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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Probleme.
    »Ein Angebot, das ich zu schätzen weiß, Herr Winter. Aber, wenn Sie das wirklich ernst meinen, muß ich mich erkundigen. Es gibt Gesetze, die verhindern sollen, daß alte Menschen quasi erpreßt werden, so nach dem Motto, wir behandeln dich gut, wenn du uns dein Erbe zusicherst.«
    »Ich meine es ernst, Dr. Hoffmann. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, welches Gesetz mir verbieten soll, über mein Erbe zu verfügen. Also tun Sie mir den Gefallen, und erkundigen Sie sich.«
    Klar, ich würde mich darum kümmern. Unser Gespräch war beendet. Es wäre nicht fair gewesen, noch ein paar Floskeln wie »das hat doch noch Zeit« zu bringen. Herr Winter hatte recht, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit würde er seine schöne Wohnung nicht mehr wiedersehen. Als ich bereits halb im Flur stand, rief er mich zurück.
    »Eine Sache noch, Dr. Hoffmann. Wenn es mir demnächst schlechter geht: keine Wiederbelebung, keine Intensivstation. Können Sie mir das versprechen?«
    Ich tat es.

    Wieder einmal durfte ich mich glücklich schätzen: Der Entrümpelungsunternehmer, den ich nach der Klinik in Hildes Wohnung antraf, stellte sich als uneigennütziger Menschenfreund heraus.
    »Meesta, ens sach ick Se: Von Rechts wejen jehört dat hier allet uf‘n Sperrmüll. Da krieg ick keen Fennich füa.« Traurig hob er die Schultern. »Ick hab eenfach ‚n zu weiches Herz!«
    Wahrscheinlich hing auch die Vorsicht, mit der seine Leute Hildes zum Teil noch recht gut erhaltenes Mobiliar schleppten, mit seinem weichen Herzen zusammen. Ich war nur gekommen, um sicherzustellen, daß der Menschenfreund die Wohnung auch wirklich besenrein leerräumte und mich nicht mit einem fröhlichen »den Rest holn wa morj en« auf dem ‚tatsächlichen Sperrmüll sitzen ließ.
    »Übrigens, Meesta, Post is hier och noch!«
    Ich setzte mich mit dem kleinen Stapel auf den Boden, während kräftige Männer die letzten Zeugen der materiellen Existenz meiner Tante aus der Wohnung schafften. Hildes heutige Post bestand vorwiegend aus einer ähnlichen Kollektion wie neulich: Hauptgewinne, Super-Hauptgewinne, Super-Mega-Hauptgewinne, »Antworten Sie noch heute!«. Aber als ich das Kuvert mit ihrem aktuellen Bankauszug öffnete, bekam ich langsam ein Idee, worum es bei den Geschäften der Hauspflege ging.
    Am Ende war die Wohnung tatsächlich leergeräumt und besenrein. Ich schnappte mir die Holzkassette mit den alten Fotos und machte mich auf die Socken.

10

    »Oelert, Franz« war einer von den beiden Namen auf den weggeworfenen Briefen, die mir bekannt vorgekommen waren, und unter dessen Telefonnummer ich gestern mit den neuen Wohnungseigentümern gesprochen hatte. Dazu war mir heute morgen eine Idee gekommen, deshalb stand ich jetzt vor dem großen Stadtplan auf der Aufnahmestation.
    Der Stadtplan zeigte drei Friedhöfe in der Umgebung von Franz Oelerts letzter Adresse, tatsächlich wurde ich schon beim zweiten fündig.
    »Wann soll Ihr Herr Onkel bei uns bestattet worden sein? Sie müssen verstehen, unsere Unterlagen sind nach dem Jahr der Bestattung sortiert.«
    Wußte ich, hatte sein Kollege vom Mariannen-Friedhof mir auch schon erklärt. Der Computer wußte, wann wir Franz Oelert entlassen hatten, also konnte ich das Todesdatum eingrenzen.
    »Vergangenes Jahr oder dieses Jahr. Ich war lange im Ausland ...«
    »Verstehe. Moment bitte ...«
    Es wurde ein ziemlich langer Moment, aber die Hauptklientel eines Friedhofsverwalters hat ja Zeit, eine ganze Ewigkeit davon.
    »... Ihr Herr Onkel ist letztes Jahr bei uns beerdigt worden, am 24. September. Grabstelle römisch zwölf Strich zwo elf. Der Friedhof ist bis 19 Uhr 30 geöffnet.«
    Meine Klientel war für den Tag versorgt. Ich führte noch ein längeres Telefonat mit dem Standesamt, versprach dann Beate, an der nächsten Arzneimittelkonferenz ganz bestimmt teilzunehmen, ließ ihr keine Zeit zu protestieren und schaffte es noch vorm allgemeinen Feierabendstau zum St.-Hedwig-Friedhof. Nach einem Spaziergang vorbei an vielen letzten Grüßen und niemaligem Vergessen traf ich meinen Freund vom Telefon in einem kleinen Verwaltungsbüro direkt hinter der Aussegnungskapelle. Wieder einmal folgte ich der Spur des Geldes.
    Der Friedhofsverwalter beruhigte mich.
    »Nein, wegen des Geldes brauchen Sie sich vorerst keine Sorgen zu machen. Wenn Sie etwas Gutes tun wollen, sollten Sie ihrem Onkel einen anständigen Grabstein spendieren. Nur eine Nummer, das ist doch traurig! Aber, wie gesagt, die Grabstelle ist

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