Department 19 – Die Mission

ein Rascheln, und ein Ast knackte. Das Mädchen kam aus dem Unterholz hervor und machte einen zögernden Schritt auf die beiden Männer zu.
    Sie war ein Teenager, ungefähr in Jamies Alter, mit kurzem blonden Haar, das ihr in die Stirn fiel. Sie trug Jeans und ein dunkles T-Shirt und starrte die Männer an, nicht unbedingt ängstlich, sondern vielmehr voller Misstrauen. Sie trat einen weiteren kleinen Schritt vor, während ihre Blicke ununterbrochen nach links und rechts zuckten. Dann gab es plötzlich eine blitzschnelle Bewegung über ihr und ein Rauschen, als Larissa wie ein Adler aus dem Himmel stürzte und das Mädchen mühelos mit sich in die Luft riss.
    Sie schrie und strampelte, als ihre Füße den Boden verließen, und dann flog sie durch die Luft und in die Mitte der Lichtung. Einen halben Meter über der Erde ließ Larissa sie los, sodass sie direkt vor McBrides Füßen landete. Der Agent sprang vor und hielt sie am Boden fest. Larissa schwebte neben Jamie herab und sah zu, wie der Agent die Arme um das wild zappelnde Mädchen schlang und es festhielt.
    »Lassen Sie mich los!«, kreischte sie.
    Sie riss den Kopf nach hinten und brach McBride mit einem lauten Knirschen die Nase. Der Agent grunzte vor Schmerz laut auf und lockerte seinen Griff. Sofort riss das Mädchen sich los, sprang auf die Beine und starrte mit wilden Blicken um sich auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch Larissa drehte ihr mühelos die Arme auf den Rücken und hob sie mit einem Griff um den Hals vom Boden hoch.
    »Halt still«, sagte sie. »Wenn du still hältst, tun wir dir nichts.«
    McBride kam unsicher wieder auf die Beine. Blut strömte aus seiner Nase und tropfte in einem stetigen Strom auf seine Uniform. Er ging zu dem Mädchen, das von Larissa in der Luft festgehalten wurde, und Jamie trat neben ihn.
    »Wie heißt du?«, wollte Jamie wissen.
    Das Mädchen schnitt eine Grimasse, doch es antwortete nicht.
    »Hör zu, es ist einfacher, wenn wir wissen, wie du heißt«, sagte Jamie ruhig.
    »Kate«, zwischte sie. »Kate Randall.«
    »Ich heiße Jamie. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Sie funkelte ihn wütend an und schwieg.
    »Ich werde meine Freundin gleich bitten, dich abzusetzen«, sagte Jamie. »Bitte lauf nicht weg, und bitte versuche nicht, einen von uns anzugreifen. Wir wollen dir wirklich nichts tun, aber falls nötig, werden wir uns verteidigen. Hast du das verstanden?«
    Keine Antwort.
    »Ich deute das als ein Ja«, sagte Jamie und nickte Larissa zu. Sie lächelte ihn an und ließ das Mädchen einfach los. Kate fiel erneut zu Boden, doch diesmal rappelte sie sich sofort wieder hoch, und ihre Augen blitzten vor Zorn.
    »Wer seid ihr?«, fragte sie. »Gehört ihr zu denen?«
    »Nein«, antwortete Jamie. »Wir sind gekommen, um sie aufzuhalten.«
    Kate lachte auf. Es war ein sprödes, trockenes Geräusch ohne jede Spur von Humor. »Da kommt ihr ein wenig spät«, sagte sie.
    Dann brach sie in Tränen aus.
    Als McBride neben ihr niederkniete und versuchte, das weinende Mädchen zu trösten, ertönte im Unterholz das Geräusch von Schritten, und Jamie hörte, wie sein Name gerufen wurde. Es war Thomas Morris.
    »Hier drüben!«, rief Jamie.
    Das Knacken und Stampfen wurden lauter, und dann traten Morris und Stevenson mit gezückten Waffen auf die Lichtung. Sie hielten inne und betrachteten die Szene, die sich ihnen bot: Jamie neben Larissa, McBride auf den Knien neben einem weinenden jungen Mädchen, der bleiche Leichnam eines Mannes auf dem Boden.
    »Was ist passiert?«, wollte Morris wissen und ging zu Jamie.
    Jamie erzählte es ihm.
    »Mein Gott …« Morris schüttelte den Kopf. »Was für ein furchtbares Gemetzel.«
    Stevenson ging zu McBride und kniete sich neben seinen Kameraden. Kate gewann allmählich ihre Fassung zurück, und ihre Tränen versiegten. Das Weinen wich einem leisen Schluchzen, und sie musterte die beiden neben ihr knienden Männer in den schwarzen Uniformen. Dann sah sie Jamie an.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte sie schließlich.
    Morris ging zu ihr und blieb vor ihr stehen. »Hast du Dracula gelesen?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Tja – das ist keine Geschichte, sondern eine Lektion in Geschichte.«
    Kate starrte ihn verblüfft an, dann begann sie zu lachen. »Wow«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Wann haben Sie sich den ausgedacht?«
    Morris errötete und sah Hilfe suchend zu Jamie und Larissa. Auf Jamies Gesicht stand ein breites Grinsen,