Department 19 – Die Mission
sagte er entschuldigend. »Grey mag keine Menschenmassen, und außerdem glaubt er, dass das, was er zu sagen hat, nur für Sie beide von Interesse ist.«
Morris öffnete den Mund, um zu protestieren, doch Jamie bedachte ihn mit einem warnenden Blick, und er schloss ihn wieder. Larissa nickte nur.
»Bitte machen Sie es sich bequem, während Sie warten«, sagte Lawrence zu den beiden anderen. »Wenn Sie, Gentlemen, bitte mit mir kommen würden?«
Er öffnete die Tür, und Jamie und Frankenstein traten hindurch.
Der Raum dahinter war ein Arbeitszimmer und wurde von einem großen Fenster mit Ausblick auf den Hügel dominiert, der sich hinter dem Ort erhob. Vor dem Fenster stand ein selbst gebauter Schreibtisch, und in einem Sessel dahinter saß Grey und lächelte seine Besucher an.
Man konnte sofort sehen, woher der Vampir seinen Namen hatte. Sein Kopf mit der hohen Stirn war von einer silbern schimmernden, bis auf die Schultern reichenden Mähne bedeckt, die er nach hinten gekämmt hatte. Sein Gesicht war das eines Mannes von vielleicht sechzig Jahren, faltig und von tiefen Linien durchzogen, doch seine Augen glitzerten vor Vitalität, und seine Lippen waren zu einem breiten, einladenden Lächeln verzogen.
Er erhob sich aus seinem Sessel und trat um den Schreibtisch herum auf sie zu. Mit seinem blau-weiß karierten Hemd, den verblichenen Jeans und den alten braunen Stiefeln sah er aus wie ein Cowboy kurz vor dem Ruhestand, einzig und allein ein breitkrempiger Hut fehlte, um den Eindruck zu vervollkommnen.
Er streckte Jamie die Hand entgegen.
»Mr. Carpenter«, sagte er, und der Junge riss die Augen auf. Greys Stimme klang seltsam unirdisch, wie eine rollende Druckwelle aus Bass und Alt, die zugleich schwadronierend breit und liebreizend weich klang. »Es ist mir das reinste Vergnügen, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Grey.«
Draußen im Wohnzimmer hörte Larissa mit ihren geschärften Sinnen die Worte des alten Vampirs, und plötzlich leuchteten ihre Augen rot. Sie streckte die Hände aus, packte Lawrence am Revers seiner Jacke und schleuderte ihn quer durch den Raum. Der Vampir war vollkommen überrascht und reagierte erst, als er bereits gegen die Holzwand prallte und die Bohlen zum Splittern brachte. Das gesamte Haus erzitterte, und das Fenster über ihm zerbarst.
Morris wollte etwas sagen, doch Larissa war bereits in Bewegung. Blitzschnell hatte sie das Zimmer durchquert und die Tür zum Arbeitszimmer aufgerissen, dann war sie verschwunden.
31
Gleiches Recht für alle
Die Tür flog auf, und Jamie wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Larissa mit rot glühenden Augen durch den Raum flog und Grey mit zu Klauen gekrümmten Händen an den Hals ging.
Auf dem Gesicht des alten Vampirs spiegelte sich für einen Moment Überraschung, doch dann gewannen seine jahrhundertealten Instinkte die Oberhand. Er packte Larissa im Nacken, wirbelte sie mitten in der Luft herum und schleuderte sie zu Boden, dass es krachte. Sie landete auf dem Rücken, und er kniete auf ihrer Brust, hielt ihre Schultern mit den Knien am Boden fest und starrte mit dunkelrot glühenden Augen zu Frankenstein und Jamie. Morris stürzte ins Zimmer und starrte erschrocken auf die Szene, die sich ihm bot.
»Was soll das bedeuten?«, fragte Grey mit eisiger Stimme.
Jamie starrte Larissa an, die sich wütend und wild fluchend unter Grey wand.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er aufrichtig. »Larissa, was zur Hölle machst du da?«
Das Vampirmädchen heulte und kreischte und trat um sich wie ein junges Wildpferd.
Dann hörte sie ganz unvermittelt auf, hob den Kopf und spie Grey ins Gesicht.
Der alte Vampir zuckte zurück und wischte sich den Speichel mit dem Hemdsärmel ab.
»Frag ihn!«, kreischte Larissa. »Frag ihn, warum er mich nicht einfach umgebracht hat und fertig!«
»O Gott«, flüsterte Jamie, als ihm der Sinn ihrer Worte klar wurde. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Das war also der Mann mit der Tätowierung aus Larissas Geschichte. Er griff nach seinem T-Bone, ohne dass es ihm bewusst wurde, doch Frankenstein trat hastig vor und fiel ihm in den Arm.
Greys Augen hatten wieder ihren ursprünglichen dunkelgrünen Farbton angenommen. Er blickte hinunter auf Larissa, und Jamie sah Wiedererkennen in seinem Gesicht aufblitzen. Dann hob der alte Vampir den Kopf und sah Jamie und Frankenstein an. Bittere Reue verzerrte seine Züge.
»Ich habe sie nicht erkannt«, sagte er. »Ich dachte, sie wäre
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