Department 19 – Die Mission
hier, um mich zu töten.«
»Ich bin hier, um dich zu töten!«, spuckte Larissa. »Für das, was du mit mir gemacht hast, werde ich dich umbringen!«
»Was redet sie da?«, fragte Frankenstein.
»Er ist derjenige, der mich verwandelt hat«, sagte Larissa mit vor Gift triefender Stimme. »Er hat mich gebissen und liegen lassen, weil er mich für tot hielt, aber ich bin nicht gestorben.«
»Das ist der Mann, den du in deinem Garten gesehen hast?«, fragte Jamie. »Der Mann vom Jahrmarkt?«
Morris sah von einem zum anderen. Er verstand überhaupt nichts mehr.
»Das ist er«, sagte Larissa keuchend. Sie hatte aufgehört sich zu wehren. »Ich werde seine Stimme niemals vergessen.«
Grey sah zu ihr hinunter, und auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck so unbändiger Wut, dass Jamie absolut sicher war, er würde Larissa im nächsten Augenblick töten. Doch der Augenblick verging, und stattdessen erhob sich Grey langsam und streckte dem Mädchen die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch sie schlug die Hand zur Seite und sprang allein auf die Füße. Die beiden standen sich gegenüber und beäugten sich misstrauisch.
Dann war das Zimmer schlagartig voller Vampire, und alle fingen gleichzeitig an zu reden. Lawrence war der Erste, die Augen flammend rot, der schicke Anzug zerknittert und zerrissen. Er starrte Larissa voller Wut an. Dann bemerkte er den Ausdruck in Greys Gesicht und trat zu seinem Freund. Die übrigen Bewohner von Walhalla waren ihm gefolgt, angelockt von dem Tumult im Arbeitszimmer. In ihren Gesichtern standen Besorgnis um Grey und Misstrauen gegen die Fremden, die in ihr friedliches Dorf eingedrungen waren.
»Was geht hier vor?«, rief einer der Vampire, eine Frau Mitte dreißig in einem hübschen gelben Sommerkleid. »Grey, ist alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung, Jill«, antwortete Grey und lächelte sie wenig überzeugend an. »Alles in bester Ordnung.«
»Nichts ist in Ordnung!«, fauchte Larissa wütend. »Das da ist der Vampir, der mich vor vier Jahren gebissen und verwandelt hat! Ich weiß nicht, wie das zu eurem wunderbaren Kodex passen soll.«
Jill riss erschrocken die Augen auf und schlug sich die Hand vors Gesicht.
»Was redet sie da, Grey?«, wollte John Martin wissen.
Die übrigen Vampire im Raum murmelten zustimmend. Jamie sah sich um – es waren wenigstens fünfzehn von ihnen in dem kleinen Arbeitszimmer. Eisige Angst stieg in ihm auf.
Wenn sie sich gegen uns wenden, sind wir tot.
Grey sah die Männer und Frauen an, die sich in seinem Büro drängten, und seine oberflächliche Maske aus Ruhe und Gelassenheit zerbrach unter den durchdringenden Blicken seiner Freunde. Dahinter kam wie aus großer Tiefe ein Ausdruck schrecklichen Elends zum Vorschein.
»Sie sagt die Wahrheit«, gestand er.
Entsetzte Rufe wurden laut, und Larissa schnaubte. »Wie ich bereits sagte. Er …«
»Halt den Mund!«, unterbrach Lawrence sie. Seine Augen waren fast schwarz. »Kein weiteres Wort mehr von dir.«
Er drehte sich zu Grey um, der allein mitten im Zimmer stand. »Was willst du damit sagen, sie sagt die Wahrheit?«, verlangte er zu erfahren. »Wie ist das möglich?« Seine Stimme hatte sich in ein dunkles Grollen verwandelt.
»Ich will damit sagen, dass ich sie gebissen habe«, sagte Grey schlicht. »Sie hat mich an meine Frau Helen erinnert. Also folgte ich ihr, und als ich sie allein antraf, trank ich ihr Blut. Dann ging ich nach Hause. Ich dachte, sie wäre tot.«
Jill, die Frau in dem gelben Sommerkleid, fing an zu weinen. Ein junger Vampir in einem roten T-Shirt legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie ergriff sie und hielt sie fest.
»Was ist mit unserem Gesetz?«, fragte Lawrence mit Donnerstimme. »Was ist mit allem, wofür wir stehen? Mit allem, was du aufgebaut hast?«
Grey sah seinen Freund aus weiten, flehenden Augen an. »Ich bin schwach«, antwortete er stockend. »Ich war schon immer schwach. Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich kann nichts dagegen tun. Verstehst du? Ich kann nichts dagegen tun! «
Jamie fiel es wie Schuppen von den Augen. »Es war nicht das erste Mal, richtig?«, fragte er leise. »Larissa ist nicht die Einzige, die von Ihnen gebissen wurde.«
Grey senkte den Blick, und die übrigen Vampire im Raum raunten und stöhnten verzweifelt.
»Wie viele?«, wollte Lawrence wissen. »Wie viele unschuldige Menschen?«
»Eine Menge«, antwortete Grey mit erstickter Stimme, den Blick auf die unebenen Holzdielen gerichtet. »Alle paar Jahre
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