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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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den Mann. Ihre langen, blonden Haare waren zu einem schimmernden Zopf geflochten, der ihr auf den Rücken fiel. Auch sie hatte Allie schon mal gesehen, beim Training mit den Night-Schoolern.
    »Was ist passiert?«, fragte Peter. »Was hast du hier draußen verloren?«
    »Ich hab gedacht, ich hätte Gabe gesehen …«, sagte Allie atemlos.
    Karen hob die Brauen. »Und da hast du gedacht, ich renn mal schnell hin und schnapp ihn mir? Ganz allein?«
    »Na ja«, erwiderte Allie und fühlte sich mit einem Mal unendlich müde und dumm. »Einer musste es ja tun.«
     
    Die beiden Wachleute nahmen sie mit in ein unscheinbares Büro neben Übungsraum Eins, zu Mr Zelazny. Dieser war wenig erfreut über ihren – wie er sich ausdrückte – »Versuch der Selbstjustiz«.
    »Es hätte Ihnen was passieren können, Sheridan«, sagte er, offensichtlich verärgert. »Oder jemand anderem. Manchmal denke ich, bei Ihnen hilft das beste Training nichts, Sheridan. Egal, was man Ihnen beibringt – wenn es Ihnen in den Kram passt, tun Sie genau das Gegenteil. Das hier ist nicht Ihr Wohnzimmer«, sagte er und machte eine ausladende Handbewegung durch das leere Büro, wo die Wachleute in einem Halbkreis um sie herumstanden. »Wir sind nicht Ihre Diener.«
    Allies Wangen wurden heiß. »Es tut mir echt leid«, murmelte sie und senkte den Blick. »Ich hab nicht drüber nachgedacht.«
    »Ganz genau, das haben Sie nicht.« Er beugte sich vor, bis sie ihm in die Augen sah. »Es hat schon seinen Grund, dass wir Ihnen das alles beibringen, Sheridan: Wir machen das hier nicht zum Spaß. Sie müssen sich konzentrieren, oder Sie stehen das nicht durch.« Er wedelte mit einem Stift, zum Zeichen, dass sie gehen konnte. »Morgen nach dem Unterricht melden Sie sich bei Isabelle wegen Ihrer Bestrafung. Und nun ab ins Bett, Herrgott noch mal!«
     
    Am nächsten Tag saß Allie ihren Unterricht ab in dem Wissen, dass sie sich am Nachmittag gegenüber Isabelle für ihr Handeln würde verantworten müssen. Die Rektorin würde bestimmt nicht erfreut sein. Allie hatte gegen die Internatsordnung verstoßen – hatte sie damit auch die Abmachung mit Lucinda gebrochen?
    Hab ich jetzt alles versaut?
    Als die letzte Stunde endlich vorbei war, ging sie mit schweren Beinen und gesenkten Blickes die Treppe hinunter. Da trat ihr Katie Gilmore so unvermittelt in den Weg, dass sie fast in sie hineingerannt wäre.
    »Mensch, Katie …« Allie musste sich an dem gewaltigen Eichengeländer festhalten. »Bist du bescheuert?«
    Im Licht des Kristalllüsters wirkte Katies helle Haut makellos; ihre hellgrünen Augen sprühten vor Bosheit. »Ach, Gottchen. Auf jeden Fall nicht halb so bescheuert wie diese durchgeknallte Lügnerin, die zusammen mit dem versifften Aso-Proll die Dorfkirche ausgeraubt hat. Kennst du zufällig wen, auf den die Beschreibung passt?«
    Heiße Wut stieg in Allie auf, doch sie schluckte sie herunter. Sie hatte schon genug Ärger.
    »Ach, mach doch, was du willst, Katie.«
    Sie wollte an Katie vorbeigehen, doch die stellte sich ihr erneut in den Weg. Ihr blauer Faltenrock wippte.
    »Ich weiß nicht, warum die dich zurückgebracht haben. War doch die perfekte Gelegenheit, dich loszuwerden. Und das Niveau hier ein bisschen zu heben.«
    »Echt, Katie. Erzähl’s deinem Therapeuten.« Allie versuchte, so ungerührt und abschätzig wie möglich zu klingen, doch sie konnte selbst das leichte Zittern in ihrer Stimme hören. Die letzten Tage waren lang gewesen, und Allie war sich nicht sicher, ob sie das jetzt auch noch packen würde.
    »Allie hat doch super Noten.« Allie und Katie wandten sich überrascht um, als sie die Piepsstimme von Zoe hörten, die plötzlich über ihnen auf der Treppe stand. »Und ob sie hier ist oder nicht, das ändert nichts am Niveau.«
    Katie beäugte sie mit boshafter Geringschätzung. »Ach nee. Miss Emotionslos. Solltest du nicht eigentlich gerade irgendwas auswendig lernen? Oder pubertieren?« Sie wandte sich wieder an Allie. »Passt wie die Faust aufs Auge, dass die kleine Knalltüte auf dich steht.«
    Empört öffnete Allie den Mund, um Zoe in Schutz zu nehmen, doch die kam ihr zuvor. Sie trat näher an Katie heran, blieb aber zwei Stufen über ihr stehen, sodass Katie zu ihr aufsehen musste.
    »Ich bin bereits in der Pubertät«, sagte sie mit der ihr eigenen Pedanterie. »Genau wie du. Das fängt mit elf an und hört mit siebzehn auf. Im Durchschnitt.«
    Katie trat auf sie zu. »Das ist mir so was von egal, du gruseliger

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