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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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uns reden wollen«, sagte Nicole, ohne die Augen von den Wachleuten zu nehmen. »Die sichern erst mal das Gelände, und dann befragen sie uns. So macht man das eben.«
    Rajs Wachleute schienen allesamt Selbstgespräche zu führen – Allie konnte die Mikrofone nicht sehen, vermutete aber, dass sie irgendeine Art von Übertragungstechnik verwendeten. Was sie etwas überraschte – verweigerte sich die Schule ansonsten doch jeglicher modernen Technologie.
    In diesem Moment schaltete jemand die Scheinwerfer an, und der Friedhof war plötzlich in ein schauriges, blauweißes Licht getaucht – alle waren geblendet.
    Zwei Gestalten kamen auf sie zu. Allie hielt sich schützend die Hand vor die Augen und blinzelte ins grelle Licht. Nebel und Scheinwerfer ließen die beiden wie Schattenwesen aussehen, bis sie direkt vor ihr standen.
    Es waren Raj Patel und Zelazny.
    »Wir müssen euch an einen sicheren Ort bringen«, verkündete Zelazny ohne Vorrede. »Ihr müsst ins Schulgebäude, bis die Suche abgeschlossen ist.«
    »Als ob wir da sicherer wären«, versetzte Allie und warf ihm einen bitteren Blick zu.
    Ehe Zelazny etwas darauf erwidern konnte, hatten sich drei Schatten aus der Dunkelheit gelöst und waren nahe genug herangekommen, dass Allie ihre Gesichtszüge erkennen konnte. Peter und Karen. Und Carter.
    »Die drei werden euch zurück in die Schule bringen und bei euch bleiben, bis wir anderen auch wieder da sind.« Patels dunkle Augen waren stahlhart, als er Allie ins Gesicht sah. »Ich werde kein Risiko eingehen.«
     
    Sie brachen sofort auf, und bald schon verschwand der Friedhof mit seinen hellen Scheinwerfern und den beruhigend vielen Sicherheitsleuten in der Ferne.
    Allies Nackenhaare sträubten sich. Zu dunkel war ihr der Wald. Und zu still.
    Doch ihre Leibgarde legte ein ziemliches Tempo vor, das sie konstant hielt, Allie immer in der Mitte der schützenden Phalanx. Keiner sagte ein Wort. In stummer Formation rannten sie den Fußweg entlang.
    Allie war erschöpft, ihre Arme und Beine waren bleischwer und zogen sie nach unten. Jeder Laufschritt erforderte die gesamte Energie, die sie noch übrig hatte. In ihrem Knie pulsierte es, und jeder Schritt schickte einen messerscharfen, stechenden Schmerz durch ihr Bein. Doch sie ertrug ihn mit verbissener Zustimmung – der Schmerz half ihr, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig war. Er verlieh ihrer Rage den Feinschliff.
    Nicole und Zoe liefen neben ihr, Carter hielt sich an Nicoles Seite. Das eine Mal, als sie ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, schaute er mit wachsamer und angespannter Miene geradeaus.
    Sie brauchten nur halb so lange wie sonst, bis sie den Waldrand erreicht hatten. Vor ihnen ragte das Schulgebäude auf wie eine Trutzburg. Die Fenster des Schlaftrakts im oberen Stockwerk waren dunkel, doch aus der offen stehenden Eingangstür kam ein Lichtstrahl, in dem sich Isabelles Silhouette abzeichnete. Sie stand oben auf der Treppe und erwartete sie schon. Ihr goldbraunes Haar fiel in glänzenden Wellen den Rücken hinab. Mit dem etwas zu großen, weißen Mantel, der ihr über die Schultern hing, sah sie aus wie eine Göttin.
    Als die Truppe den Eingang erreicht hatte, legte Isabelle Allie beruhigend die Hände auf die Schultern und fragte: »Alles in Ordnung?«
    Allie nickte. »Mir geht’s gut.«
    »Gott sei Dank.« Isabelle wandte sich den anderen beiden Mädchen zu. »Bitte geht schon mal voraus in den Aufenthaltsraum und wartet dort auf mich. Ich hab euch Tee und belegte Brote machen lassen – ihr müsst ja halb erfroren sein.« Sie fasste Carter am Arm. »Kann ich dich bitte kurz sprechen?«
    Die beiden gingen die Treppe wieder hinunter, entfernten sich ein Stück und hielten kurz Zwiesprache. Allie hätte zu gern gewusst, worüber sie sich unterhielten.
    »Komm, Allie. Es ist besser, du gehst jetzt rein!«, sagte Zoe, packte ihre Hand und zerrte sie in den großen Hauptflur, wo Nicole schon auf sie wartete.
    Um diese Zeit waren die Kronleuchter normalerweise heruntergedimmt, doch nun leuchteten sie hell und verliehen dem menschenleeren Eingangsbereich eine merkwürdig feierliche Atmosphäre, wie bei einer Party, zu der niemand aufgekreuzt ist.
    Die beiden Wachen waren immer noch bei ihnen – Karen lief voraus, Peter hatte sich zurückfallen lassen. Beim Aufenthaltsraum postierten sie sich zu beiden Seiten des Eingangs, ließen die Mädchen eintreten und schlossen hinter ihnen die Tür.
    Die tiefen Ledersofas und Orientteppiche sahen sehr

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