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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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begegneten sich ihre Blicke, und er hob fragend seine Augenbrauen. Doch sie schüttelte jedes Mal den Kopf.
    Noch nicht.
    Sie wusste aus Erfahrung, dass er nur eine Minute für das brauchte, was er im Begriff war zu tun. Doch wenn er dabei gesehen würde, hätte das verheerende Folgen gehabt. Deshalb musste sie absolut sicher sein, dass die Luft rein war.
    Suchend reckte sie den Hals. Treppenhaus und Flur waren menschenleer.
    »Jetzt.«
    Mit flinker Zuversicht machte er sich ans Werk. Er beugte sich über das Schloss zu Isabelles Tür und führte eine silbrig glänzende Nadel ein.
    Allie hatte sich neben ihn gestellt, um die Sicht auf ihn zu verdecken, und stand Schmiere.
    »Alles klar?«, fragte er flüsternd, ohne aufzuschauen. Bewundernd verfolgte sie, wie seine Hände – selbst unter Druck – ruhig blieben und den Draht ins Schloss fummelten.
    »M-hm.«
    Es war so ruhig, dass das Geräusch der aufschnappenden Tür im Flur wie ein Höllenlärm wirkte.
    »Das Schloss gehört auch mal ausgetauscht«, murmelte Carter und stieß die Tür auf. »Lässt sich zu einfach knacken.«
    Sie schlüpften ins Zimmer und machten die Tür hinter sich zu.
    In dem fensterlosen Raum war es ziemlich dunkel, und man hörte kaum Geräusche aus dem Gebäude. Die Stille machte Allie nervös. Sie konnte kaum Carters Umrisse erkennen, doch sie hörte seinen gleichmäßigen Atem.
    Sie streifte ihren Blazer ab und deckte damit den Spalt unter der Tür ab.
    Carter tastete sich vorsichtig an den Möbeln entlang zur Schreibtischlampe. Er schaltete sie an, und der Raum erwachte zum Leben.
    Carter deutete auf Isabelles Schreibtisch.
    »Lass uns hier anfangen«, sagte er.
    Wie üblich war der imposante Mahagoni-Schreibtisch der Rektorin mit Papierstapeln unterschiedlicher Höhe bedeckt. Hastig blätterten sie sie durch, um irgendwelche Hinweise auf Eloise oder Nathaniel zu finden. Irgendetwas, das erklären konnte, was hier gerade ablief.
    Da sie nicht wussten, wann die Rektorin wieder zurückkommen würde – geschweige denn, wo sie überhaupt war –, mussten sie sich beeilen. Wenn man sie hier erwischte, war Schluss mit lustig – und zwar für sie beide.
    Zehn Minuten durchsuchten sie schweigend die Unterlagen. Hauptsächlich waren es korrigierte Englischaufsätze, Rechnungen, Kontoauszüge – der übliche Bürokram einer Internatsleiterin. Jedenfalls nichts Brauchbares.
    Allie hatte gerade eine Mappe mit Strom- und Heizungsabrechnungen geöffnet, als Carter leise rief: »Hier!«
    Sie schaute auf. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand, auf das jemand handschriftliche Notizen gekritzelt hatte.
    »Was ist das?«, fragte sie und trat neben ihn. Carter senkte das Blatt, damit sie besser sehen konnte.
    »Die Anschuldigungen gegen Eloise.«
    Auf dem Zettel stand, durchnummeriert, eine Reihe von Anklagepunkten, die sich überwiegend auf Eloises Angaben bezogen, zu den fraglichen Zeitpunkten, an denen Nathaniels Spion aktiv gewesen war, meist allein gewesen zu sein.
    »Jetzt schau dir das mal an«, flüsterte Allie und deutete auf das Blatt. »Da wird mit keinem Wort darauf eingegangen, dass sie gar keine Zeit hatte, in die Kapelle zu gehen, um die Kerzen anzuzünden, bevor wir kamen.«
    »Das ist Zelaznys Handschrift«, sagte Carter tonlos.
    Allie sah ihn zweifelnd an. »Glaubst du echt …?«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn er sie beschuldigt«, sagte er schmallippig, »dann frage ich mich schon, was er davon hat. Der echte Spion weiß ja, dass sie es nicht ist.«
    Bei seinen Worten fröstelte es Allie abermals. »Fällt mir irgendwie schon schwer, das zu glauben. Zelazny ist doch so ein Hundertprozentiger.«
    Carter sah von dem Blatt auf, die dunklen Augen unergründlich im goldenen Schein der Schreibtischlampe.
    »Ich trau hier keinem mehr.«
    Weil Allie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte, wandte sie sich wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zu.
    Ihr Geschichtslehrer war ein griesgrämiger Pedant und Regelfanatiker – geschenkt. Aber unter allen Lehrern war er ihr immer als Fels in der Brandung erschienen, unverrückbar und unbeirrbar in seiner Loyalität zur Schule.
    Wie kann das sein, dass ausgerechnet er …?
    Ihr schwirrte der Kopf. Zerstreut blätterte sie ein paar Kontoauszüge durch, als sie plötzlich innehielt.
    »Carter«, flüsterte sie und hielt das Papier näher an die Lampe, »hier stimmt was nicht!«
    »Was ist denn los?«
    »Ich weiß nicht, aber … sind wir pleite?«, fragte sie verwirrt.
    »Pleite?« Er

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