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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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der Tür gedämpft wurde. »Ich glaub, sie hat uns den falschen Schlüssel gegeben.«
    Es war eine Männerstimme. Sie hörten, wie sich der Mann mit mehreren Leuten beriet.
    Wenn die noch einen Schlüssel haben, werden sie ihn jetzt ausprobieren und uns finden.
    Doch plötzlich war von draußen nichts mehr zu hören. Allie hielt den Atem an und lauschte konzentriert. Stille.
    Eine geschlagene Minute kauerten sie so im Dunkeln zusammen. Dann sagte Carter leise: »Sie sind weg. Lass uns lieber verschwinden, bevor die noch mal zurückkommen.«
    Vorsichtig, um ja kein Geräusch zu machen, richteten sie sich auf.
    Die Hand an ihrem Ellbogen, geleitete Carter sie zur Tür. Das wäre nicht nötig gewesen, denn Allie kannte den Raum wie ihre Westentasche. Doch seine Berührung gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Schade
, dachte sie, als er wieder losließ.
    An der Tür angekommen, betrachtete sie seine Silhouette und wünschte sich, sie könnte all die unschönen Dinge, die zwischen ihnen vorgefallen waren, mit einem Wort ungeschehen machen. Damit sie wenigstens Freunde sein konnten. Doch ihr fiel keines ein.
    »Bist du so weit?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie, reckte das Kinn und griff rasch nach ihrem Blazer, der immer noch an der Tür auf dem Boden lag.
    Dann öffnete sie die Tür und spazierte ins Helle.
     
    »Wir haben rausgefunden, dass sie irgendwo anders festgehalten wird«, flüsterte Nicole.
    »Geht das vielleicht etwas genauer?«, fragte Carter so scharf, dass ein in der Nähe sitzender Schüler von seinem Physikbuch aufsah.
    »Nicht so laut, Carter«, ermahnte Sylvain ihn leise.
    Allie rechnete mit einem bösen Blick oder einer sarkastischen Bemerkung, doch stattdessen senkte Carter nur zustimmend den Kopf.
    Stirnrunzelnd beobachtete Allie die beiden. Irgendwas musste sich zwischen ihnen verändert haben in der Zeit, als sie sich von allen abgekapselt hatte. Sie gingen zwar nicht unbedingt wie Freunde miteinander um, behandelten einander aber auch nicht länger wie Feinde. Es musste irgendeine Übereinkunft zwischen ihnen herrschen. Sie benahmen sich wie … Verbündete.
    Carter sprach erneut, diesmal etwas leiser. »Entschuldige, Nicole. Erzähl weiter.«
    Sie saßen in der hinteren Ecke des Aufenthaltsraums auf einem Ledersofa und diversen Sesseln und steckten die Köpfe zusammen. Der Raum war voll mit gelangweilten Schülern in verschiedenen Stadien der Entspannung – manche spielten Brettspiele, andere lasen Bücher oder tratschten.
    Jedenfalls hatten sie gedacht, der Lärmpegel wäre laut genug, damit sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »Warte«, sagte Sylvain, ehe Nicole etwas sagen konnte. »Tu so, als würdest du über irgendwas Unterhaltsames reden. Fußball oder so.«
    »Fußball ist nicht unterhaltsam«, sagte Rachel.
    Auch wenn die Lage immer noch ernst war und sie kaum einen Schritt weitergekommen waren: Allein der Umstand, dass sie endlich etwas unternahmen, hob die Stimmung ungemein. Wenigstens tappten sie nicht mehr im Dunkeln. Sie taten etwas, ermittelten – und waren dabei, herauszufinden, was hier eigentlich vor sich ging.
    Mit einem Stoßseufzer zog Sylvain eine blank polierte Mahagoni-Box mit Schachfiguren unter dem Couchtisch hervor und begann, die Figuren auf dem Schachbrett aufzustellen, das direkt auf die Tischplatte gemalt war. Rechts Schwarz, links Weiß.
    Er schaute auf und bedeutete Allie, sie möge sich ihm gegenüber auf den Boden setzen. Nach kurzem Zögern folgte sie seiner Aufforderung.
    »Wir müssen nur so aussehen wie alle anderen, dann können wir über alles reden«, erklärte er und sah vom Schachbrett auf. »Die Leute sehen, was sie sehen wollen.« Das Licht brach sich in seinen Augen wie Sonnenstrahlen im Wasser.
    »Ich hab schon ewig kein Schach mehr gespielt. Seit …« Allie verstummte und nahm einen Bauern in die Hand; die Keramikfigur war weiß wie Schnee und auch genauso kalt. »Na ja, früher hab ich immer mit Jo gespielt.«
    »Ich erinnere mich.« Das Mitgefühl in Sylvains Stimme machte die Sache zugleich besser und schlimmer. »Nimm du doch Weiß.«
    »So«, sagte er zu den anderen. »Und ihr tut jetzt so, als ob ihr uns zuseht, während ihr euch unterhaltet. Und versucht, nicht so laut zu reden.« Er sah Allie an und lächelte ihr aufmunternd zu. »Du bist dran.«
    Als sie sah, dass er es ernst meinte mit dem Schachspielen, hob Allie die Hand, ließ sie kurz über dem Brett schweben, entschied sich dann für einen Bauern und schob ihn ein Feld

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