Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
Vom Netzwerk:
letzten Atemzug beizustehen. Und auf diesem Bild befand sich der Nachttisch genau dort, wo er jetzt auch stand, nämlich direkt neben dem Gummibaum und gut eineinhalb Meter vom Bett entfernt. Konnte ich mich täuschen? Oder war das die Lösung auch der Todesfälle in der Klinik? Ich rief sofort Michael Thiel an. Es war zwar schon halb elf, aber er meinte nur, klar könne ich vorbeikommen. Er sei noch im Labor.
    Ich ließ Hildes Wohnung in völliger Unordnung zurück und machte mich sofort auf den Weg.

    »Was gibt‘s Neues, Felix?«
    Michael empfing mich mit seiner üblichen Begrüßungsformel. Auf seinem Schreibtisch stand ein Bier, daneben lag ein aufgeschlagenes Börsenmagazin. Im Hintergrund summten und knackten mehrere Analyseautomaten geschäftig.
    »Ich dachte, die Nachtdienste in der Klinik waren mit ein Grund dafür, dein eigenes Labor aufzumachen? Nun sitzt du hier aber auch bis tief in die Nacht, oder?«
    »Kommt vor. Wir hatten einen Defekt in der Elektronik, also müssen die Analyseautomaten ein paar Überstunden machen. Ich sitze hier nur herum und passe auf, daß sie nicht plötzlich stehenbleiben. Der Unterschied zur Klinik ist, daß es dort morgen eben keine Laborergebnisse geben würde. Das kannst du dir in der freien Wirtschaft nicht erlauben.«
    Außerdem gelten Nachtdienste in der Klinik nach dem Gesetz als Ruhezeit, nicht als Arbeitszeit. Nur so kann die Vorschrift über einzuhaltende Ruhezeiten nach der normalen Arbeitszeit umgangen werden. Aber das war heute nicht mein Thema mein Thema war das Serum vom toten Herrn Kiesgruber aus Frohnau.
    »Nein, tut mir leid, Felix. Das Serum von deinem Herrn Kiesgruber ist längst entsorgt. Ich bin nicht die Gerichtsmedizin, sondern ein Privatlabor, in dem die Tiefkühltruhen ohnehin überlaufen. Aber du kannst dich beruhigen. Ich habe das Serum vorher noch gegen ein neues Testkit, das ich sowieso ausprobieren wollte, gegen alle möglichen exotischen Sachen laufen lassen. Das Ergebnis blieb das gleiche: kein Gift, keine Überdosierung.«
    »Ich suche kein Gift mehr, Michael!«
    Für einen kurzen Moment war ich maßlos enttäuscht: alles umsonst! Dann fiel mir ein, daß wir das Serum gar nicht brauchten, wenn mein Freund sauber gearbeitet hatte.
    »Hast du noch den Ausdruck der Analyse?«
    »Na, klar hab ich den.«
    Michael erhob sich, fand den entsprechenden Ordner und gab mir den Ausdruck. Er hatte das Serum vom toten Herrn Kiesgruber wirklich außerordentlich gründlich untersucht. Ich fand ziemlich schnell die Stelle, um die es mir jetzt ging: Mexiletin: 0,2 Nanogramm pro Milliliter.
    »Ist das viel oder wenig, Michael?«
    »0,2 Nanogramm pro Milliliter? Das ist so gut wie nichts, knapp oberhalb der Nachweisgrenze.«
    Ich wurde ziemlich aufgeregt.
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Dir wovon nichts gesagt, Felix?«
    War mein Freund Michael begriffsstutzig? Hatte er sich das Hirn weggetrunken?
    »Du hast mir nichts davon gesagt, daß mein Patient von einem für ihn absolut lebenswichtigen Medikament nicht mehr als ein paar Moleküle im Blut hatte, jedenfalls keinen wirksamen Spiegel.«
    »Moment, Felix, nun beruhige dich mal wieder. Also, paß auf: Du hast mir dieses Serum vorbeigebracht, und ich sollte es für dich untersuchen. Auf Gifte, auf Überdosierung irgendwelcher Medikamente, auf Tod und Teufel. Habe ich gemacht. Und weil ich dich danach gefragt habe, hast du mir eine Liste gegeben, welche Medikamente ihr in den letzten sechs Tagen in deinen Patienten hineingeschüttet habt. Ich erinnere mich, da stand unter anderem auch Mexiletin darauf. Aber ich hatte keine Liste, welche Tabletten, Kapseln, Zäpfchen oder Infusionen dein Patient wann bekommen hat und unter welcher aktuellen Medikation er gestorben war. Also habe ich unter anderem Mexiletin gefunden, deine Liste gecheckt, stimmte, Mexiletin durfte ich finden. Aber woher sollte ich wissen, ob Mexiletin nicht ein paar Tage vor seinem Tod abgesetzt worden war? Bei einem richtig kranken Patienten ändert ihr doch andauernd die Medikation! Reg dich nicht auf, und nimm dir lieber ein Bier.«
    Das war eine der Sachen, die ich an Michael bewunderte. Er hatte kostenlos dieses Blut für mich untersucht, ich hatte ihn vollkommen ungerechtfertigt angeschrien, und er bot mir ein Bier an! Ich hätte mich wahrscheinlich hinausgeworfen!
    »Tut mir leid, Michael. Beantwortest du mir trotzdem noch eine Frage?«
    »Schieß los!«
    »Bei dem Mexiletin-Spiegel von 0,2 Nanogramm pro Milliliter, den du

Weitere Kostenlose Bücher