Department 19 – Die Mission
als er ebenfalls herbeikam und sich vor dem Mädchen hinhockte.
»Vampire gibt es wirklich«, sagte er leise. »Sie haben heute Nacht deine Insel angegriffen. Ihr Anführer ist einer der ältesten Vampire der Welt, und er hat meine Mutter gefangen genommen und hält sie als Geisel. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun oder mit irgendjemand anderem, der hier auf der Insel gelebt hat. Aber du musst begreifen, womit wir es zu tun haben, okay? Das war kein Witz.«
Kate nickte. Ihre Augen waren klar, und ihr Gesicht wirkte bemerkenswert gelassen.
»Wissen Sie, ob jemand von der Insel fliehen konnte?«, fragte sie. »Mein Vater …«
Sie hielt inne und starrte in die Ferne. Einen kurzen Moment lang war sie verloren in der Erinnerung an das, was ihrem verschlafenen kleinen Dorf widerfahren war.
»Es gibt Überlebende«, sagte Jamie, und ihr Blick kehrte zu ihm zurück. »Ich weiß nicht wie viele und auch nicht, ob dein Vater unter ihnen ist, aber auf jeden Fall gibt es Überlebende. Sie sind in der Nähe von Fenwick mit einem Fischerboot auf den Strand aufgelaufen.«
Erleichterung durchströmte Kate wie ein wärmender Sonnenstrahl.
Ich werde ihn wiedersehen. Sobald es hell ist.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie. »Außer mir ist niemand mehr am Leben. Ben war der Letzte.«
Sie zeigte auf den Toten im Gras, der aus weit aufgerissenen Augen blicklos in den Himmel starrte.
»Wir haben einen Auftrag auszuführen«, sagte Morris. »Ich möchte, dass du ins Dorf zurückgehst, dich zu Hause einschließt und bis zum Morgen wartest. Sobald die Sonne …«
Kate und Jamie unterbrachen ihn beinahe gleichzeitig.
»Sie können mich doch nicht hier zurücklassen!«
»Wir können sie unmöglich hier zurücklassen!«
Morris zog seinen Helm ab und warf ihn mit einem lauten Krachen zu Boden. Der Rest des Teams zuckte zusammen.
»Herrgott noch mal!«, brüllte er. »Das ist doch kein Pfadfinderlager hier oder irgendein verdammter Abenteuerurlaub! Das ist eine streng geheime militärische Operation, ich bin der ranghöchste Offizier, und ihr werdet tun, was ich sage! Ist das klar?«
Schweigen. Fünf Gesichter starrten Morris an, der vor Wut tiefrot angelaufen war.
»Das war wirklich sehr beeindruckend, Tom«, sagte Larissa schließlich. »Wirklich. Sehr beeindruckend.«
Kate kicherte, und Jamie spürte, wie er unwillkürlich grinsen musste. Selbst McBride und Stevenson gelang es nicht, ernst zu bleiben.
Gleich darauf musste Morris selbst grinsen. »Sorry«, sagte er. »Schätze, ich habe mich wohl ein wenig hinreißen lassen.«
Jamie stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir können sie nicht hier zurücklassen, Tom«, sagte er. »Das wissen Sie selbst.«
»Ja, ich weiß«, antwortete Morris und wandte sich an Kate. »Kannst du uns von hier zum Kloster führen?«
Kate erhob sich. »Kein Problem.«
43
Der Stoff, aus dem Albträume sind
Das Team, jetzt um ein Mitglied stärker, marschierte durch die Wälder. In der Ferne ragten die Wälle des alten Klosters über die Baumwipfel, erhellt von einem orangefarben flackernden Lichtschein.
Kate hatte sie über einen gewundenen Pfad zwischen den Bäumen hindurchgeführt. Sie trug den Pflock, den Jamie ihr gegeben hatte, vor sich her wie eine Wünschelrute, die Faust fest um den Gummigriff gelegt. Larissa schwebte über ihnen und hielt nach Anzeichen von Bewegung Ausschau. Einmal mussten sie eine breite Lichtung mit einem Fußballfeld überqueren, dann waren sie wieder zwischen den Bäumen.
McBride führte die kleine Gruppe, gefolgt von Jamie und Kate, die nebeneinander gingen, dann kam Stevenson und schließlich Morris, der wieder den Abschluss bildete.
»Wie alt bist du eigentlich?«, fragte Kate mit zitternder Stimme.
Jamie sah, wie schwer es ihr fiel, die Fassung zu bewahren. »Sechzehn«, antwortete er. »Und du?«
»Ich auch«, sagte sie und grinste. »Seit letztem Monat.«
»Hast du gefeiert?«
»Nein. Mein Vater musste arbeiten«, sagte sie. »Aber er will nächsten Monat mit mir aufs Festland fahren. Wir gehen einkaufen.«
Bei dem Gedanken an ihren Vater verzog sie vor Schmerz das Gesicht, und Jamie überkam eine Woge von Mitgefühl. »Ich bin sicher, er hat es geschafft«, sagte er.
»Ich auch«, antwortete sie.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher, bis sie erneut das Wort ergriff. »Wie bist du hierhergekommen?«, fragte sie und sah ihn an.
Diesmal lachte er auf. »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete er.
»Wir
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