Department 19 – Die Mission
etwas getan haben könnte, und ein Dutzend Mal mit meinem Rücktritt gedroht.«
Er sah Jamie traurig an und holte tief Luft. »Aber ich habe nichts gefunden, absolut nichts, was deinen Vater entlasten würde. Nachdem wir John und George begraben hatten, warteten wir darauf, dass Alexandru seinen nächsten Zug machen würde. Doch er kam nicht. Mit der Zeit blieb mir keine andere Wahl als zu akzeptieren, was alle anderen längst erkannt hatten: dass Julian tatsächlich getan hatte, was sie ihm vorwarfen, und dass ich damit würde leben müssen, ganz egal, wie schwer mir das fiel und wie sehr mein Herz blutete.«
Er verstummte und beobachtete Jamie. Doch Jamie dachte nicht an seinen Vater, er dachte an seine Mutter und daran, wie mies er sie nach dem Tod seines Vaters behandelt hatte. Die furchtbaren Dinge, die er gesagt hatte. Heiße Scham stieg in ihm auf, und er hätte alles dafür gegeben, ihr zu sagen, wie leid es ihm tat, ihr zu sagen, wie sehr er sich geirrt hatte, und sie um Verzeihung zu bitten.
»Ich war so wütend auf ihn, weil er uns im Stich gelassen hat«, sagte er schließlich. »Meine Mum hat immer gesagt, ich wäre unfair. Aber ich war nicht unfair. Er hat uns alle betrogen.«
»Dein Vater war ein guter Mann, der einen schlimmen Fehler gemacht hat«, sagte Frankenstein. »Einen Fehler, für den er mit seinem Leben bezahlte.«
»Und dem von acht anderen«, sagte Jamie mit plötzlich bitterer Stimme. »Was haben die Menschen an Bord dieses Flugzeugs getan, dass sie es verdienten zu sterben? Waren sie nicht nett genug zu einem Carpenter? Wie erbärmlich ist das?«
Frankenstein schwieg.
»Ich schäme mich dafür, sein Sohn zu sein«, stieß Jamie hervor. »Kein Wunder, dass mich jeder in der Basis so feindselig anstarrt. Ich würde mich ebenfalls hassen! Ich bin froh, dass er tot ist!«
»Sag so etwas nicht«, widersprach Frankenstein. »Er ist immer noch dein Vater. Er hat dich aufgezogen, und er hat dich geliebt, und du hast ihn geliebt. Ich weiß, dass du ihn geliebt hast.«
»Das ist mir egal!«, schrie Jamie. »Das ist mir alles völlig egal! Ich kannte ihn ja nicht mal richtig! Der Mann, der mich aufgezogen hat, war gar nicht echt! Der Mann, der mich aufgezogen hat, war Sachbearbeiter beim Verteidigungsministerium! Er fuhr am Wochenende mit seinen Freunden zum Golfspielen und schimpfte über die hohen Benzinpreise! In Wirklichkeit hat er überhaupt nicht existiert!«
Jamie sprang auf und trat seinen umgestürzten Sessel durch das Zimmer, sodass er über den gefliesten Boden schlitterte und gegen die Wand krachte.
»Ich werde nicht einen einzigen Gedanken mehr an ihn verschwenden!«, rief er und starrte Frankenstein aus seinen hellblauen Augen an. »Er ist tot, und meine Mutter ist noch am Leben, im Moment jedenfalls, und ich muss sie finden! Ich werde noch mal mit Larissa reden.«
Das Monster versteifte sich in seinem Sessel.
»Wozu soll das deiner Meinung nach gut sein?«, fragte es.
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sie mir helfen will. Ich kann nicht erklären, warum.«
Frankenstein starrte den Jungen an. Er wollte gerade antworten, als das Funkgerät an Jamies Gürtel knackend zum Leben erwachte.
Jamie zog es aus der Halterung und sah auf das Display.
»Kanal sieben«, sagte er.
»Das ist der Live-Kanal«, sagte Frankenstein erstaunt. »Er darf eigentlich gar nicht benutzt werden.«
Jamie drückte auf die Taste mit der Aufschrift VERBINDEN und ließ das Gerät beinahe fallen, als ein furchtbarer, gequälter Schmerzensschrei aus dem kleinen Lautsprecher drang. Frankenstein sprang auf und starrte fassungslos auf das Funkgerät in der Hand des Jungen.
Eine dumpfe Stimme flüsterte etwas Unverständliches, und dann erklang die zitternde, bebende, verängstigte Stimme eines Mannes. »Ha-hallo? Wer … wer ist da?«
»Hier ist Jamie Car…«
Ein reißendes, nass klingendes Geräusch und ein weiterer Schrei, ein hohes Aufheulen aus Todesangst und grausamen Schmerzen.
»O Gott, bitte nicht!«, kreischte der Mann. »Bitte nicht! O Gott, bitte tun Sie mir nicht mehr weh!«
Jamie sah Frankenstein hilflos an. Das Monster war aschfahl geworden und hatte die missgestalteten Augen weit aufgerissen. Es starrte das Funkgerät an, als wäre es eine direkte Verbindung in die Hölle.
»Sie … sie müssen kommen«, sagte die Stimme des Mannes zwischen Schluchzern. »E… er sagt, Sie müssen kommen. E… er sagt, wenn Sie ni… nicht kommen, sehen Sie I… Ihre Mutter
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