Denning, Troy - Star Wars Waechter der Macht 09 - Sieg
anders hingeht. Sie sind vierzehn Jahre alt, und sie sind hier, weil ihre Freundin Tenel Ka gerade bei einem Lichtschwert-Unfall ihren Arm verloren hat und sie irgendetwas unternehmen müssen, auch wenn sie nichts anderes tun können, als hier umherzuwandern. Sie leiden. und sie wünschen sich, es könnte derselbe Schmerz sein, den ihre Freundin verspürt. Wenn sie den Schmerz mit ihr teilen könnten, würde das Ganze vielleicht nicht so schrecklich erscheinen. Vielleicht hätten sie dann das Gefühl, dass sich die Dinge am Ende doch nicht so sehr verändert hatten.
Doch Jaina weiß, dass das nicht möglich ist, weil Onkel Luke versprochen hat., sie zu verständigen, wenn Tenel Ka bereit ist, ihre Freunde zu empfangen - und sie laufen hier nun bereits seit Stunden herum. Trotzdem hat man sie noch nicht gerufen. Sie können bloß weiter hier umherstreifen, allein zu zweit, und versuchen, sich nicht von ihrem Entsetzen und ihrer Verzweiflung übermannen zu lassen. Und durch ihr Zwillingsband spürt Jaina, dass Jacen noch andere, schmerzhaftere Gefühle plagen. Er ist von Scham und Hass auf sich selbst erfüllt, weil es sein Lichtschwert war, das Tenel Kas Arm abtrennte - weil er so versessen darauf war, sich ihr zu beweisen, dass er nicht bemerkt hat, wie ihre Klinge aufgrund eines Fehlers in der Energiezufuhr der Waffe versagte - und eine halbe Sekunde später lag ihr Arm auf dem Boden.
Also hat Jacen dabei ebenfalls etwas verloren. Und alles, was Jaina tun kann, um ihm beizustehen, ist, mit ihm spazieren zu gehen, ihn durch ihr Zwillingsband wissen zu lassen, wie sie ihn sieht: als einen freundlichen, nachdenklichen jungen Jedi, der einem Freund niemals vorsätzlich schaden würde - ein tapferer, verantwortungsbewusster Bruder, den sie lieber an ihrer Seite hat als irgendjemanden sonst...
11.
Wie spät ist es, wenn ein imperialer Läufer auf dein Chrono trampelt? Noch nicht zu spät, sich ein neues zu kaufen!
-Jacen Solo, 14 Jahre
Die Spur verlief über Jainas Kinn und ihren Hals bis runter zur Schulter, eine Linie scharlachroter Ovale, wo sie mit dem Blut ihres Bruders bespritzt worden war. Sie hatte versucht, das Blut mit Seife und Wasser abzuwaschen, mit chirurgischem Desinfektionsmittel, sogar mit Enzobleich, mit dem die hapanischen Pfleger die Lazarettstation der Drachentreue makellos rein hielten. Jetzt benutzte sie einen relephonianischen Seihestein und bemühte sich, die Flecken regelrecht wegzuscheuern - aber ebenso gut hätte sie versuchen können, sich eine Blasternarbe abzuwischen. Ihre Anstrengungen schienen die Blutspur bloß noch strahlender und röter zu machen.
Hinter Jaina ertönte ein leises Zischen, und im Spiegel über ihrem Waschbecken sah sie, wie der Raumteiler an der Vorderseite ihres Genesungsabteils, der ihr etwas Privatsphäre verschaffte, zur Seite glitt. Bevor sie den Seihestein fortlegen konnte, kam ihre Mutter durch die Öffnung, und ihre schmalen Brauen wölbten sich vor Überraschung.
»Warum bist du auf?«, wollte Leia wissen. Ihr Mund verzog sich tadelnd, doch ihre braunen Augen funkelten vor Erleichterung. »Du solltest doch in einer Heiltrance sein.«
»Das war ich.« Jaina legte den Seihestein auf das Waschbecken und spülte sich den Grieß von den Händen. »Eine Woche lang, denke ich.«
»Ja, aber du brauchst wohl noch eine - und vielleicht noch wesentlich mehr«, sagte ihr Vater, der Leia in das enge Abteil folgte. »So schlecht hat Luke nicht mal ausgesehen, nachdem das Wampa ihn zu fressen versucht hat.«
»Na toll! Vielen Dank, Dad.« Jainas Blick schweifte zum Spiegelbild ihres Vaters, und sie fand nicht, dass er viel besser aussah. Die Falten auf seiner Stirn waren so tief geworden, dass sein Gesicht nicht mehr auf schroffe Weise attraktiv, sondern eher ausgezehrt wirkte; die Säcke unter seinen Augen waren so groß, als würden sie einem Yuuzhan-Vong-Krieger gehören, nicht Han Solo. »Das ist genau das, was eine Frau, die vorm Spiegel steht, gerne hören möchte.«
»Ich bin dein Vater.« Er schob den Raumteiler hinter sich zu. »Es ist meine Aufgabe, ehrlich zu dir zu sein.«
»Okay, aber musst du diese Aufgabe so ernst nehmen?«
Jaina lächelte sein Spiegelbild an, dann befeuchtete sie einen Lappen und wusch sich den Seihegrieß vom Hals. Sie konnte sich nur an wenig erinnern, was ihre Evakuierung betraf - oder an die letzte Hälfte des Flugs weil dieser große, hässliche Riss über dem rechten Auge ihr eine unangenehme Gehirnerschütterung
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