Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
Vom Netzwerk:
trotzdem, wenn du versprichst, mich zu der Person zu bringen, von der du sagst, dass sie mir weiterhelfen kann.«
    Larissa nahm die Hände hinter dem Kopf hervor und stemmte sich auf die Ellbogen.
    »Meinst du das ernst?«, fragte sie.
    »Ich meine es todernst.«
    »Was hat zu diesem Sinneswandel geführt?«
    »Ich hab keine andere Wahl«, gestand Jamie. »Ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll. Mittlerweile weiß ich, warum Alexandru mich hasst. Warum er mir weh tun will. Und ich weiß auch, was mein Vater getan hat. Du hattest recht – mit ihm hat alles angefangen.«
    Sie sah ihn mitfühlend an. »Ich wette, es war nicht einfach für dich, das einzugestehen.«
    »Nein«, gestand er.
    Sie erhob sich vom Bett, schwebte langsam durch die Luft herbei und landete direkt vor ihm. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.
    »Dann los«, sagte sie eifrig.
    »Du musst einen Explosivgürtel tragen«, sagte er.
    »Meinetwegen.«
    »Du darfst dich nicht aus meiner Sichtweite entfernen.«
    Sie klimperte mit den Wimpern. »Warum sollte ich das wollen?«, gurrte sie.
    »Ich meine das ernst!«
    »Ich auch.«
    »Du bringst uns zu dieser Person, wir beschaffen uns die Informationen, die wir brauchen, und dann kehrst du hierher zurück. Ganz ruhig und friedlich.«
    »Selbstverständlich. Los, lass uns gehen.«
    Larissa tänzelte von einem Fuß auf den anderen, so groß war ihre Aufregung über die Aussicht, ihre Zelle zu verlassen und den offenen Himmel über sich zu sehen, die Nachtluft in den Haaren zu spüren.
    »Noch nicht«, sagte Jamie und lächelte.
    Sie versteifte sich und sah ihn fragend an.
    Dieses Grinsen gefällt mir nicht , dachte sie. Dieses Grinsen gefällt mir überhaupt nicht.
    »Warum nicht?«, fragte sie misstrauisch.
    »Zuerst musst du mir etwas verraten. Und du wirst mir die Wahrheit sagen.«

28
    Jahrmarktfreuden
    Reading, England
24. Juli 2004
    Larissa Kinley wusste, dass es früh war, noch bevor sie die Augen aufschlug; es war zu dunkel in ihrem Schlafzimmer und zu still. Sie zwang sich, die schweren Augenlider zu öffnen, und sah, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. Die Digitaluhr auf ihrem Nachttisch zeigte in leuchtend grünen Ziffern 5:06.
    Sie setzte sich auf, streckte die Arme über den Kopf und gähnte herzhaft. Es war die achte Nacht in Folge, in der sie nicht hatte schlafen können, in der sie wach gelegen und die grünen Ziffern angestarrt hatte, bis es Zeit war aufzustehen und zu duschen. Sie hatte ihren Eltern noch nicht von ihrer Vermutung erzählt, dass sie wohl unter Insomnie litt, denn sie würden ohnehin nur halbherzig mitfühlend nicken und sich dann sogleich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zuwenden, was auch immer sie gerade machten.
    Larissa rollte sich aus dem Bett und trat ans Fenster. Gerade wollte sie es öffnen, um ein wenig frische Luft hereinzulassen in der Hoffnung, hinterher vielleicht noch ein wenig Schlaf zu finden, als ihr Blick in den kleinen Garten auf der Rückseite der Doppelhaushälfte fiel. Was sie dort sah, ließ sie die Hand vor den Mund schlagen, um nicht laut aufzuschreien.
    Der alte Mann stand im Garten und sah zu ihr hinauf, ein freundliches Lächeln im Gesicht. Er hatte den grauen Mantel eng um sich geschlagen und die Hände lässig in die Taschen gesteckt. Seine Augen leuchteten hell im orangefarbenen Licht der Straßenlaterne hinter dem Gartenzaun, und sein Blick war widerlich, abstoßend vertraulich.
    Larissa wich einen Schritt zurück und stolperte über einen der Lederstiefel, die sie am Abend zuvor achtlos am Fußende ihres Bettes abgestreift hatte. Vergeblich ruderte sie mit den Armen in dem Bemühen, das Gleichgewicht zu halten, und fiel dann der Länge nach auf den Rücken. Dabei biss sie sich auf die Zunge, was einen Dolch aus Schmerz durch ihren Kopf jagte. Sie schmeckte Blut im Mund, rappelte sich auf die Beine und schlich zum Fenster zurück. Vorsichtig hob sie den Kopf über den Sims und spähte nach unten in den Garten.
    Der Mann war verschwunden.
    In dieser Nacht fand Larissa keinen Schlaf mehr. Sie lag wach im Bett und ging die rätselhaften Ereignisse der vorangegangenen beiden Tage in Gedanken wieder und wieder durch, während sie nach einer Lösung suchte, um die Puzzlesteine zu einem Bild zusammenzusetzen. Sie war immer noch damit beschäftigt, als sie hörte, wie die Tür des Zimmers ihres Bruders aufflog. Sofort sprang sie hoch, raste über den Gang, stieß ihn aus dem Weg und sperrte die Badezimmertür hinter sich ab.

Weitere Kostenlose Bücher