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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Papier stand, in einer selbstbewussten, nach links geneigten Handschrift, nur ein einziges Wort: »Allie«.

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Zwölf
    Der aufwendig verzierte Schaft des Dolchs fühlte sich kalt an, doch das focht sie nicht an. Mit einem Ruck riss sie ihn aus der alten Steinmauer. Das Dokument löste sich, und Allie fing es auf. Schweres Papier, das sich seidig anfühlte und wie ein Tuch auffalten ließ. Reglos stand sie da und las.
    Liebe Allie,
    bitte entschuldige, dass ich zu solch dramatischen Mitteln der Kommunikation greife, aber ich wollte einfach Deine Aufmerksamkeit erregen. Und die dürfte ich nun ja auch haben.
    Du hast Dir die falsche Seite in diesem Krieg ausgesucht, Allie. Es wird Dich vielleicht überraschen, aber ich nehme Dir das gar nicht übel. Mehr als jeder andere weiß ich, wie bestechend Lucinda sein kann. Wie überzeugend Isabelle die Rolle der Fürsorglichen spielt. Wie stark doch die Familienbande sind! Aber die lügen Dich an, Allie.
    Bisher hast Du mich enttäuscht. Sei’s drum: Du hast Deine Entscheidung getroffen – und das wird Konsequenzen haben. Ich sage es ungern, aber diese Konsequenzen werden sehr gravierend sein. Das ist bedauerlich, aber wir sind nun mal an diesem Punkt angelangt.
    Nun ist es aber nie so, dass sich ein Kurs, den wir einmal eingeschlagen haben, nicht ändern ließe. Wenn Du Dein falsches Verhalten einsiehst und Deine Meinung jetzt änderst, wirst Du in meiner Organisation genauso willkommen sein wie damals Christopher. Und das alles wird aufhören. Du kannst den Dir zustehenden Ehrenplatz einnehmen. Du hast ein Recht darauf, Allie. Und Du hast ein Recht auf die Wahrheit. Nur ich bin bereit, sie Dir zu sagen.
    Alles, was Du tun musst, ist, zu mir zu kommen. So einfach ist das. Ich halte immer Ausschau. Wenn Du mich suchst, werde ich Dich finden.
    Bei mir wirst Du endlich in Sicherheit sein.
    Nathaniel
    »Alles klar bei dir, Allie? Was steht denn drin?« Nicole betrat den Kerzenkreis.
    Als Allie sich zu ihr wandte, spürte sie, dass ihr Gesicht tränennass war. Es waren Tränen vergeblicher Wut, obgleich sie sich nicht daran erinnern konnte, geweint zu haben.
    Behutsam griff die Französin nach dem Brief. »Kann ich mal sehen?«
    Starr nickte Allie und sah zu, wie Nicole die Nachricht rasch überflog. Als sie das Ende erreichte, wurden ihre Lippen schmal, und sie stieß einen Schwall französischer Schimpfwörter aus, die sich derber anhörten als alles, was Allie je aus Sylvains Mund gehört hatte.
    »Dieser Mann ist geisteskrank«, sagte Nicole. »Alles okay?«, fragte sie dann und legte, ohne eine Antwort abzuwarten, fürsorglich den Arm um Allie. »Zoe ist los, um Hilfe zu holen.«
    »Ich hätte ihn so gern geschnappt.« Allies Hand krampfte sich um den Griff des Dolchs, bis ihre Knöchel weiß wurden. »Wieso entwischt er mir jedes Mal?«
     
    Wenige Minuten später war der Friedhof der reinste Bienenstock. Überall schwirrten Sicherheitsleute, Lehrer und Night-Schooler zwischen den Gräbern umher, stellten batteriebetriebene Scheinwerfer auf, riefen Anweisungen und rannten in die Kapelle und wieder hinaus.
    Die drei Mädchen standen im Schatten der Friedhofsmauer und wurden weitgehend in Ruhe gelassen, nachdem Raj Allie sanft Messer und Nachricht aus den Fingern gewunden und sie gedrängt hatte, nach draußen zu gehen, wo sie, wie er behauptete, in Sicherheit wären.
    »Rührt euch nicht von der Stelle!«, hatte er noch gesagt und war dann in der Dunkelheit verschwunden.
    Allie bedauerte es nicht, dass sie die Nachricht nicht mehr hatte. Sie hatte sie oft genug gelesen, um sich die Drohbotschaft merken zu können, die in einer akkuraten, etwas ungelenken Handschrift verfasst war.
    Mit unbändiger Wut rief sie sich seine letzten Worte ins Gedächtnis:
    »Alles, was Du tun musst, ist, zu mir zu kommen.«
    »Von wegen, du widerlicher Saftsack«, murmelte sie. Zoe, die neben ihr stand, sah sie fragend an.
    »Sorry. Nicht du«, sagte Allie. »Ich meine Nathaniel.« Demonstrativ ungehalten warf sie einen Blick auf die Uhr – es war schon nach Mitternacht. Sie betrachtete die geschäftigen Wachleute und Night-Schooler um sie herum. Sie wollte endlich auch etwas tun.
    »Was glaubst du, wie lange wir hier noch rumstehen müssen?«
    »Keine Ahnung, aber sie könnten uns wenigstens irgendwas machen lassen.« Zoe hatte von der Kälte eine rote Nase bekommen und hüpfte ungeduldig auf und ab. »Ich weiß nicht, wieso die uns hier festhalten.«
    »Weil sie nachher noch mit

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