Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Department 19 – Die Mission

Department 19 – Die Mission

Titel: Department 19 – Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
Vom Netzwerk:
nieder. Der Agent drehte ihn behutsam herum und zuckte zusammen.
    Im Rücken des Mannes klaffte ein weites Loch, eine tiefe konische Wunde voller Dreck und winziger Holzsplitter.
    »Wahrscheinlich ein Ast«, sagte McBride. »Drehen Sie ihn auf den Rücken.«
    Jamie tat wie geheißen und rollte den Verletzten behutsam auf den Rücken. McBride legte den Kopf auf die schmale Brust des Mannes und lauschte, dann richtete er sich wieder auf und sah Jamie hilflos an.
    »Er hat Blut in den Lungen«, sagte er leise. »Ich kann nichts für ihn tun. Er muss sofort in ein Krankenhaus.«
    Ein furchtbarer Widerstreit der Gefühle erfasste Jamie.
    Entweder dieser Mann hier oder deine Mutter. Du weißt, dass es keinen anderen Weg gibt. Wenn du ihn zum Festland bringst, ist deine Mutter tot, bevor du wieder hier sein kannst.
    Der verwundete Mann ersparte ihm die Entscheidung.
    Er sah die beiden Männer mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an, atmete röchelnd, und dann gab sein Herz nach, und er starb in Jamies Armen.
    »Mein Gott …«, flüsterte McBride, senkte den Kopf und bekreuzigte sich.
    Jamie starrte den Toten schweigend an. Seine letzten Augenblicke auf der Welt waren voller Schmerz und Angst gewesen, und das hatte er nicht verdient. Er war lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, weiter nichts.
    Nur du bist schuld daran. Alexandru hat das getan, weil du versucht hast, ihn aufzuspüren.
    Jamie stieß ein lautes Schluchzen aus. Hinter dem roten Visier rannen heiße Tränen über seine Wangen und tropften auf die Uniform.
    Das ist alles deine Schuld. Deine Schuld.
    Er sank zu Boden und ließ den Kopf hängen. Er fühlte sich schwer, viel zu schwer, um aufzustehen und weiterzumachen. Plötzlich war er müder als jemals zuvor in seinem Leben, und er sackte hintenüber ins kalte Gras.
    Doch er kam nicht unten an. Zwei Hände packten ihn unter den Achseln, zogen ihn mühelos auf die Beine und drehten ihn herum. Larissa betrachtete ihn mit einem Ausdruck allergrößter Verzweiflung. Dann streckte sie die Hand aus, nahm ihm den Helm vom Kopf und küsste ihn zärtlich.
    Jamie erwiderte ihren Kuss rein instinktiv. Hinter ihm lag der Tote, und daneben kniete McBride und weinte. Jamie küsste Larissa, überzeugt, dass er wahnsinnig werden würde, wenn er nicht einen Weg fand, irgendetwas zu empfinden.
    Behutsam löste sie sich von ihm und sah ihn an. »Du wirst nicht aufgeben«, sagte sie. »Ich lasse nicht zu, dass du aufgibst.«
    Jamie horchte in sich hinein und erkannte, dass sie recht hatte. Er würde nicht aufgeben. Er würde diesen Albtraum durchstehen bis zum Ende, und wenn er dabei sterben würde. Das schuldete er all jenen, die durch Alexandru ihr Leben verloren hatten.
    Er lächelte Larissa tapfer an, und sie erwiderte sein Lächeln. Dann legte er McBride die Hände auf die Schultern und sah dem Agenten in die Augen.
    »Wir machen weiter«, sagte er so entschieden, wie er konnte, dann deutete er auf den toten Mann im Gras. »Wir bringen das hier zu Ende. Für ihn und für all die anderen.«
    McBride sah ihn aus geröteten Augen an.
    »Jawohl, Sir«, sagte er.
    Larissa schwebte wieder hinauf in die Luft und versprach, Wache zu halten. Jamie und McBride standen gerade im Begriff, zur Straße zurückzukehren, wo Morris und Stevenson inzwischen auf sie warten mussten, als McBride plötzlich erstarrte.
    »Wir werden beobachtet«, flüsterte er. »Sehen Sie nicht hin. Richtung drei Uhr, hinter dem Baum.«
    Jamie wartete fünf Sekunden, bevor er den Kopf langsam, ganz langsam in die angegebene Richtung drehte. Zuerst sah er nichts außer den schwarzen Umrissen der Bäume. Dann, als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er das bleiche Gesicht eines Mädchens, das zu ihnen herüberstarrte. Er drehte sich genauso langsam wieder zu McBride zurück.
    »Ein Mädchen«, flüsterte er.
    Der Agent nickte.
    »Was machen wir?«, fragte Jamie.
    McBride antwortete nicht, sondern drehte sich zu dem Mädchen um.
    »Wir tun dir nichts«, rief er mit lauter, klarer Stimme. »Komm raus. Hörst du? Wir werden dir nichts tun!«
    Das Mädchen rührte sich nicht. Es kam nicht zwischen den Bäumen hervor, doch es rannte auch nicht panisch davon.
    McBride legte seinen T-Bone auf den Boden und hielt die leeren Hände hoch, damit das Mädchen sehen konnte, dass er unbewaffnet war. Jamie folgte seinem Beispiel, legte seine Waffe vorsichtig ab und hob die Hände. Sie standen da und warteten. Schließlich hörten sie

Weitere Kostenlose Bücher