die Straße fuhren. »Genau wie dich. Und jetzt sei still!«
    »Das könnt ihr nicht machen!« Sie starrte ungläubig auf seinen Hinterkopf. »Er geht doch gar nicht dort zur Schule. Das ist Freiheitsberaubung! Ihr müsst ihn gehen lassen!«
    »Er wurde rechtmäßig in unsere Obhut übergeben«, erwiderte Raj gleichmütig.
    »Rechtmäßig?«, fuhr Allie auf. »Du hast die Polizei angelogen! Du hast behauptet, Mark würde auch in Cimmeria zur Schule gehen. Dabei stimmt das gar nicht! Was soll daran bitte rechtmäßig sein?«
    Sie zitterte hilflos vor Wut. Als Raj wieder keine Antwort gab, tastete sie nach dem Türgriff.
    Der Wagen hatte schon Fahrt aufgenommen, doch sie war so wütend, dass ihr das egal war. »Vielleicht sollte ich einfach zurückgehen und ihnen die Wahrheit sagen.«
    Ohne Vorwarnung stieg Raj voll in die Eisen, und der Wagen kam quietschend zum Stehen. Allie wurde nach vorne geschleudert, der Gurt riss sie unsanft wieder zurück. Raj wirbelte herum und sah ihr ins Gesicht. Zum ersten Mal fielen ihr die dunklen Ringe unter seinen blutunterlaufenen Augen auf. »Es reicht jetzt! Du hast schon genug Ärger für einen Tag angerichtet. Isabelle war krank vor Sorge um dich. Ich war die ganze Nacht auf den Beinen, um nach dir zu suchen. Und meine Leute haben geschlagene vierzehn Stunden ohne Pause nach deiner Leiche gesucht.«
    Bei seinen letzten Worten zuckte Allie zusammen. Sie hatte Mühe, Rajs verurteilendem Blick standzuhalten, in dem sich Wut und Erschöpfung die Waage hielten.
    »Wenn du nicht willst, dass wir dich zu deinem eigenen Schutz fesseln, dann setz dich jetzt ordentlich hin und halt den Mund.« Seine Worte waren scharf wie Rasierklingen.
    Sie wusste, dass er recht hatte. Wusste, dass sie sich kindisch benahm. Doch sie konnte nicht einlenken – schließlich war Raj nicht der Einzige, der hier wütend und müde war.
    Theatralisch nahm sie die Hand vom Türgriff und legte sie in den Schoß. Raj sah sie prüfend an, dann drehte er sich wieder um, und sie fuhren weiter.
    Den Rest der Fahrt über starrte sie aus dem Fenster.
    Jetzt hab ich gar niemanden mehr, dachte sie und kämpfte gegen die Tränen an. Sogar Raj hasst mich jetzt.
     
    Als sie die Schule erreichten, herrschte reger

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