Department 19 – Die Mission
von sorgfältig gepflegten Blumenbeeten, wildem Gestrüpp und Ketten bunter Glühbirnen gesäumt, und mündete in einen weiten runden Platz. Hier gabelte er sich nach rechts und links, und am unteren Teil des Hügels standen weitere Häuser inmitten kleiner Wäldchen und Ansammlungen von Heidekraut.
Am hinteren Ende des runden Platzes, dem Weg zugewandt, sahen sie ein einzelnes Gebäude. Es war das größte der gesamten Siedlung und ebenfalls aus Holz errichtet. Eine Treppe führte hinauf auf eine lang gestreckte Veranda mit zwei Bänken, von denen man einen Blick über das gesamte Dorf bis hinunter zum Fluss sowie auf den Osthang der Schlucht hatte.
»Warum wissen wir nichts über diesen Ort?«, sinnierte Morris laut, während sie sich dem Gebäude näherten.
»Admiral Seward scheint etwas darüber zu wissen«, antwortete Jamie. »Ich frage mich, wer sonst noch?«
Die Türen mehrerer Häuser, an denen sie vorbeikamen, wurden geöffnet, und die Vampire, die herauskamen, musterten die Besucher misstrauisch. Jamie erkannte sie sofort. Sie standen lässig in den Türen, und ein Gefühl der Ruhe ging von ihnen aus, beinahe so, als würden sie die Fremden willkommen heißen. Es waren Männer und Frauen jeden Alters, jeder Rasse und jeder Hautfarbe. Manche trugen abgerissene Kleidung, T-Shirts und Jeans, die von jahrelanger Arbeit im Freien gezeichnet waren. Andere erschienen in Anzügen und Krawatten oder wenigstens in Hemden und Hosen mit Bügelfalten. Einer der Vampire, ein Mann Mitte vierzig mit ersten grauen Haaren, war splitternackt; vollkommen entspannt stand er vor einem Haus, das mit farbenfrohen Wandbildern von Blumen und Wasser bedeckt war. Jamie nickte den Vampiren zu, als sie vorbeikamen, und sie erwiderten seinen Gruß lächelnd.
»Da kommt uns jemand entgegen«, sagte Larissa und zeigte den Weg hinauf.
Ein Vampir Ende zwanzig in einem schicken anthrazitfarbenen Anzug mit hellroter Krawatte näherte sich. Hinter ihm schwebte eine kleine Gestalt durch die stille Luft, und Jamie hörte, wie Larissa nach Luft rang.
Es war ein Junge, nicht älter als fünf oder sechs Jahre. Er trug ein T-Shirt und Schuhe, die schon bessere Tage gesehen hatten. Auf seinem Gesicht stand ein breites, einladendes Lächeln, das verschwand, sobald er Larissa erblickte.
»Ich wusste, dass du zurückkommen und mich verfolgen würdest«, sagte er leise.
»Hallo, John«, sagte Larissa. »Schön, dich wiederzusehen.«
»Wiederzusehen?«, warf Jamie ein. »Ihr beide kennt euch?«
»Wir sind uns einmal begegnet«, sagte der kleine Vampirjunge. »Vor ein paar Jahren.«
»Wann?«, wollte Jamie wissen. »Zu welchem Anlass?«
»An dem Tag, an dem ich verwandelt wurde«, sagte Larissa leise. »Ich wusste nicht wohin und ging in den Park zurück, und …«
»Bitte«, unterbrach sie der Vampir in dem schicken Anzug. »Ich bin mir sicher, deine Geschichte ist spannend und faszinierend, aber wir haben hier Regeln. Niemand kommt einfach so aus dem Nichts her, ohne dass einer oder zwei von unseren Leuten ihn bei uns einführen. Ich fürchte, ich muss euch fragen, wer ihr seid und in welcher Angelegenheit ihr kommt.«
Frankenstein übernahm die Antwort. Seine tiefe Stimme rumpelte und hallte durch das stille Tal. »Ich bin Victor Frankenstein vom Department 19. Das hier sind Jamie Carpenter und Thomas Morris, ebenfalls von Schwarzlicht. Und das dort ist Larissa. Sie ist eine von euch.«
»Und was wollt ihr hier?«
»Wir wollen Grey ein paar Fragen stellen«, sagte Larissa. »Ist er hier?«
»Das ist er«, antwortete der Vampir. »Er war eine Weile unterwegs, aber er ist vor drei Tagen wieder nach Hause gekommen.«
Larissa entblößte die Zähne.
Nur Jamie bemerkte es, und er legte den Kopf zur Seite und sah sie fragend an, doch sie schüttelte leicht den Kopf.
»Es ist mir eine Freude, Sie alle kennenzulernen«, fuhr der Vampir breit grinsend fort. »Mein Name ist Lawrence, und das hier ist John Martin.«
Jamie konnte sich nicht länger zurückhalten. Er war geradezu überwältigt von diesem eigenartig idyllischen Dorf. Die Bewohner strahlten ein beinahe greifbares Gefühl von Wohlbefinden und Zufriedenheit aus, ja von Glück.
»Was für ein Ort ist das hier?«, fragte er.
Lawrence lächelte ihn an. »In der nordischen Mythologie ist Walhalla der Ort, wo die Helden hinkommen, wenn sie sterben. Das hier ist das Äquivalent für Vampire, die geschworen haben, kein menschliches Blut zu trinken. Ein Ort, wo wir in Frieden leben
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