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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Moment«, sagte Allie, der jetzt nicht nach Scherzen zumute war. »Willst du damit sagen, das alles ist passiert, ohne dass mir jemand Bescheid gesagt hat?«
    Carters Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. »Isabelle hat gemeint, du wärst noch nicht so weit. Du bräuchtest Zeit für deine Trauer.«
    Allie hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass es ihr schwerfiel zu sprechen.
    »Ich hab genug getrauert«, sagte sie. »Jetzt bin ich bereit, es Nathaniel heimzuzahlen.«

[zurück]

Neun
    An diesem Tag lief es für Allie in der Schule deutlich glatter – die Mitschüler achteten nicht mehr so auf sie, und sie konnte dem Unterricht zumindest ansatzweise folgen.
    In ihren freien Augenblicken dachte sie darüber nach, was Carter ihr berichtet hatte. Wieso hatte Isabelle ihr nie von diesen Bemühungen erzählt? Sie versuchte, sich zu entsinnen, ob die Rektorin irgendwann einmal erwähnt hatte, dass sie Jos Mörder auf der Spur seien und den Spion jagten. Doch sie erinnerte sich nur an dieses ewige: »Mach dir keine Sorgen! Wir haben alles im Griff.«
    Als es Nachmittag wurde und dann Abend und schließlich Nacht, wurde sie zunehmend hibbeliger. Bald würde sie es selbst herausfinden – ihr Night-School-Training ging wieder los. Als sie nach dem Abendessen in die Bibliothek ging und sich zu Rachel und Zoe gesellte, hatte sie ein sehr flaues Gefühl im Magen und konnte sich kaum auf Rachels Chemie-Nachhilfe konzentrieren.
    »Also, besonders bei der Sache bist du ja nicht«, beschwerte sich Rachel, als Allie zum dritten Mal über dieselbe Aufgabe stolperte.
    »Sorry.« Seufzend ließ Allie ihren Bleistift fallen. »Vielleicht sollte ich einfach mal ’ne Zeit lang was anderes machen. Mein Hirn ist müde.«
    Von der anderen Seite des Tisches warf Zoe ihr einen vielsagenden Blick zu. Allie schaute auf die Uhr – kurz vor neun. Höchste Zeit.
    »Wahrscheinlich bin ich einfach nur völlig geplättet«, sagte sie und schob ihren Stuhl zurück. »Ich glaub, ich geh heute mal früher ins Bett und versuch’s morgen noch mal von vorn.«
    Rachel nickte ihr mitfühlend zu. »Ist wohl das Beste. Du siehst echt geschafft aus.«
    »Ich schließe mich an.« Zoe sprang auf. »Ich hab sowieso schon vorgearbeitet.«
    Als sie aus der Bibliothek eilten, wurde Allie vom schlechten Gewissen geplagt. Rachel anlügen zu müssen war einfach nicht richtig. Sie waren dabei, ihre Freundschaft Stück für Stück neu zu schmieden – und jede Lüge konnte sofort alles zunichtemachen.
    Als sie aus der Bibliothekstür traten, hielt Zoe kurz inne. »Ich lauf schnell hoch und werfe meine Bücher ab«, sagte sie.
    Doch Allie wollte endlich loslegen.
    »Dann lass uns doch einfach unten treffen«, sagte sie.
    Nachdem Zoe die Treppe zum Mädchentrakt hinaufgeflitzt war, machte Allie sich auf in den Hauptflur. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie würde es schaffen. Sie würde zurück in die Night School gehen und es diesmal nicht vermasseln. Irgendwie würde sie es schon hinkriegen.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie ihr jemand entgegenkam. Als sie um die Ecke bog, stieß sie frontal mit diesem Jemand zusammen. Schulter krachte gegen Schulter, und ein jäher Schmerz fuhr ihr durch die Seite.
    »Au! Verdammt … Ich meine, ’tschuldige.« Allie taumelte zurück und hielt sich den Arm. Da erst merkte sie, mit wem sie zusammengeprallt war.
    »Hab ich dir wehgetan?«, fragte Sylvain und sah sie besorgt aus seinen blauen Augen an.
    »Geht schon«, sagte sie und wurde rot.
    Doch Sylvain entging nicht, wie sie sich den Arm hielt. »
Merde.
Ich hab dir doch wehgetan!«, sagte er zerknirscht.
    Er griff nach ihrer Schulter, als ob er sie wieder in Ordnung bringen wollte, besann sich dann aber eines Besseren und ließ die Hände sinken. »Tut mir leid, Allie«, sagte er. »Ich war in Eile – ich hab dich nicht gesehen.«
    »Ist nicht so schlimm«, murmelte Allie.
    Sie sah auf und begegnete seinem wachen Blick: »Gebrochen hast du mir jedenfalls nichts.«
    »Ich bin aber auch ein Tollpatsch. Ich war nur spät dran für die …« Er machte eine Geste in Richtung der offen stehenden Tür am anderen Ende des Flurs, durch die es hinunter zum Übungsraum ging.
    »Da wollte ich auch hin«, sagte Allie.
    Seine Augen weiteten sich. »Du machst wieder mit? Seit wann denn?«
    Sie zuckte die Schultern, als ob die Night School nichts Besonderes wäre.
    »Gehört zu meiner Strafe.«
    Seine Augen huschten über ihr Gesicht. Auch wenn er es

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