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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Haarpracht glänzte sein Schädel im Schein des Neonlichts. Seine blassblauen Augen vergewisserten sich, dass er auch die volle Aufmerksamkeit der Gruppe hatte.
    »Wie schon beim letzten Mal fangen wir wieder mit ein paar grundlegenden Krav-Maga-Techniken an. Also tut euch mit euren Partnern zusammen, wärmt euch kurz auf, und dann fangen wir an.«
    Die Schüler gingen paarweise auseinander, Allie sah sich verwirrt um.
    Krav Maga?
    Carter hatte ja gesagt, dass sich seit dem Überfall auf Jo einiges geändert hatte. Das hatte er also damit gemeint.
    »Ach, da bist du.« Zoe kam angeflitzt, packte sie an der Hand und zog sie mit sich in den hinteren Teil des Turnsaals. »Hast du schon gehört? Wir sind wieder Partner! Wurde ja auch Zeit!« Sie musterte Allie kritisch. »Na, hoffentlich bremst du uns nicht zu sehr. Du bist echt ’n bisschen außer Form.«
    Nicole schaltete sich ein: »Also, manchmal bist du einen Tick …
zu
ehrlich, Zoe!«
    »Zu ehrlich?«, fragte Zoe verständnislos.
    Nicole und Allie tauschten amüsierte Blicke aus.
    »Vergiss es«, sagte Allie. »Weiß jemand von euch, was genau wir jetzt machen sollen?«
    »Wir sollen da rüber, glaub ich«, antwortete Nicole und zeigte zur anderen Seite des Raums, wo Eloise stand und ihnen winkte.
    Flankiert von Zoe auf der Linken und Nicole auf der Rechten durchquerte Allie den Saal. Ihr war bewusst, dass sie beobachtet wurde – ihre Rückkehr war nicht unbemerkt geblieben. Sie hob ihr Kinn und machte größere Schritte, in der Hoffnung, dass die anderen so denken würden, es gehe ihr gut – und sie habe vor nichts Angst.
    »Achtet nicht darauf, was die anderen tun«, sagte Eloise, als sie da waren. »Wir machen hier einfach unsere eigene Trainingsgruppe auf.«
    Während die anderen Schüler also gefährlich aussehende Kampfsporttechniken übten, imaginäre Waffen abwehrten und sich auf komplizierteste Weise gegenseitig auf die Matte schickten, bildeten die drei Mädchen eine Oase der Ruhe und wärmten sich mit einer Reihe von Yoga-Dehnübungen auf. So sanft diese auch waren – bei jeder tat es Allie irgendwo weh: als wäre die Übung darauf angelegt, einmal kräftig in jeder Wunde herumzustochern. Doch sie behielt ihren Schmerz für sich und biss sich jedes Mal auf die Lippe, wenn sie aufschreien wollte.
    Irgendwann aber musste Eloise ihre schmerzverzerrte Miene aufgefallen sein, denn sie flüsterte ihr leise, sodass die beiden anderen Mädchen es nicht hören konnten, ins Ohr: »Das wird besser. Bald wirst du merken, dass es weniger wehtut. Und irgendwann wird es dann gar nicht mehr wehtun. Versprochen.«
    Erleichtert, dass sie durchschaut worden war, nickte Allie heftig. Sie klammerte sich an diese Worte. Sie musste wieder zu Kräften kommen.
    Und stark genug werden, um zu kämpfen.
     
    Gegen Ende der Trainingseinheit war Allie völlig erschöpft. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass man so schwitzen konnte. Ihre Muskeln fühlten sich derart verschlissen an, dass sie beim Gehen schwankte.
    Sie duschte ausgiebig, um sich von den Strapazen zu erholen. Als sie sich endlich angekleidet hatte, waren die anderen Mädchen bereits fort, und sie war allein in der Umkleide.
    Leer hatte der Raum eine ganz andere Anmutung – jedes Geräusch klang hohl, und die Schatten schienen ein Eigenleben zu führen. Hastig zog sie sich an und eilte zur Tür hinaus in den Flur – wo Sylvain an der Wand lehnte. Als sie ihn da so stehen sah, groß und breitschultrig, und er sie aus blauen Augen zurückhaltend anschaute, machte ihr Herz einen Sprung.
    »Hey«, sagte sie. »Was gibt’s?«
    »Nichts«, erwiderte er und zuckte dabei so betont sorglos mit den Schultern, dass sie wusste, er tat nur so. »Ich dachte nur, ich begleite dich noch nach oben.«
    »Cool«, sagte Allie und tat ebenso unbeteiligt.
    Ihre Schritte waren auf dem Linoleumboden kaum zu hören, und sie waren schon bei der Hälfte des Flurs angelangt, ehe Sylvain endlich zu sprechen begann.
    »Ich wollte dir vorhin noch was sagen, aber dann war keine Zeit mehr.«
    »Okay.«
    »Ich …« Er zögerte, und sie sah neugierig zu ihm auf. Diese Unsicherheit sah Sylvain so gar nicht ähnlich. »Ich frag mich, warum du nicht zu mir gekommen bist, statt zu … als du abgehauen bist«, sagte er.
    Allie war zu müde für eine ausweichende Antwort. Offenbar wollten alle immer nur darüber reden.
    »Ja, vielleicht hätte ich das tun sollen«, erwiderte sie seufzend. »Aber ich dachte irgendwie, ich müsste es

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